Trommelfellruptur

Zusammenfassung

  • Definition:Zu einer Ruptur des Trommelfells kann es im Rahmen einer Mittelohrentzündung oder durch einen plötzlichen Druckanstieg im Gehörgang (Barotrauma) kommen.
  • Häufigkeit:Kommt häufig vor.
  • Symptome:Bei durch ein Trauma ausgelösten Rupturen treten anfänglich Schmerzen, leichter Hörverlust, Ohrgeräusche und ein Druckgefühl auf. Bei einer akuten Mittelohrentzündung kommt es durch die Ruptur zu einer Schmerzlinderung.
  • Befunde:Eine Ruptur nach einem Trauma führt meist zu einem zentralen Defekt mit ausgefransten Rändern im Trommelfell sowie zu Koageln durch die begleitende Blutung.
  • Diagnostik:Stimmgabeltests können die Verletzung bestätigen.
  • Therapie:Eine Ruptur schließt sich in den meisten Fällen spontan.

Allgemeine Informationen

Definition

  • Zur einer Ruptur des Trommelfells kann es im Rahmen einer Mittelohrentzündung, eines Barotraumas oder durch einen plötzlichen Druckanstieg im Gehörgang kommen.

Häufigkeit

  • Traumatisch
    • in ca. 40 % der Fälle durch Schläge mit der flachen Hand
    • in ca. 20 % der Fälle durch die Benutzung von Wattestäbchen
    • in ca. 15 % der Fälle durch tiefes Tauchen
  • Bei Mittelohrentzündungen
    • vor allem bei Kleinkindern
  • Bei Flugreisen1
    • 10 % der Erwachsenen und 22 % der Kinder zeigen Symptome wie Schwindel, Schmerzen im Ohr und Hörminderung.
    • Perforationen sind selten.

Ätiologie und Pathogenese

ICPC-2

  • H77 Perforation Trommelfell

ICD-10

  • S09 Sonstige und nicht näher bezeichnete Verletzungen des Kopfes
    • S09.2 Traumatische Trommelfellruptur
  • H72.- Trommelfellperforation

Diagnostik

Diagnostische Kriterien

  • Durch Otoskopie nachgewiesene Perforation
  • Ggf. pathologische Stimmgabeltests

Anamnese

  • Bei durch ein Trauma ausgelösten Rupturen:
    • stechende Schmerzen
    • akute Hörminderung
    • Ohrgeräusche
    • Druckgefühl.
  • Bei einer Mittelohrentzündung kommt es zu einer typischen plötzlichen Schmerzlinderung, wenn das Trommelfell perforiert.

Klinische Untersuchung

  • Eine Ruptur nach einem Trauma führt meist zu einem zentralen Defekt mit ausgefransten Rändern im Trommelfell sowie zu Koageln nach einer Blutung.
  • Stimmgabeltests dokumentieren die Schädigung.
    • Der Weber-Versuch lateralisiert zum verletzten Ohr hin.
    • Im Rinne-Versuch zeigt sich eine bessere Knochenleitung als Luftleitung.

Ergänzende Untersuchungen in der Hausarztpraxis

  • Otoskopie beider Ohren

Indikationen zur Überweisung

Therapie

Therapieziele

  • Sekundärinfektion verhindern.
  • Vollständiger Verschluss des Trommelfells

Allgemeines zur Therapie

  • Eine Ruptur schließt sich in den meisten Fällen spontan.3
  • Maßnahmen zur Vorbeugung einer Infektion
  • Vermeidung von Wasser im Mittelohr
  • Ohrspülungen oder Ohrentropfen dürfen aufgrund der Gefahr der Keimverschleppung in das Mittelohr nicht verwendet werden.
  • Vermeidung der Gehörgangsreinigung mit Flüssigkeit oder Wattestäbchen
  • Bei einem einfachen, kleinen Riss Nachuntersuchungen der Patient*innen bis zum vollständigen Verschluss

Medikamentöse Therapie

  • Bei plötzlich einsetzenden Allgemeinsymptomen sollte aufgrund einer möglichen Superinfektion eine systemische antibiotische Therapie eingeleitet werden.
  • Bei Patient*innen mit Otorrhö i. R. einer akuten Oritis media ist eine sofortige Antibiotikatherapie einzuleiten.
  • Zur Antibiotikatherapie siehe auch die Artikel Akute Otitis media und Chronische Otitis media.
  • Bei größeren Rissen haben die Trommelfellränder die Tendenz sich aufzurollen. Es ist eine möglichst schnelle Adaptation über das Ohrmikroskop und eine Zusammenarbeit mit HNO-Ärzt*innen erforderlich.

Chirurgische Therapie

  • Selten ist eine Tympanoplastik erforderlich.3

Prävention – Barotrauma

  • Bei Flugreisen sollten Patient*innen, bei denen das Risiko eines Barotraumas besteht, schlucken/gähnen/das Valsalva-Manöver durchführen.
  • Ggf. können 1/2‒1 Stunde vor der Landung abschwellende Nasentropfen angewendet werden; doch deren Wirkung ist nicht ausreichend nachgewiesen.1
  • Perorale abschwellende Medikamente?
    • Pseudoephedrin kann das Auftreten von Schmerzen und Hörverlust bei erwachsenen Passagier*innen reduzieren, die anfällig für solche Beschwerden sind.1
    • Für Kinder konnte eine vergleichbare Wirkung nicht nachgewiesen werden.1

Verlauf, Komplikationen und Prognose

Verlauf

  • Heilt in der Regel (> 95 %) spontan innerhalb von einigen Tagen bis Wochen.3

Komplikationen

Prognose

  • Im Allgemeinen gut
  • Perforationen aufgrund chronischer Mittelohrentzündung oder Cholesteatom heilen meist nicht spontan aus.2

Verlaufskontrolle

  • Eine bestehende Perforation sollte otoskopisch, evtl. durch HNO-Ärzt*innen, kontrolliert werden, bis die Perforation geschlossen ist.
  • Kontrolle von:
    • Otoskopie
    • Gehör.

Patienteninformationen

Patienteninformationen in Deximed

Illustrationen 

725 Trommelfell mit Perforation.jpg
Trommelfell mit Perforation

Quellen

Literatur

  1. Wright T. Middle-ear pain and trauma during air travel.. BMJ Clin Evid. 2015; Jan19: 0501. pmid:25599243 PubMed
  2. Sinkkonen ST, Jero J, Aarnisalo AA.Tympanic membrane perforation. Duodecim. 2014;130(8):810-8. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
  3. Sagiv D, Migirov L, Glikson E, Mansour J, Yousovich R, Wolf M, Shapira Y. Traumatic Perforation of the Tympanic Membrane: A Review of 80 Cases. J Emerg Med. 2018 Feb;54(2):186-190. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov

Autor*innen

  • Franziska Jorda, Dr. med., Fachärztin für Viszeralchirurgie, Ärztin in Weiterbildung Allgemeinmedizin, Kaufbeuren
  • Marlies Karsch-Völk, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, München

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