Was ist eine Arzneimittel-Rhinitis?
Die Arzneimittel-Rhinitis ist eine Erkrankung mit stark verstopfter Nase und leicht reizbarer Nasenschleimhaut, die nach längerem Gebrauch abschwellender Nasensprays oder Nasentropfen auftritt. In Ausnahmefällen kann die Erkrankung auch durch Medikamente in Tablettenform verursacht werden.
Es handelt sich um eine häufige Erkrankung.
Ursache
Die lokale Anwendung abschwellender Mittel in der Nase bewirkt, dass sich kleine Blutgefäße in der Nasenschleimhaut zusammenziehen. Dies führt zu einer geringeren Durchblutung und einem Abschwellen der Nasenschleimhaut, sodass die Nase weniger verstopft ist.
Wenn Sie das Nasenspray/die Nasentropfen länger als sieben Tage hintereinander anwenden, nimmt die Wirkung ab. Die Durchblutung der Nasenschleimhaut steigt wieder an, es wird mehr Flüssigkeit durch die Gefäßwände ausgeschieden, und die Nasenschleimhaut schwillt an, obwohl Sie die abschwellenden Mittel weiter anwenden. Außerdem wird die Schleimhaut immer stärker gereizt. Die Situation wird dadurch intensiviert, dass die Betroffenen die stärker zugesetzte Nase mit höheren Dosen an Nasenspray/Nasentropfen behandeln. Das bewirkt zwar eine vorübergehende Besserung, es folgt aber schnell wieder ein abnehmender Effekt und so ein erneuter Bedarf, die Dosis noch weiter zu erhöhen. So ergibt sich ein Teufelskreis.
Auch einige Medikamente, die in Tablettenform eingenommen werden, können Rhinitissymptome infolge lokaler Entzündungen, über Nervensignale, die an die Nasenschleimhaut vermittelt werden, oder aufgrund unbekannter Mechanismen verursachen. Beispiele für solche Arzneimittel sind Blutdruckmedikamente (Alphablocker, ACE-Hemmer, Betablocker, Kalziumkanalblocker, Thiazide), Mittel gegen Erektionsstörungen, Antidepressiva, Beruhigungsmittel, Antiepileptika, NSAR und Hormone (Östrogen und Progesteron).
Diagnostik
Die Diagnose wird anhand der typischen Krankengeschichte und des Krankheitsbilds gestellt. Die Erkrankung betrifft Personen, die länger als sieben bis zehn Tage abschwellende Nasensprays oder Nasentropfen angewendet haben. Dieser zu lange Gebrauch führt zu einer noch stärker verstopften Nase. Bei einer Anwendung nur am Abend ist das Risiko einer Arzneimittel-Rhinitis möglicherweise etwas niedriger – und der Mechanismus dauert länger – als bei einer Anwendung zwei- bis dreimal täglich.
Es sind keine weiteren Untersuchungen oder Proben nötig.
Therapie
Das Wichtigste ist, der Erkrankung vorzubeugen. Beenden Sie jede Behandlung mit schleimhautabschwellenden Mitteln nach fünf bis sieben Tagen und nehmen Sie so wenig Dosen wie möglich ein.
Wenn sich die Erkrankung entwickelt hat, hören Sie sofort auf, das Nasenspray oder die Nasentropfen zu nehmen. Wenn Sie den Gebrauch der Mittel einstellen, verstärkt sich die Verstopfung der Nase, was normalerweise aber vorübergeht. Die Schwellung geht ohne weitere Behandlung allmählich von selbst zurück. In der Regel dauert es ein bis zwei Wochen, bevor die Schwellung abnimmt, und vier bis sechs Wochen, bis sie vollständig abgeklungen ist. In seltenen Fällen kann es bis zu einem Jahr dauern, bis die Nase wieder ganz in Ordnung ist.
Eine medikamentöse Behandlung ist normalerweise nicht notwendig. Die Anwendung von kortisonhaltigem Nasenspray kann die Beschwerden nach dem Absetzen der abschwellenden Mittel lindern. Das Kortisonspray muss dann drei bis fünf Wochen lang angewendet werden.
Prognose
Wenn das auslösende Arzneimittel abgesetzt wird, dauert es meist ein bis zwei Wochen, bis sich die Nase wieder öffnet, und vier bis sechs Wochen, bevor die Beschwerden gänzlich abklingen. Manchmal kann es ein Jahr dauern, wieder ganz gesund zu werden.
Bei Patienten, die bereits früher eine Arzneimittel-Rhinitis hatten, ist das Risiko höher, dass die Erkrankung wiederkehrt. Selbst ein bis zwei Jahre nach dem Ende der Therapie kann eine Woche Behandlung mit abschwellenden Mitteln ausreichen, um wieder im Teufelskreis zu landen. Betroffene Personen sollten also völlig auf die Anwendung solcher Nasensprays oder Nasentropfen verzichten.
Weiterführende Informationen
- Arzneimittel-Rhinitis – für ärztliches Personal
Autoren
- Philipp Ollenschläger, Medizinjournalist, Köln
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References
Based on professional document Rhinitis, medikamentöse. References are shown below.
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