Augenschäden bei Bluthochdruck

Eine Schädigung des Auges bei einem Bluthochdruck (Hypertonie) betrifft die kleinen Blutgefäße im Auge, die sogenannten Arteriolen in der Netzhaut. Die Gefäße verändern ihre Form, es kann zu Blutungen kommen: Folge ist eine Einschränkung des Sehvermögens.

Wie äußert sich eine Augenschädigung infolge einer Hypertonie?

Eine Schädigung des Auges bei einem behandlungsbedürftigen Bluthochdruck (Hypertonie) manifestiert sich in Form von Veränderungen in den kleinen Blutgefäßen, den sog. Arteriolen in der Netzhaut des Auges (Retina). Diese Erkrankung wird in der Fachsprache hypertensive Retinopathie genannt.

In der Regel dauert es bei bestehendem Bluthochdruck viele Jahre, bevor Veränderungen in der Netzhaut sich entwickeln bzw. nachgewiesen werden können. Steigt der Blutdruck jedoch aufgrund einer anderen Krankheit (z. B. Nierenschäden) innerhalb kurzer Zeit sehr stark an, können sich die Veränderungen an den Netzhautarterien auch sehr schnell entwickeln. Je nach Ausmaß der Schäden an der Netzhaut ergibt sich eine zunehmende Einschränkung des Sehvermögens bis zum Sehverlust.

Ursache

Der hohe Blutdruck führt dazu, dass die kleinen Blutgefäße in der Netzhaut einem ungewöhnlich starken Druck ausgesetzt sind und somit mehr beansprucht werden als bei gesunden Menschen. Anfangs reagieren die kleinen Gefäße darauf mit einer Engstellung. Eine Arterienverkalkung (Arteriosklerose) entwickelt sich bei Patienten mit einem hohen Blutdruck schneller als bei Personen mit einem normalen Blutdruck. Auch die Arteriolen in der Netzhaut können davon betroffen sein; weitere Schäden sind einer Verdickung der Arterienwand bei gleichzeitigem Verlust der Festigkeit. Durch den erhöhten Druck auf die Gefäße kann Flüssigkeit durch die Gefäßwand ins Gewebe übertreten (Exsudat). Ebenso wie Blutgefäße an anderen Körperstellen können sie einerseits reißen und Blutungen an der Netzhaut auslösen. Andererseits können die Blutgefäße auch von Blutgerinnseln verstopft werden. Bereiche der Netzhaut, die von einer Blutung betroffen sind oder von einem durch ein Blutgerinnsel verstopftes Gefäß versorgt wurden, werden dauerhaft geschädigt. Nerven, die durch die reduzierte Blutzufuhr und damit verringerte Sauerstoffversorgung ebenfalls geschädigt werden, weisen ebenfalls sichtbare Schäden auf (sog. „Cotton-wool“-Herde). Auch die Stelle der Netzhaut, an der der Sehnerv Richtung Gehirn zieht (Papille), kann durch die mangelnde Blutversorgung geschädigt sein und anschwellen (Papillenödem).

Je umfangreicher diese Schäden sind, desto stärker verschlechtert sich das Sehvermögen.

Die Gefahr für eine Arteriosklerose erhöht sich, wenn Sie rauchen, hohe Blutfettwerte, einen Diabetes mellitus vom Typ 1 oder Typ 2 oder eine erbliche Veranlagung für solche Erkrankungen aufweisen.

Diagnostik

Augenschäden bei Hypertonie

Da die Augenschädigungen bereits aufgetreten sein können, bevor die betroffene Person Beschwerden hat, können sie bereits bei einer Routineuntersuchung der Augenärztin/des Augenarztes bei einer Augenspiegelung auffallen. Spätestens bei der augenärztlichen Untersuchung werden diese Veränderungen gefunden, wenn Sie als Patient sich dort wegen zunehmender Sehschwäche vorstellen.

Leiden Sie schon länger an einem hohen Blutdruck, ist es meist empfehlenswert, auch beim Augenarzt den Augenhintergrund (Fundus) untersuchen zu lassen (Funduskopie). Mithilfe des Augenspiegels (Ophthalmoskop) kann die Augenärztin/der Augenarzt ins Auge leuchten und den Augenhintergrund mit der Netzhaut (Retina) untersuchen. Selbst leichte Augenschädigungen, die lange nicht zu Beschwerden führen würden, lassen sich dadurch erkennen. Da solche Befunde ein Warnzeichen für weitere Schäden sind, gilt es entsprechend den Blutdruck noch besser einzustellen.

Allerdings wird Fachleuten zunehmend klar, dass hoher Blutdruck und solche Gefäßveränderungen am Auge nicht besonders eng zusammenhängen. Das heißt, dass recht viele Menschen mit hohem Blutdruck ganz gesunde Augen aufweisen und umgekehrt einige Personen mit gut kontrolliertem Blutdruck deutliche Gefäßschäden an der Netzhaut entwickeln. Eine zu häufige augenärztliche Untersuchung, ohne dass Sie Beschwerden haben, ist daher wohl auch für Patienten mit Bluthochdruck nicht unbedingt sinnvoll. Liegen nur leicht ausgeprägte Veränderungen der Retina vor, dann ist in der Regel eine einmal jährliche Kontrolle beim Augenarzt sinnvoll. Empfohlen wird die Funduskopie jedoch häufiger, wenn die Veränderungen schon weiter fortgeschritten sind. Auch für Patienten mit schon lange bestehendem oder schlecht eingestelltem Bluthochdruck oder solchen, bei denen zusätzlich noch andere Risikofaktoren für Gefäßveränderungen vorliegen, ist eine häufigere Untersuchung beim Augenarzt oft sinnvoll. Ihr behandelnder Arzt wird Sie hierzu individuell beraten können. 

Haben Sie bereits Sehprobleme und lassen sich deshalb augenärztlich untersuchen, sollten Sie die Ärztin/den Arzt informieren, wenn Sie bereits wegen eines Bluthochdrucks in Behandlung sind. Manchmal kommt es erst nach vielen Jahren mit hohem Blutdruck zu einer solchen Situation. In anderen Fällen kann ein kurzzeitiger besonders hoher Blutdruck der Auslöser sein.

Werden die beschriebenen Gefäßveränderungen im Auge festgestellt, müssen diese behandelt und vom Augenarzt weiter beobachtet werden. In bestimmten Fällen kann ein Krankenhausaufenthalt notwendig sein, u. a. zu Untersuchungszwecken und zur Blutdruckbehandlung.

Behandlung

Ziel der Behandlung ist es, weitere Schäden infolge des hohen Blutdrucks zu vermeiden. Oberste Priorität hat dabei eine konsequente Blutdruckbehandlung. Dies bedeutet in der Regel höhere Dosen von bereits verwendeten Blutdruckmedikamenten und möglicherweise den Einsatz weiterer Wirkstoffe, um die Blutdruckwerte dauerhaft in einen gesunden Bereich zu bringen.

Zu wichtigen prophylaktischen Maßnahmen zählen Raucherentwöhnung, Bewegung, gesunde Ernährung und Gewichtsreduktion. Diese Maßnahmen tragen außerdem unterstützend zu einem eher niedrigen Blutdruck bei.

Prognose

Augenschäden bei Bluthochdruck sollten erst genommen werden, denn sie können zur Erblindung führen. Diese Netzhautveränderungen sind zudem ein Anzeichen für ein erhöhtes Risiko für weitere bluthochdruckbedingte Komplikationen, z. B. Schlaganfall, Nierenschäden, Herzinfarkt usw.

Die Früherkennung von Netzhautveränderungen und eine intensivere Therapie des Bluthochdrucks reduzieren die Gefahr von Augenschäden. Gleichzeitig verringert sich das Risiko für weitere Komplikationen durch Blutgefäßverkalkungen.

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  • Susanne Meinrenken, Dr. med., Bremen

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