Durst und Austrocknung

Durst macht sich bemerkbar, wenn die Körperzellen zu wenig Flüssigkeit enthalten. Es handelt sich um eine Reaktion des Körpers, die zur Aufrechterhaltung eines ausgeglichenen Flüssigkeitshaushalts im Körper beiträgt.

Was ist Durst?

  • Durst macht sich bemerkbar, wenn die Körperzellen zu wenig Flüssigkeit enthalten. Es handelt sich um eine Reaktion des Körpers, die zur Aufrechterhaltung eines ausgeglichenen Flüssigkeitshaushalts im Körper beiträgt.
  • Befindet sich zu wenig Flüssigkeit im Körper, steigt der Salzgehalt im Blut und in den Körperzellen. Dieser Zustand kann zu Störungen lebenswichtiger Organe führen, beispielsweise am Nervensystem oder Herz.
  • Das Ausmaß der Austrocknung (Dehydratation) wird anhand der durch den Flüssigkeitsverlust verursachten Gewichtsabnahme festgestellt:
    • Eine leichte Austrocknung entspricht einem Verlust von höchstens 5 % des Körpergewichts.
    • Eine deutliche Austrocknung entspricht einem Verlust von 5–10 % des Körpergewichts.
    • Eine schwere bzw. ernste Austrocknung entspricht einem Verlust von 10–15 % des Körpergewichts.

Wie kommt es zu einer Austrocknung?

  • Die häufigste Ursache sind Darminfektionen, die mit Durchfall einhergehen. Dadurch kommt es zu einem deutlich erhöhten Flüssigkeitsverlust über den Darm, den der Kranke oft durch Trinken nicht ausgleichen kann.
  • Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) ist ebenfalls häufig Ursache einer Austrocknung. Ist bei Diabetikern der Zuckerspiegel im Blut zu hoch, wird Zucker in den Urin abgegeben. Zucker bindet Flüssigkeit und entzieht dem Blut sehr viel Wasser. Dadurch wird mehr Urin ausgeschieden und es kommt zu einem Flüssigkeitsmangel und Durst.

Was sind die Ursachen einer Austrocknung?

Häufige Ursachen:

  • Akuter Durchfall:
    • Durchfalls tritt bei Kindern und Jugendlichen häufig auf.
    • Er geht mit Bauchschmerzen oder kolikartigen Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen oder Fieber einher. Vor dem Durchfall kommt es oft zu Übelkeit. Meist sind andere Familienmitglieder oder Personen in der unmittelbaren Umgebung ebenfalls betroffen.
  • Zu niedrige Flüssigkeitszufuhr:
    • Insbesondere ältere und schwächere Menschen trinken meist grundsätzlich zu wenig.
  • Diabetes mellitus Typ 1:
    • Die Erkrankung tritt meist vor dem 40. Lebensjahr auf.
    • Normalerweise äußert sie sich zu Beginn mit akuten Symptomen wie schlechter Allgemeinzustand, erhöhter Harndrang, Durst und Gewichtsabnahme.
  • Diabetes mellitus Typ 2:
    • 80–90 % der Zuckerkranken haben Diabetes mellitus Typ 2. Mehr als die Hälfte der Patienten ist über 65 Jahre.
    • Die Symptome können unspezifisch sein. Die Betroffenen fühlen sich müde, kraftlos, antriebslos oder deprimiert. Sie können auch typische Diabetessymptome wie Durst, Gewichtsabnahme oder Juckreiz oder Pilzinfektionen im Intimbereich zeigen.
  • Nierenversagen:
    • Nierenversagen tritt nicht so häufig wie die anderen Ursachen auf.
    • Es kann sich über eine lange Zeit ohne Symptome entwickeln.
    • Die Symptome können unterschiedlich stark ausgeprägt sein, mögliche Krankheitsanzeichen sind Appetitlosigkeit, Abgeschlagenheit, Übelkeit, Juckreiz, Schluckauf, Durst, psychische Veränderungen, Anämie, Muskelkrämpfe, Knochen- und Gelenkbeschwerden.
  • Überdosierung harntreibender Medikamente:
    • Durch eine intensive und langwierige Therapie mit harntreibenden Medikamenten kann es zu Durst und Austrocknung kommen.
  • Aufenthalt im Warmen, hohes Fieber mit vermehrtem Schwitzen

Seltene Ursachen

  • Psychiatrische Erkrankungen mit vermehrtem Durstgefühl:
    • Es gibt Fälle, bei denen eine psychiatrische Erkrankung dazu führt, dass die Betroffenen extrem viel trinken.
  • Diabetes insipidus:
    • Bei dieser Erkrankung wird zu wenig des Hypophysenhormons ADH ausgeschieden. Dieses Hormon ist für die Regulierung des Flüssigkeitshaushalts wichtig.
    • Dadurch kommt es zu Durst – Betroffene können 5 bis 10 Liter am Tag trinken – und erhöhtem Harndrang.
  • Hyperparathyreoidismus:
    • Beim Hyperparathyreoidismus kommt es zu einer Überaktivität in den Nebenschilddrüsen. Dies führt zu einem hohen Kalziumgehalt im Blut.
    • Normalerweise treten keine Symptome auf, aber mit der Zeit kann es zu Muskel- und Gelenkschmerzen, Konzentrationsstörungen, Müdigkeit, Abgeschlagenheit und depressiven Verstimmungen kommen. Erst bei einem hohen Kalziumgehalt im Blut kommt es zu erhöhtem Harndrang und Austrocknung.

Was können Sie selbst tun?

  • Bei akuten und vorübergehenden Erkrankungen, z. B. Durchfall, ist es wichtig, dass Sie viel trinken. Außerdem sollten die Betroffenen zusätzlich Salz, das beispielsweise in Bouillon enthalten ist, zu sich nehmen.
  • Ältere Menschen mit Hinweisen für eine Austrocknung müssen darauf achten, mehr zu trinken. Dafür sollten sie praktische Tipps bekommen.

Einschätzung des Austrocknungsgrades bei Kindern

  • Wie aktiv ist Ihr Kind?
    • Je lustloser Ihr Kind ist, desto ernster ist sein Zustand.
  • Hautfarbe?
    • Steigt der Grad der Austrocknung, wird die Haut erst blass, danach grau und eventuell fleckig, d. h. es sind die kleinen Blutgefäße in der Haut deutlich zu sehen.
  • Wie elastisch ist die Haut?
    • Nehmen Sie eine Hautfalte auf dem Handrücken zwischen zwei Finger, ziehen Sie sie nach oben und lassen Sie die Hautfalte los. Je ausgetrockneter Ihr Kind ist, desto länger dauert es, bis sich die Hautfalte wieder zurückbildet.
  • Wie sehen die Schleimhäute aus?
    • Je trockener die Schleimhäute sind, desto ernster ist die Austrocknung.
  • Augen?
    • Je eingesunkener die Augen sind, desto wahrscheinlicher ist eine Austrocknung.
  • Harndrang?
    • Je weniger Harndrang, desto ernster die Austrocknung.

Wann sollten Sie einen Arzt aufsuchen?

  • Kinder, die Anzeichen von Austrocknung zeigen, sollten schnell ärztlich behandelt werden. Bei Kindern kommt es schneller zu einer ernsten Austrocknung als bei Erwachsenen.
  • Bei starkem Durst über mehrere Tage oder Wochen sollten Sie einen Arzt aufsuchen.

Wie geht der Arzt vor?

Anamnese

Der Arzt kann Ihnen folgende Fragen stellen:

  • Seit wann leiden Sie an Austrocknung?
  • Wie kam es dazu?
  • Trinken Sie ausreichend?
  • Leiden Sie an Erbrechen und Durchfall?
  • Nehmen Sie harntreibende Medikamente ein?
  • Bestehen andere bekannte Erkrankungen?
  • Haben Sie andere Symptome außer Durst?

Ärztliche Untersuchung

  • Bei der Untersuchung wird die Ärztin beurteilen, wie stark der Patient ausgetrocknet ist sowie zunächst den Kreislauf (Blutdruck, Puls) überprüfen.
  • Bei weniger akuten, aber langwierigen Beschwerden wird in der Regel erst eine sorgfältige körperliche Untersuchung durchgeführt.
  • Ist die Austrockunung schwer, wird nach einer kurzen körperlichen Untersuchung sofort eine Behandlung eingeleitet.

Andere Untersuchungen

  • Bei akutem und vorübergehendem Auftreten sind meist keine zusätzlichen Tests notwendig.
  • In schweren Fällen und bei langanhaltendem Durst werden Blut- und Urinuntersuchungen durchgeführt.
  • Bei langanhaltendem Durst kann mit diesen Untersuchungen festgestellt werden, ob die Ursache eventuell Diabetes mellitus oder Nierenversagen ist.

Überweisung an einen Spezialisten oder ein Krankenhaus

  • Bei einer ernsten Austrocknung kann eine Behandlung im Krankenhaus notwendig sein, dies gilt insbesondere für Kinder.
  • Pflegebedürftige Menschen, die nicht genug trinken, müssen eventuell in ein Pflegeheim eingewiesen werden.
  • In den meisten Fällen kann jedoch der Hausarzt helfen und eine Überweisung an einen Spezialisten oder ein Krankenhaus ist nicht nötig.

Autoren

  • Philipp Ollenschläger, Medizinjournalist, Köln

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