Ultraschall der Bauchhöhle

Der Ultraschall der Bauchhöhle (Abdomen) ist eine Untersuchung, bei der die Leber, die Gallenblase, die Gallenwege, die Bauchspeicheldrüse, die Nieren, die Nebennieren, die Milz, die Aorta und die anderen großen Blutgefäße im Bauchraum dargestellt werden können. Der Darm wird ebenfalls abgebildet, ist aber oft nicht so gut zu beurteilen.

Bauchhöhle

Bauch ohne Magen und Duenndarm.jpg
Organe der Bauchhöhle ohne Magen und Dünndarm

In der Bauchhöhle befinden sich viele unterschiedliche Organe. Die größten sind der Magen, der Zwölffingerdarm, der Dünndarm, der Dickdarm, die Leber, die Milz, die Bauchspeicheldrüse, die Nieren, die Harnwege und die Harnblase. Alle diese Organe bestehen aus sogenanntem Weichgewebe, sodass keines von ihnen detailliert auf Röntgenbildern ohne Kontrastmittel dargestellt werden kann. Mit der Methode des Ultraschalls (Sonografie) jedoch lassen sich die Strukturen dieser Organe recht gut abbilden und auffällige Veränderungen erkennen. Die untersuchenden Ärzte sollten jedoch im Umgang mit dem Ultraschall versiert sein, weil das Verfahren nur zu genauen Ergebnissen führt, wenn sie/er genügend Erfahrung damit hat.

Was ist Ultraschall?

Bei Ultraschall handelt es sich um Schallwellen, die in den Körper von einem Schallkopf aus gesendet werden. Die Schallwellen haben eine so hohe Frequenz, dass sie für das menschliche Ohr nicht hörbar sind. Wenn Schallwellen auf Körpergewebe treffen, entsteht ein Echo. Dadurch werden die Schallwellen im Gewebe reflektiert, also Richtung Schallkopf zurückgeworfen und dort ausgewertet. Die Ultraschallsonde kann somit sowohl Ultraschallsignale senden als auch empfangen. Nach der Verarbeitung auf einem Computer werden die ankommenden Schallsignale als Schwarz-Weiß-Bilder auf einem Bildschirm angezeigt. In einigen Fällen wird eine Ultraschallmethode verwendet, das farbige Bilder darstellen kann.

Verschiedene Arten von Körpergewebe weisen eine unterschiedliche Dichte auf. Die Schallsignale (Echos), die zur Sonde zurückkommen, variieren daher je nach Organ und Gewebetyp. Beispielsweise liefert Knochen- und Fettgewebe unterschiedliche Echo- oder Schallsignale. Die verschiedenen Gewebe und Organe lassen sich so in der Regel auf den Bildern, die während der Ultraschalluntersuchung auf einem Bildschirm dargestellt werden, voneinander unterscheiden. Die Reflexion von Luft ist so stark, dass das Gewebe hinter Luftansammlungen nicht beurteilt werden kann. Daher stören große Lufteinschlüsse im Darm die Darstellung der Bilder.

Im Gegensatz zum Röntgen besteht beim Ultraschall kein Risiko durch Strahlung; auch sonst verursacht die Untersuchung keine Nebenwirkungen. Bei der Untersuchung setzt die Ärztin oder der Arzt einen von verschiedenen möglichen Ultraschallköpfen von außen auf die Haut auf, nachdem etwas Kontaktgel aufgetragen wurde, um die Darstellung zu verbessern.

Was bedeutet Ultraschall des Bauchs?

Ultraschall des Bauchs ist eine nichtinvasive Untersuchung, um die Organe und Strukturen im Bauchraum zu beurteilen. Die Untersuchung liefert schnell einen Überblick über die verschiedenen Organe und eventuell vorhandene Auffälligkeiten. Zwar ist die Untersuchung meist genauer, wenn die Patientin/der Patient zuvor etwa 4 Stunden nichts gegessen und getrunken hat, aber auch im anderen Fall ist diese Untersuchung meist aussagekräftig. Da Ultraschallgeräte in der Regel in jeder Klinik zur Verfügung stehen und ohne weitere Vorbereitung zu nutzen sind, kommen sie gerade bei Notfällen oder akuten Krankheiten oft als erste Untersuchung zum Einsatz.

Ultraschall kann auch verwendet werden, um den Blutfluss in den Gefäßen zu den verschiedenen Organen und den Durchmesser der Blutgefäße selbst zu beurteilen, eine sogenannte Doppler-Untersuchung.

Bei der Ultraschall-Untersuchung können die Ärzte beurteilen, ob die entsprechenden Organe die übliche Größe haben, das Gewebe eine normale Struktur aufweist oder ob sich auffällige Veränderungen in den Organen oder deren Umgebung darstellen lassen.

Wann wird eine Ultraschalluntersuchung des Bauchs vorgenommen?

Ein Ultraschall der Bauchhöhle wird in erster Linie wegen unklarer chronischer oder auch akuter Bauchbeschwerden durchgeführt oder in Fällen mit Verdacht auf Erkrankungen der Gallenwege, der Leber, z. B. Gelbsucht, der Bauchspeicheldrüse, der Milz oder der Nieren. Auch nach einem Unfall kommt diese Untersuchung zum Einsatz um zu überprüfen, ob auch Bauchorgane mitverletzt wurden. 

Patientenvorbereitung

Die Patienten sollten nach Möglichkeit mindestens vier Stunden vor der Untersuchung nichts mehr essen, damit die Gallenblase voll ist und so wenig Darmgase wie möglich vorhanden sind. Im Notfall kann die Untersuchung ohne vorausgehendes Fasten durchgeführt werden, aber die diagnostische Aussagekraft ist schlechter. Die Untersuchung ist schmerzfrei.

Untersuchung

Patienten werden in der Regel auf dem Rücken liegend untersucht, für manche Einstellungen ist es günstiger, wenn sie sich auf die Seite drehen. Die Ärztin/der Arzt trägt ein wenig Gel auf dem Bauch auf, damit ein Kontakt zwischen Schallkopf und Haut besteht. Die untersuchende Person lässt die Sonde meist in kreisenden Bewegungen über den Bauch gleiten, während die Bilder auf dem Monitor angezeigt werden. Während der Untersuchung wird die Patientin/der Patient gelegentlich gebeten, den Atem anzuhalten, damit bessere Ergebnisse erzielt werden können. Der Ultraschall kann nicht über offenen Wunden oder über Verbände hinweg durchgeführt werden. Die Gesamtuntersuchungszeit beträgt ca. 15–45 min.

Wonach wird die Ärztin/der Arzt suchen?

Die Leber wird im Hinblick darauf untersucht, ob sie vergrößert ist und ob es Verdickungen, Tumoren oder Zysten im Gewebe gibt. Die Untersuchung der Gallenwege gibt Antworten darauf, ob Gallensteine vorhanden sind, oder, wenn es Anzeichen dafür gibt, ob sich die Gallensteine im Gallengang gestaut haben. Die Bauchspeicheldrüse kann in seltenen Fällen entzündet sein, und es können sich Zysten oder Tumoren in der Drüse befinden. Die Nieren werden untersucht, um Zysten, Tumoren, Nierensteine und Abflussblockaden nachzuweisen. Am Darm lassen sich z. B. ein Darmverschluss erkennen oder Hinweise auf chronisch entzündliche Darmkarnkheiten finden. Andere zu untersuchende Organe sind die Nebennieren, die Milz, die großen Blutgefäße und die Lymphknoten. Insbesondere eine mögliche Aufweitung der Bauchschlagader (Aortenaneurysma) lässt sich mittels Ultraschall gut erkennen.

Für einen ersten Überblick ist der Ultraschall eine schnelle und kostengünstige Untersuchung; es lassen sich darüber hinaus viele Krankheiten per Ultraschall sehr genau untersuchen. Der Dopplerultraschall ist für die Abklärung von Gefäßverengungen, Gefäßaufweitungen und Blutgerinnseln sehr hilfreich.

Per Ultraschall lassen sich auch Ansammlungen von Flüssigkeit im Bauchraum, etwa bei Wassersucht (Aszites) oder bei großen Blutungen nach einem Unfall darstellen. Es kommen manchmal spezielle Ultraschallverfahren zum Einsatz, um bestimmte Strukturen genauer beurteilen zu können (z. B. auch mit Kontrastmittel). Häufig verordnet die Ärztin/der Arzt nach der Ultraschalluntersuchung aufgrund des Befundes eine anschließende gezieltere Untersuchung mittels CT, MRT oder anderen Verfahren.

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  • Susanne Meinrenken, Dr. med., Bremen

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References

Based on professional document Sonografie, Abdomen. References are shown below.

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