Zusammenfassung
- Definition:Befall mit dem Hefepilz Malassezia furfur, der zu einer oberflächlichen Pilzinfektion führt.
- Häufigkeit:Die Prävalenz in gemäßigten Breiten liegt bei 1–4 %.
- Symptome:Fleckige Pigmentveränderungen am Körperstamm und Extremitäten.
- Befunde:Das typische klinische Bild zeigt klar abgegrenzte Maculae mit braun bis blassrot pigmentierten, minimal schuppenden Bereichen.
- Diagnostik:Die Diagnose kann anhand einer mikroskopischen Untersuchung oder der typischen Fluoreszenz unter der Wood-Lampe gestellt werden.
- Therapie:Lokale Therapie mit Antimykotika ist meist ausreichend.
Allgemeine Informationen
Definition
- Pitiyriasis versicolor (Kleienpilzflechte) ist eine oberflächliche nichtentzündliche Mykose der Haut durch Hefen der Gattung Malassezia.
- Es entstehen hypo- oder hyperpigmentierte Hautareale, die das fleckige Erscheinungsbild prägen.
- Pityriasis versicolor ist nicht infektiös.
Häufigkeit
- Pityriasis kommt weltweit vor, je wärmer desto häufiger.1
- In gemäßigten Zonen liegt die Prävalenz bei 1–4 %.
- Vor der Pubertät und nach dem 65. Lebensjahr ist die Erkrankung eher selten anzutreffen.
Ätiologie und Pathogenese
- Es gibt 14 verschiedene Malassezia-Arten, die Teil der normalen Hautflora sind und unter bestimmten Bedingungen sich zu einer pathogenen Myzelform verändern.2
- Begünstigend für eine Infektion gelten:1
- heißes und feuchtes Klima
- vermehrtes Schwitzen (z. B. Sport)
- Schwangerschaft
- Mangelernährung
- geschwächtes Immunsystem
- Eine genetische Disposition wird vermutet.
- Die Infektion ist nicht von Mensch zu Mensch übertragbar.
- Es kommt zu einer feinen Schuppung der Haut, gelegentlich kann leichter Juckreiz auftreten.
- Es enstehen fleckige, verschiedenfarbige teils konfluierende Ausschläge an Brust und Rücken, aber auch an den Oberschenkel- oder Oberarminnenseiten.
- Bei der erythematösen Form der Pityriasis kommt es zusätzlich zu einer entzündlichen Komponente.
- Bei der Malassezia-Follikulitis bilden sich am oberen Rumpf Follikel wie bei Akne.
Prädisponierende Faktoren
- Heißes und feuchtes Klima
- Vermehrtes Schwitzen
- Geschwächtes Immunsystem
ICD-10
- B36.- Sonstige oberflächliche Mykosen
- B36.0 Pityriasis versicolor
Diagnostik
Diagnostische Kriterien
- Die Diagnose wird anhand des typischen klinischen Bilds in Kombination mit einer mikroskopischen Untersuchung oder der typischen Fluoreszenz unter der Wood-Lampe (UVA) gestellt.
Differenzialdiagnosen
- Vitiligo
- Pityriasis alba
- Tinea corporis
- Erythrasma
- Ekzem, seborrhoische Dermatitis
- Psoriasis
- Lupus erythematodes
- Roseola syphilitica
- Halonävus
- Amelanotisches malignes Melanom
Anamnese
- Die fleckigen Hauterscheinungen (Pigmentveränderungen) treten häufig zur selben Jahreszeit (Sommer, Wärme) auf.
- Meist werden sie nur als kosmetisch störend angesehen.
- Gelegentlich besteht leichter Juckreiz.
Klinische Untersuchung
- Das typische klinische Bild zeigt klar abgegrenzte Maculae mit braun bis blassrot pigmentierten, minimal schuppenden Bereichen.
Pityriasis versicolor (hypopigmentiert)
- In der Regel sind große Teile des Oberkörpers betroffen, und die Veränderungen können sich über die Oberarme hinwegziehen, sodass die Ausschläge zusammenfließen.
- Die Schuppenbildung ist in der Regel unbedeutend, bei einer Entfettung der Haut wird sie aber deutlicher.
- Bereiche, die vorher dunkel waren, erscheinen depigmentiert.
- Die Erkrankung kann sich auch als Malassezia-Follikulitis (auch als Pityrosporum-Follikulitis bezeichnet) äußern.
- Pityriasis versicolor: Die Haut ist in den betroffenen Bereichen entweder hypo- oder hyperpigmentiert.
- häufig nach Langzeit-Antibiotikatherapien oder bei geschwächtem Immunsystem

Pityriasis versicolor
Ergänzende Untersuchungen
- Pilznachweis im nativen Klebestreifenpräparat, entweder mit 20–30 % Kaliumhydroxid-Lösung (KOH, Kalilauge)3 oder Färbung nach Parker (gleiche Anteile von blauer Tinte und Kalilauge): Malassezia nimmt die Tinte sofort auf und hebt sich im Mikroskop deutlich blau markiert gegen den Hintergrund ab.
- Wood-Lampe
- Unter der Wood-Lampe leuchten die Läsionen gelb bis gelbgrün (Erythrasma fluoresziert korallenrot und Tinea corporis fluoresziert nicht).
Therapie
Allgemeines zur Therapie
- Eine lokale Therapie ist in den meisten Fällen ausreichend.4-5
- Die Behandlung erfolgt über 1–4 Wochen.
Medikamentöse Therapie
Lokale Therapie
- Behandelt wird mit antimykotischen Cremes, Lösungen und Haarshampoos (Econazol, Ketokonazol, Terbinafin oder Ciclopirox).
- Zinkpyrithion oder Selendisulfid können die Talgproduktion der Haut (antiseborrhoisch) senken und führen so zu einer Verminderung des Pilzbefalls.1
- Anwendungs- und Einwirkzeiten sind präparatebedingt unterschiedlich, manche Shampoos oder Lotionen müssen über Nacht einwirken.
Systemische Therapie
- Bei ausgeprägter großflächiger Pityriasis versicolor ist Itraconazol das Mittel der Wahl (2 x 100 mg für 7 Tage). Eine Alternative ist Fluconazol (1 x tgl. 50 mg für 14 Tage).
- Terbinafin systemisch wirkt nicht bei Pityriasis versicolor.
- Orales Ketoconazol soll heute, entsprechend einer FDA-Warnung, nicht mehr zur First-Line-Therapie bei Pilzinfektionen jeglicher Art eingesetzt werden, da es zu schweren Leberschädigungen und Interaktionen mit anderen Medikamenten führen kann.6
Prophylaxe
- Bei chronisch-rezidivierender bzw. bei therapieresistenter Pityriasis versicolor kann entweder Fluconazol 1 x monatlich oder Itraconazol, ebenfalls 1 x pro Monat eingesetzt werden.
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Verlauf
- Die Erkrankung hinterlässt keine bleibenden Narben oder Pigmentveränderungen.
- Die Pigmentveränderungen können allerdings noch mehrere Monate nach der Therapie zu sehen sein.
Prognose
- Die Prognose ist ausgezeichnet.
- Rezidive sind häufig.
Patienteninformationen
Patienteninformationen in Deximed
Illustrationen

Pityriasis versicolor (hypopigmentiert)

Pityriasis versicolor: Gutartige Pilzinfektion, die schuppende, hypo- oder hyperpigmentierte Maculae oder Papeln auf der Haut verursacht.

Pityriasis versicolor: Die Haut ist in den betroffenen Bereichen entweder hypo- oder hyperpigmentiert. Bei Hypopigmentierung wird ein Enzym blockiert, das für die Pigmentbildung in den Melanozyten benötigt wird. Besonders auffällig ist dieses Phänomen nach Sonneneinstrahlung.
Quellen
Literatur
- Burkhart CG. Tinea versicolor. Medscape, last updated Jun 2020 emedicine.medscape.com
- Renati S et al., Pityriasis versicolor. British Medical Journal 2015; doi: 10.1136/bmj.h1394. www.bmj.com
- Bunyaratavej S, Pattanaprichakul P, Leeyaphan C, The Use of Adhesive Tapes to Transfer Skin-scrapings for Sequential Laboratory Diagnosis of Dermatophytosis Med Mycol J. 2016; 57(1):E9-13. www.ncbi.nlm.nih.gov
- Hu SW et al., Pityriasis versicolor – A systematic review of interventions. Archives of dermatology 2010, 146, 1132-1140. www.ncbi.nlm.nih.gov
- Gupta AK, Lyons DC. Pityriasis versicolor: an update on pharmacological treatment options. Expert Opin Pharmacother. 2014 Aug. 15(12):1707-13. www.ncbi.nlm.nih.gov
- FDA Drug Safety Communication: FDA warns that prescribing of Nizoral (ketoconazole) oral tablets for unapproved uses including skin and nail infections continues; linked to patient death. 2016. Zugriff 26.10.2020 www.fda.gov
Autor*innen
- Monika Lenz, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Neustadt am Rübenberge