Warzen an Fingern und Füßen

Zusammenfassung

  • Definition:Durch humanpathogene Papillomviren (HPV) induzierte Akanthome.
  • Häufigkeit:Altersabhängige Prävalenz. Etwa 33 % der Kinder von 6–12 Jahren. Bei Erwachsenen 3,5 %.
  • Symptome:Meist asymptomatisch, aber kosmetisch störend.
  • Befunde:Hautfarbene Knoten, die mit zunehmendem Wachstum zerklüftet und keratotisch werden. In den Läsionen typischerweise dunkle Punkte, die das Korrelat einer Blutung aus dermalen Kapillaren in das Warzenepithel sind („Warzenhämorrhagien“).
  • Diagnostik:Klinische Diagnose. Bei Zweifeln ggf. Dermatoskopie oder Histopathologie.
  • Therapie:Wegen hoher Rate an Spontanheilung abwartendes Prozedere. Bei Persistenz topische medikamentöse Therapie (u. a. Präparate mit Salicylsäure und/oder 5-FU), Kryotherapie oder chirurgische Exzision.

Allgemeine Informationen

Definition

  • Synonym: Verrucae
  • Durch humanpathogene Papillomviren (HPV) induzierte Akanthome
  • Akanthom: Benigner Tumor der Haut durch Hyperplasie der Epi­dermis

Klinische Einteilung

  • Vulgäre Warzen (Verrucae vulgares)
    • Unterform: Dornwarzen (Verrucae plantares)
  • Plane juvenile Warzen
  • Feigwarzen (Condylomata acuminata)

Häufigkeit

  • Altersabhängige Prävalenz
    • Kinder von 6–12 Jahren: 33 %
    • Erwachsene: 3,5 %

Ätiologie und Pathogenese

  • Infektionen mit dem humanen Papillomvirus (HPV)
    • Über 225 Genotypen identifiziert, wobei die HPV-Typen 1, 2, 4 oder seltener 7 die typischen Verursacher vulgärer Warzen sind.
  • Ansteckung
    • Übertragung von Mensch zu Mensch oder insbesondere bei Kindern durch Autoinokulation

Prädisponierende Faktoren

  • Immunsuppression
    • nach Organtransplantationen eine der häufigsten Hautinfektionen1
  • Warzen bei anderen Familienmitgliedern
  • Hyperhidrose
  • Neurodermitis
  • Akrozyanose

Differenzialdiagnosen

ICPC-2

  • S03 Warzen

ICD-10

  • B07 Viruswarzen

Diagnostik

Diagnostische Kriterien

  • In der Regel Blickdiagnose
  • In Zweifelsfällen Dermatoskopie

Anamnese

  • Prädisponierende Faktoren (s. o.)
  • Typische Symptomatik
    • meist asymptomatisch, aber ästhetisch störend
    • Vor allem bei Warzen unter den Fußsohlen sind Schmerzen beim Gehen möglich.
      • Gefühl von „Stein im Schuh“
  • Bereits durchgeführte Therapie und Therapieerfolg?

Klinische Untersuchung

  • Klinische Unterschiede sind abhängig von der Lokalisation.
  • Druckfreie Areale, z. B. Handrücken
    • Hautfarbene halbkugelige Knoten mit zunächst glatter Oberfläche, die mit
      zunehmendem Wachstum zerklüftet und keratotisch werden.
      Warzen, plantare
      Warzen, plantare
    • In den Läsionen typischerweise dunkle Punkte, die das Korrelat einer Blutung aus dermalen Kapillaren in das Warzenepithel sind („Warzenhämorrhagien“).
  • Gesicht, Hand- und Fußrücken bei Kindern und Jugendlichen
    • flach aufsitzende, polygonale, hautfarbene oder gelegentlich gelbliche und braune Knoten mit stumpfer, feingepunzter Oberfläche
      • „plane juvenile Warzen“
  • Fußsohle
    • Hautveränderungen sind aufgrund der Druckbelastung in der Regel im Hautniveau, weisen aber auch zerklüftete Oberfläche auf.
      Warzen, periunguale
      Warzen, periunguale
  • Lippen, Nase, Augenlider
    • oft filiforme, zapfenartige Gebilde

Weitere Diagnostik

  • In Zweifelsfall Dermatoskopie, mit der sich „Warzenhämorrhagien“ gut darstellen lassen.
  • Ggf. Histopathologie
    • Diagnostisch wegweisend sind sog. Koilozyten (HPV-infizierte Keratinozyten mit optisch leerem Halo um den Kern und basophilen Einschlusskörperchen).

Indikationen zur Überweisung

  • Bei therapierefraktären Beschwerden Überweisung an Dermatolog*in oder Chirurg*in (Exzision)

Therapie

Therapieziele

  • Mögliche Beschwerden lindern.
  • Ausbreitung verhindern.

Allgemeines zur Therapie

  • Bei Warzen besteht eine hohe spontane Regressionsrate, vor allem bei Kindern.
    • Deswegen ist ohne Leidensdruck beobachtendes Abwarten möglich.
  • Bei Leidensdruck besteht eine Vielzahl von Therapieoptionen, die häufig lange Anwendungszeiträume benötigen.
    • Keine Therapie garantiert eine Abheilung der Warze.

Medikamentöse Therapie

  • Salicylsäure zur Keratolyse gehört zur Basistherapie
    • z. B. Applikation eines Salicylsäure-Pflasters für 24–48 Stunden, danach vorsichtige Kürettage der „aufgeweichten“ Warze.
      • für Säuglinge nicht zugelassen
      • Tiefe Exzisionen sind aufgrund der hohen Rezidivrate von ca. 80 % obsolet.
      • Entfernung in der Regel in mehreren Sitzungen ohne örtliche Betäubung
      • Salicylsäurehaltige Pflaster sind apothekenpflichtig, aber nicht verschreibungspflichtig; verordnungsfähig für Kinder bis zum 12. Lebensjahr.
  • Steigerung der Wirksamkeit der Salicylsäure kann vermutlich durch Kombination mit Zytostatikum 5-Fluorouracil (5-FU) erreicht werden.
    • Beispiel: Lösung aus 0,5 % 5-Fluoruracil + 10 % Salicylsäure 2–3 x tgl. für 6 Wochen auftragen.,
    • Hornschicht vor dem Auftragen des Therapeutikums mit einer Kürette (alternativ: kleine scharfe Schere) bis zum Auftreten einer Punktblutung sorgfältig abradieren.
    • Lösung ist apotheken- und verschreibungspflichtig, aber in der Regel keine Kassenleistung.
  • Ameisensäure: Therapieoption für refraktäre Warzen
    • Beispielhafte Anwendung: Pen mit Ameisensäure punktgenau 2 x pro Woche mit einer Kontaktzeit von je 20 sec auf die zu behandelnde Warze halten.
    • Therapiedauer mindestens 6 Wochen
    • Pen ist weder apotheken- noch verschreibungspflichtig.

Weitere Therapien

Kältetherapie

  • Gewebezerstörung durch flüssigen Stickstoff. In der Regel ist eine mehrfache Durchführung notwendig.2
    • Cave: schmerzhaft!
  • Kann auch als Kombinationstherapie durchgeführt werden.3-4

Operative Therapie

  • Eine einzelne Warze an der freien Haut oder im Gesicht, hier besonders die filiformen Warzen, können nach örtlicher Betäubung kürettiert oder abgeschnitten werden.
    • Cave: Narbenbildung!
  • Alternativ ist die Entfernung mittels Laser möglich.

Prävention

  • Feuchte Milieus vermeiden (Cave: Hautmazerationen!).
  • Auf Nikotin verzichten.
  • Kontakt mit Warzen vermeiden.
  • Nicht aufkratzen.

Verlauf, Komplikationen und Prognose

Verlauf

  • Spontanheilung je nach Lokalisation in 25–60 % der Fälle
    • Bei Kindern liegt die Spontanheilungsrate höher, mit zunehmendem Alter nimmt sie ab.5
    • Im Falle einer spontanen Regression erfolgt die Abheilung narbenlos.

Komplikationen

  • Maligne Entartung sehr selten (meist keine Metastasierung, nur lokale Destruktion)5
  • Bakterielle Superinfektion, insbesondere bei Diabetes mellitus
  • Autoinokulation mit Verteilung der Viruspartikel
    • Vor allem bei Kindern, die an Warzen kratzen.

Prognose

  • Die Mehrzahl der Warzen heilt von allein ab.
    • Jedoch können insbesondere bei immunsupprimierten, älteren Patient*innen ausgeprägte, therapierefraktäre Befunde auftreten.

Patienteninformationen

Worüber sollten Sie die Patient*innen informieren?

  • Ist eine Behandlung erforderlich? Besteht Leidensdruck?
    • Warzen sind gutartige und oft von selbst ausheilende Hautveränderungen.
  • Eine Warzenbehandlung ist zeitaufwändig und teils schmerzhaft.
    • Die Behandlung sollte nicht mehr Beschwerden verursachen als ihr Anlass.
  • Warzen sind eher ansteckend in feuchter Umgebung und bei Hautmazeration.
  • In Bädern und Duschen kann man sich durch entsprechende Fußbekleidung schützen; bzw. umgekehrt eine Verbreitung vermeiden, indem man vorhandene Warzen mit Warzenmitteln behandelt oder mit wasserfesten Warzenpflastern abdeckt.
  • Warzen sollten nicht aufgekratzt werden, blutenden Warzen sind hochansteckend.

Patienteninformationen in Deximed

Illustrationen

wart.jpg
Warzen am Ringfinger
Periunguale Warzen
Plantarwarzen

Quellen

Literatur

  1. Ulrich C, Arnold R, Frei U, Hetzer R, Neuhaus P, Stockfleth E. Skin changes following organ transplantation—an interdisciplinary challenge. Dtsch Arztebl Int 2014; 111(11): 188–94. www.aerzteblatt.de
  2. Kwok CS, Gibbs S, Bennett C, et al. Topical treatments for cutaneous warts. Cochrane Database Syst Rev 2012 Sep 12; 9: CD001781. doi:10.1002/14651858.CD001781.pub3 DOI
  3. Cockayne S, Hewitt C, Hicks K, et al. Cryotherapy versus salicylic acid for the treatment of plantar warts (verrucae): a randomised controlled trial. BMJ 2011; 342: d3271. BMJ (DOI)
  4. Bruggink SC, Gussekloo J, Berger MY, et al. Cryotherapy with liquid nitrogen versus topical salicylic acid application for cutaneous warts in primary care: randomized controlled trial. CMAJ 2010; 182: 1624-30. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
  5. Sterling JC, Gibbs S, Hague Hussain SS, et al. British Association of Dermatologists' guidelines for the management of cutaneous warts 2014. Br J Dermatol 2014; 171: 696-712. pmid:25273231 PubMed

Autor*innen

  • Lino Witte, Dr. med., Arzt in Weiterbildung Allgemeinmedizin, Münster

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