Netzhautablösung

Die Netzhaut (Retina) ist die sensorische Gewebeschicht des Auges, in der sch die Nervenzellen befinden, die die Lichtreize verarbeiten und ans Gehirn weiterleiten. Diese dem Augapfel von innen eng anliegende Schicht kann sich ablösen; das Risiko hierfür nimmt im Allgemeinen mit dem Alter zu. Unbehandelt kann dies zum vollständigen Sehverlust führen. Es stehen je nach Ursache und Ausmaß verschiedene Therapiemöglichkeiten zur Verfügung.

Was versteht man unter einer Netzhautablösung?

Die Netzhaut ist eine dünne Gewebeschicht, die dem hinteren Abschnitt des Augapfels im Augeninneren eng anliegt. Hier sind zahllose Nervenzellen vorhanden, die das durch die Augenlinse einstrahlende Licht als Signal aufnehmen, verarbeiten und an das Gehirn weiterleiten. So entsteht ein entsprechendes Bild im Gehirn: Wir sehen etwas.

Löst sich die Netzhaut von ihrer Unterfläche, so spricht man von einer Netzhautablösung (Amotio retinae). Es kommt zum Sehverlust in dem betroffenen Bereich (der zunächst sehr klein sein kann). Häufig geschieht dies relativ plötzlich. Betroffene vergleichen den Vorgang häufig mit „einer Gardine, die vor das Gesichtsfeld gezogen wird“.

Oftmals beginnen die Sehstörungen an den Rändern des Gesichtsfeldes und breiten sich nach und nach zum Zentrum hin aus. Die Netzhautablösung verursacht keine Schmerzen. Manche Patienten berichten, sie hätten bereits einige Zeit zuvor bestimmte Warnsymptome wahrgenommen. Dies können beispielsweise blinkende Lichter, kleine Lichtblitze oder dunkle Punkte sein, die im Gesichtsfeld des betroffenen Auges zu schweben scheinen (wie schwirrende Mücken vor dem Auge).

Eine Netzhautablösung kann in jedem Alter vorkommen, häufig sind allerdings ältere Personen betroffen. Es handelt sich um eine relativ seltene Erkrankung: Rund 1 von 10.000 Personen erleidet jährlich eine Netzhautablösung.

Ursachen

Das Augeninnere ist mit einer klaren, gelartigen Masse gefüllt, dem sogenannten Glaskörper. Kommt es zu einem Loch oder Riss in der Netzhaut, kann ein Teil der Flüssigkeit des Glaskörpers austreten und dazu führen, dass sich die Netzhaut an dieser Stelle von ihrer Unterfläche löst. Die Sinneszellen in dem betroffenen Gebiet verlieren dadurch ihre Verbindung zum Gehirn und können keine Sehimpulse mehr weiterleiten.

Degenerative Netzhautveränderungen können aufgrund des Alters oder infolge von Verletzungen, Entzündungen oder anderen Erkrankungen auftreten. Es wird zwischen drei ursächlichen Varianten der Netzhautablösung unterschieden: 

  1. Die rhegmatogene Amotio, verursacht durch alterungsbedingte Risse in der Netzhaut, ist die häufigste Variante der Netzhautablösung.
  2. Die traktive Amotio, bei der Narbengewebe des Glaskörpers an der Netzhaut zieht, ist eine komplizierte Form der Netzhautablösung. Das Narbengewebe kann durch frühere Blutungen, Verletzungen, Operationen, Infektionen oder anderweitige Entzündungen entstanden sein.
  3. Die exsudative Amotio, bei der es auch zu einer Spaltbildung mit Flüssigkeitsansammlung unter der Netzhaut kommt. Hier wird die vermehrte Flüssigkeit jedoch unter anderem infolge von Entzündungen oder Tumoren verursacht.

Das Risiko einer Netzhautablösung nimmt mit dem Alter zu. Bereits stattgehabte Netzhautablösungen erhöhen das Risiko, dass es erneut zu einer Amotio kommt, wobei dasselbe oder das andere Auge betroffen sein kann. Starke Kurzsichtigkeit geht ebenfalls mit einem erhöhten Risiko für eine Ablösung der Netzhaut einher. Familiäre Häufungen kommen vor. Nach einer Augenoperation besteht ein insgesamt höheres Risiko für Netzhautablösungen.

Bei jungen Menschen sind akute Verletzungen, wie etwa durch einen harten Schlag aufs Auge, die häufigste Ursache für Netzhautablösungen. Risikofaktoren für einen solchen physikalischen Einfluss sind auch hohe Geschwindigkeiten, wie beim Fahren in schnellen Fahrgeschäften oder beim Bungee-Jumping.

Angeborene Fehlbildungen oder Augenkrankheiten sind auch mit einem erhöhten Risiko verbunden. Folge eines lange bestehenden Diabetes mellitus kann zudem eine traktive Netzhautablösung sein.

Diagnostik

Die Anamnese ist oftmals charakteristisch mit der typischen Symptombeschreibung, als wäre eine Gardine (meist von der Seite aus) vor das Gesichtsfeld gezogen worden, wie ein Schleier oder Schatten. Die möglicherweise bereits bekannten Lichtblitze und scheinbar vorm Auge fliegenden schwarzen Pünktchen nehmen plötzlich an Intensität zu.

Eine Ophthalmoskopie (genaue Untersuchung des Auges bzw. des Augenhintergrundes: Fundoskopie) ermöglicht häufig eine eindeutige Diagnose oder gibt Hinweise auf den Bedarf einer erweiterten Diagnostik. Zusätzlich wird die Sehschärfe genau bestimmt. Möglicherweise erfolgt auch eine Ultraschalluntersuchung und (im Falle einer Verletzung) ein Computertomogramm.

Grundsätzlich können mehrere verschiedene Augenkrankheiten ähnliche wie die oben genannten Beschwerden auslösen. Wird jedoch eine Netzhautablösung festgestellt oder besteht der Verdacht, erfolgt eine rasche Überweisung oder Einweisung zur möglichst schnellen Therapie.

Therapie

Ziel der Behandlung bei einer Netzhautablösung ist es, die Sehkraft so weit wie möglich zu erhalten. Dafür ist es von enormer Bedeutung, dass Sie bereits bei den ersten Symptomen einen Augenarzt aufsuchen. Sie werden aufgefordert sich hinzulegen, damit es nicht, begünstigt durch die Schwerkraft, zu einer weiteren Ablösung der Netzhaut kommt.

Eine Netzhautablösung kann auf verschiedene Art und Weise behandelt werden. Welche Art der Behandlung infrage kommt, und wie bald mit den Behandlungsmaßnahmen begonnen werden muss, hängt in erster Linie von der Variante der Netzhautablösung ab. Es wird versucht, die Netzhaut wieder an ihrer Unterfläche zu befestigen.

Je eher Sie einen Arzt aufsuchen und behandelt werden, desto besser ist in der Regel das Therapieresultat.

Handelt es sich um noch sehr kleine Risse der Netzhaut, ohne dass es bereits zu einer Ablösung gekommen ist, lässt sich mit einer Lasertherapie erreichen, dass diese Stellen sich wieder an den Augenhintergrund anheften. Ähnlich wirkt auch eine Kältebehandlung (Kryotherapie). Zudem gibt es operative Methoden, den Augapfel von außen etwas nach innen zu drücken, sodass sich die Netzhaut von innen wieder anlegt. In weit fortgeschrittenen Fällen kann auch der gesamte Glaskörper entfernt und durch einen künstlichen ersetzt werden. Dieser wird mit Flüssigkeit und Gas so gefüllt, dass er die Netzhaut wieder an den Augenhintergrund andrückt.

Prognose

Unbehandelt führt eine Netzhautablösung zum vollständigen Verlust der Sehfähigkeit auf dem betroffenen Auge. In 90 % aller Fälle lassen sich mit einer Operation gute Erfolge erzielen; der Zeitfaktor, also der Zeitraum bis zum Behandlungsbeginn, spielt dabei eine entscheidende Rolle.

Frühere Netzhautablösungen erhöhen das Risiko, dass es erneut zu einer Amotio kommt, wobei dasselbe oder das andere Auge betroffen sein kann. Suchen Sie daher baldmöglichst wieder eine Augenärztin/einen Augenarzt auf, sofern Sie Warnsymptome wie Lichtblitze oder Schatten im Gesichtsfeld auf einem Auge wahrnehmen. Fragen Sie Ihre Ärztin bzw. Ihren Arzt, auf welche Warnzeichen Sie besonders achten sollten.

Zur Vorbeugung einer Netzhautablösung kann es sinnvoll sein, bei Sportarten mit starkem Körperkontakt eine Schutzbrille zu tragen; dies gilt v. a. für kurzsichtige Personen. Wer an Diabetes leidet, sollte auch zum Schutz seiner Sehfähigkeit darauf achten, dass die Krankheit gut kontrolliert wird.

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  • Susanne Meinrenken, Dr. med., Bremen

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