Dekubitus

Zusammenfassung

  • Definition:Druckgeschwüre sind lokal begrenzte Schädigungen der Haut und/oder des darunterliegenden Gewebes, insbesondere über Knochenvorsprüngen. Werden hervorgerufen durch eine längere Druckbelastung von außen.
  • Häufigkeit:Betroffen sind vor allem ältere und bettlägrige Patient*innen, deshalb tritt die Erkrankung häufig in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen auf.
  • Symptome:Frühsymptome sind Erytheme und Ödeme, im weiteren Verlauf entwickeln sich Ulzera, Schmerzen.
  • Befunde:Stadienabhängig Rötung, Schwellung und Ulzerationen, bei Infekten Fieber una Allgemeinsymptome.
  • Diagnostik:Zusatzuntersuchungen sind für gewöhnlich nicht erforderlich.
  • Therapie:Die Prävention ist von zentraler Bedeutung. Am wichtigsten ist hier die Druckentlastung. Bei bestimmten Geschwüren kann ein Debridement erforderlich sein.

Allgemeine Informationen

Definition

  • Weitere Bezeichnungen sind Dekubitus, Druckgeschwüre und Dekubitalulkus.
  • Druckgeschwüre sind auf eine ischämische Nekrose und eine Ulzeration von Gewebe über Knochenvorsprüngen zurückzuführen, das über lange Zeit einem Druck von außen ausgesetzt war.1
    • Dieser Druck kann z. B. vom Bett oder Rollstuhl, von einem Gips, einer Prothese, einem Sauerstoffschlauch, durch ungeeignetes Schuhwerk, durch einen Blasenkatheter oder von einem Operationstisch ausgeübt werden.
  • Der Dekubitus kann sich in Form eines anhaltend hyperämischen, bullösen, rissigen oder nekrotischen Hautbereichs präsentieren.
  • Darunter liegende Strukturen wie Muskeln und Knochen können mitbeteiligt sein.
  • Ein Dekubitus gehört zu den gravierenden Gesundheitsproblemen pflegebedürftiger Menschen.

Häufigkeit

  • Druckgeschwüre finden sich häufig in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen.
  • In einer 5-jährigen Vollerhebung an einem deutschen Universitätsklinikum betrug die Prävalenz von Dekubitalulzera 1,2 %, hierbei bekamen 0,8 % der Patient*innen einen Dekubitus während des Aufenthalts.2
  • Die Prävalenz in der Langzeitpflege beträgt 2–5 %.

Ätiologie und Pathogenese

  • Druckgeschwüre entstehen infolge einer lang anhaltenden Ischämie von Haut- und Unterhautgewebe. Die Ursachen können Druck, Reibung oder Dehnung auf einen Hautbereich z.B. über einem Knochenvorsprung sein.
  • Als häufigste Lokalisation der Dekubitalulzera gelten:
    • Ferse (ca. 22 %)
    • Sitzbein (22 %)
    • Kreuzbein (19 %)2
  • Es gibt zahlreiche Risikofaktoren, die die Entstehung eines Dekubitus unter Druckbelastung begünstigen.
  • Störungen der Sensibilität, Trophik, Mobilität und Zirkulation wie z. B. bei einer Querschnittlähmung erhöhen das Risiko.
  • Gibt es an den Auflagestellen Hautkrankheiten, lokale Irritationen oder Verletzungen, Narben, Kontrakturen oder anatomische Veränderungen, erhöht sich das Risiko.
  • Weitere zusätzliche Risikofaktoren sind:
    • Infekte
    • Durchblutungsstörungen
    • Immundefizite oder Autoimmunerkrankungen
    • Stoffwechselerkrankungen (z. B. Diabetes mellitus)
    • kardiopulmonale Grunderkrankungen
    • Fehlernährung
    • Malignome
    • psychiatrische Erkrankungen und Demenz
    • Medikamenteneinfluss
    • Alkohol/Nikotin
    • schlechtsitzende Prothesen
  • Auch die Pflegesituation beeinflusst das Dekubitusrisiko:
    • inadäquate Inkontinenz- und Wundversorgung
    • zu seltener Lagewechsel
  • Es gibt verschiedene Skalen (z. B. Norton-, Gosnell-, Medley-, Waterlow-  und Braden Skala) zur Einschätzung des individuellen Dekubitusrisikos, keine davon ist für alle Patient*innen passend, sodass keine generelle Empfehlung ausgesprochen werden kann.3
  • Dekubituseinteilung der EPUAP (European Pressure Ulcer Advisory Panel)4
    • Kategorie/Stufe/Grad I: nicht wegdrückbare Rötung
    • Kategorie/Stufe/Grad II: Teilverlust der Haut
    • Kategorie/Stufe/Grad III: Verlust der Haut
    • Kategorie/Stufe/Grad IV: vollständiger Gewebeverlust

Prädisponierende Faktoren

ICD-10

  • L89.99 Dekubitalgeschwür und Druckzone, Grad nicht näher bezeichnet

Diagnose

Diagnostische Kriterien

  • Die Diagnose stützt sich auf die typische Anamnese und die typischen klinischen Befunde.

Differenzialdiagnosen

Anamnese

  • Rötung, Schwellung, evtl. Schmerzen an Körperpartien, die Druck ausgesetzt sind.
  • Im weiteren Verlauf kommt es zur Ulzeration.
  • Erfassung der o. g. Risikofaktoren, wie Vorerkrankungen, Medikamenteneinnahme, Ernährungszustand und Lagerungsbedingungen

Klinische Untersuchung

  • Visuelle und palpatorische Erfassung der Ausdehnung der Gewebsschädigung.

Einteilung4

  • Grad I
    • noch intakte Haut, mit nicht wegdrückbaren geröteten Hautbereichen
    • Der Bereich ist oft schmerzempfindlich, verhärtet, weich, wärmer oder kälter sein als das umgebende Gewebe.
  • Dekubitus.jpg
    Dekubitus Grad II-III
    Grad II
    • Teilzerstörung der Haut mit offener Wunde mit flachem, rosarotem Wundbett
  • Grad III
    • Vollzerstörung der Haut mit sichtbarem Subkutangewebe
  • Grad IV
    • Vollständiger Gewebeverlust mit freiliegenden Muskeln, Sehnen und Knochen; evtl. liegen Taschenbildungen oder Unterminierungen vor.
  • Anzeichen einer Wundinfektion können Rötung, Schwellung, purulentes Sekret, Geruch, unnatürlich „schäumendes" Granulationsgewebe, Kontaktblutung, Gewebezersetzung, Schmerzen und ggf. systemische Erkrankung ohne andere Entzündungsherde sein.
  • Evtl. Fieber und reduzierter Allgemeinzustand

Ergänzende Untersuchungen 

  • Bei klinischen Infektzeichen Abstrich zur bakteriologischen Untersuchung
    und ggf. BB, CRP
    Druckgeschwür
    Druckgeschwür
  • Bei malignomverdächtigen lokalen Hautveränderungen muss eine Gewebeprobe zur histologischen Untersuchung entnommen werden.
  • Bei einem Abszess, Bursitis, Ödem oder Nekrosen kann eine Sonografie das Ausmaß darstellen.
  • Bei knöcherner Mitbeteiligung und zur Fisteldarstellung kommen auch Röntgen, CT oder MRT zum Einsatz.

Indikationen zur Klinikeinweisung

  • Bei großen und therapieresistenten Geschwüren oder bei Verdacht auf eine Osteitis oder eine Osteomyelitis.
  • Bei Indikation für einen plastisch-chirurgischer Eingriff (Schwenklappen, freier Hautlappen, gefäßgestielter Hautlappen, Spalthauttransplantation)
  • Bei ambulant nicht beherrschbaren Schmerzen
  • Bei Verdacht auf Phlegmone oder Sepsis

Checkliste zur Überweisung

Druckgeschwür, Dekubitus

  • Zweck der Überweisung
    • Diagnostik? Therapie? Sonstiges?
  • Anamnese
    • Ulzeration: Ursache, Zeitpunkt, Entwicklung
    • Schweregrad der Beschwerden: Schmerzen, Infektionen, Sekretion
    • bisherige Behandlung
    • Allgemeiner Gesundheitszustand, chronische Erkrankungen, Diabetes? Regelmäßig eingenommene Medikamente?
    • Pflegebedürftig oder selbständig?
  • Klinische Untersuchung
    • Ulkus: Lokalisation, Größe, Umfang, Tiefe? Beteiligung von Knochen?
    • Allgemeiner Gesundheitszustand: Allgemeinzustand, Herz-Kreislauf-System, Lunge, Fieber?

Therapie

Therapieziele

  • Druckgeschwüre verhindern.
  • Wiederherstellung intakter Haut.
  • Lebensqualität verbessern.

Allgemeines

  • Präventive Maßnahmen sind von ganz wesentlicher Bedeutung.
  • Ausreichende Schmerzbehandlung
  • Verbesserung von Begleiterkrankungen und/oder Ernährungszustand
  • Alle an der Behandlung der Patient*innen beteiligten Personen sind ausreichend zu schulen: Ärzt*innen, Pflegepersonal, Angehörige.
  • Regelmäßige Kommunikation zwischen allen Beteiligten
  • Eine ausführliche Wunddokumentation (auch mittels Fotodokumentation) ist während des gesamten Heilungsverlaufes wichtig.
    • Wichtig sind Angaben zur Lokalisation, Größe, Exsudation, Wundrand, Wundgrund und  Schmerz sowie die Einteilung in eine EPUAP-Klassifikation.
  • Die Wunde sollte regelmäßig auf Nekrosen (schwarz), Infekte (gelb, mit oder ohne Sekret) und den Grad der Wundheilung (rot, mit oder ohne Sekret: granulierende Wunde, rosa: Epithelialisierungsphase) kontrolliert werden.

Konservative Wundbehandlung

  • Das Wichtigste ist eine absolute Druckentlastung der geschädigten Körperregion.
  • Vermeidung von Scherkräften
  • Vermeidung von lokaler Kontamination (z. B. Stuhl, Harn)
  • Verbandswechsel sollten atraumatisch mit möglichst großen Abständen durchgeführt werden.
    • Hygienemaßnahmen sollten eingehalten werden.
    • Vor und nach dem Verbandswechsel soll eine Händedesinfektion durchgeführt werden.
  • Antiseptische Wundreinigung bei lokalem Infekt: z. B. Octinidin 0,1 % (Einwirkzeit 30 sec – 1 min) und Polihexanid 0,04 % (Einwirkzeit 5–20 min)
  • Wundspülungen unter Druck sollte wegen der Gefahr einer toxischen Reaktion und der Gefahr der aseptischen Nekrose unbedingt vermieden werden; sie sind nach einem fachgerechten Debridement meist nicht notwendig.
    • Insbesondere sollten keine Spülungen mit Octenidin erfolgen, wenn, dann nur mit NaCl 0,9 % oder polyhexanidhaltigen Lösungen.
  • Oft ist eine ausführliche mechanische Wundreinigung (Debridement) erforderlich, um eine infektfreie und keimarme Wunde mit einem gut durchbluteten, granulationsfähigen Wundgrund zu erhalten.
  • Eine lokale Unterdrucktherapie (Negative Pressure Wound Therapy, NPWT) kann durch Verbesserung der Durchblutung die Heilung fördern.
    • kontraindiziert bei anaeroben Keimen, malignen Tumoren, lokal freiliegenden Gefäßen und Gefäßanastomosen, Fisteln mit unklarem Verlauf und trockenen Nekrosen

Wundauflagen

  • Die Wahl der Wundauflagen sollte immer individuell erfolgen.
  • Verschiedene Systeme stehen zur Verfügung:5
    • autolytische, osmotische, biochirurgische und enzymatische Auflagen zur Wundreinigung
    • antiseptische Wundauflagen (Silberbeschichtung, Polihexanid)
      • Manche Autor*innen sehen in silberhaltige Wundauflagen keinen signifikanten Vorteil gegenüber Wundauflagen ohne Silber.
      • Jodhaltige Wundauflagen sollten nicht in der Schwangerschaft oder bei Hyperthyreose verwendet werden, darüber hinaus besteht eine zytotoxische Wirkung.
    • aktive Wundverbände (kollagene Wundauflagen, Hyaluronsäure, Proteasen modulierende Matrix, hydroaktiver Wundauflagen)
  • Anforderungen an einen guten Wundverband:
    • ein feuchtes Milieu im Wundbereich aufrechterhalten
    • überschüssiges Exsudat und toxische Bestandteile aufnehmen
    • Gasaustausch ermöglichen
    • vor Sekundärinfektionen schützen
    • einen atraumatischen Verbandswechsel ohne Abgabe von Fasern und anderen Fremdstoffen ermöglichen

Operative Therapie

  • Infekt- und nekrosefreie Dekubitalgeschwüre können durch Verwendung von Verwendung von fasziocutanen Lappen chirurgisch rekonstruiert werden.
    • Unbedingt darauf achten, dass eine ausreichende Weichteildeckung erfolgen kann und die resultierende Narbe nicht im Auflagebereich liegt.
      • Eine belastungsstabile Narbe ist erst nach ca. 6 Wochen vorhanden.
    • evtl. peri- und postoperativen Antibiose nach Antibiogramm

Medikamentöse Therapie

Systemische Antibiotika

  • Können indiziert sein bei Zeichen einer ausgebreiteten Infektion oder wenn tieferes Gewebe betroffen ist.
  • Werden Antibiotika erwogen, sollten Abstriche zur mikrobiologischen Untersuchung gemacht werden, insbesondere bei Patient*innen, die sich kürzlich in einer Umgebung aufgehalten haben (z. B. im Krankenhaus), in der viele multiresistente Bakterien vorkommen.
  • Indikationen für die parenterale (statt orale), allenfalls sequenzielle Antibiotikagabe
    • systemische Infektionszeichen (Leukozytose mit Neutrophilie, Fieber, Anstieg von BSG oder CRP)
  • Mittel der 1. Wahl bei unkomplizierten Infektionen
    • Cefazolin 4 x 0,5 g oder 2 x 1g i. v. – oder –
    • Flucloxacillin 3 x 1 g oder 4 x 1 g p. o./i. v.
  • Mittel der 2. Wahl bei unkomplizierten Infektionen
    • Clindamycin 3 x 0,9 g tgl. p. o./i. v.
  • Schwere lebensbedrohliche Infektionen oder kritische Lokalisation (z. B. Hand- oder Gesichtsbereich)
    • Cefazolin 3 x 1–2 g/d i. v. (bis 12 g/d) – oder –
    • Cefuroxim 3 x 1,5 g/d i. v.
  • Zur Therapie von komplizierten, chronischen Infektionen (z. B. Dekubitus, Ulcus cruris) wird eine Erregerbestimmung und eine gezielte Therapie entsprechend dem mikrobiologischen und klinischen Befund empfohlen.

Lokale Antibiotika

  • Sind normalerweise nicht indiziert.

Weitere Maßnahmen

  • Behandlung der Grunderkrankungen
  • Optimierung des Blutzuckers
  • Optimierung der Ernährungssituation

Prävention

Allgemeines

  • Oberstes Prinzip der Prävention von Druckgeschwüren ist die Druckentlastung durch:
    • entsprechende berührungsfreie Lagerung
    • häufigen Lagewechsel
      • Einer amerikanische Studie zufolge bietet ein Lagewechsel alle 3 Stunden die beste Dekubitusprophylaxe.6
    • die Anwendung von Hilfsmitteln wie Schaumverbänden über Knochenvorsprüngen, Matratzen, Lagerungs- oder Sitzkissen
      • Hilfsmittel ersetzen keinesfalls notwendige Entlastung, Umlagerungen und Hautkontrollen!
  • Etwaige Gipsverbände sollten mit einem „Fenster“ im Bereich potenzieller Druckstellen versehen werden.
  • Bei Schmerzen im Gipsverband muss dieser entfernt. Die Druckstellen sollen identifiziert und versorgt werden; ggf. soll der Gipsverband neu angelegt werden.
  • Schlechtsitzende Prothesen müssen überarbeitet und/oder vorrübergehend nicht getragen werden.
  • Auf sorgfältige, möglichst fersenfreie Lagerung der Patient*innen im Operationssaal ist besonders zu achten.
  • Patient*innen, die im Rollstuhl sitzen, sollten alle 10–15 Minuten die Position ändern, auch wenn ein druckentlastendes Kissen eingesetzt wird.

Hautpflege

  • Die Pflege der Haut ist wichtig, um die Auflösung (Mazeration) der Haut und Sekundärinfektionen zu vermeiden.
  • Es kann hilfreich sein, die Patient*innen auf ein natürliches Schaffell zu legen.
  • Die Haut sollte sauber und trocken gehalten und eine Mazeration verhindert werden.
  • Die Bett- und Nachtwäsche sollten häufig gewechselt werden.
  • Das Bettlaken sollte weich, sauber und faltenfrei sein.
  • Die Patient*innen sollten nach dem Waschen gründlich abgetrocknet werden.
  • Nicht zu verwenden sind reine Fettsubstanzen wie Vaseline, alkoholische Lösungen, Talkumpuder, Zinkpaste, da sie die Haut schädigen und belasten. Hierdurch wird das Verletzungsrisiko erhöht.
  • Ebenso Heftpflaster, Eisen und Föhnen sowie das Verwenden von durchblutungsfördernden Salben vermeiden.

Empfehlungen

  • Eine übermäßige Sedierung vermeiden. Die Patienten motivieren, sich zu bewegen.
  • Die Wahrnehmung der Patient*innen schulen.
  • Trotzdem ist eine ausreichende Schmerztherapie wichtig.
  • Inkontinenz behandeln und vermeiden.
  • Sofern dies zweckmäßig ist, können passive und aktive Physiotherapieübungen durchgeführt werden.
  • Eine Hydrotherapie kann ebenfalls hilfreich sein.
  • Auf eine gesunde, proteinreiche Ernährung achten.
    • Bei einem schlechten Ernährungszustand steigt das Risiko der Entwicklung von Druckgeschwüren bei älteren Patient*innen.
    • Ernährungsempfehlung: Patient*innen mit Ernährungs- und Dekubitusrisiko sollten täglich 30–35 Kcal pro Kilogramm Körpergewicht einschließlich 1,25–1,5 g Protein pro Kilogramm Körpergewicht und 1 ml Flüssigkeit pro kcal zu sich nehmen.4
    • Orale proteinreiche Nahrungsergänzungen und/oder Sondenernährung können hilfreich sein.
    • Unklar ist, ob sich Nahrungsergänzungsmittel oder spezifische Nährstoffe bei der Prävention und Behandlung von Druckgeschwüren bei älteren Patient*innen positiv auswirken.

Spezialmatratzen oder -auflagen

  • Es kommen verschiedene druckentlastende Matratzen zum Einsatz.
    • Trotzdem entbindet keine Matratze von der Verpflichtung, regelmäßige Lagewechsel durchzuführen.
  • Membranen, in denen Luft zirkulieren kann, schaffen eine „fließende“ Oberfläche.
    • Die Patient*innen benötigen jedoch Hilfe, um sich in einem Bett mit einer solchen Membran aufzurichten und aufzustehen.
    • Sie werden in der Regel Patient*innen angeboten, die den Großteil des Tages im Bett verbringen.
  • Wechseldrucktherapie
    • Dabei kommen Matratzen oder Auflagen zum Einsatz, die aus einer oder zwei Schichten wechselnd gefüllter Lufttaschen bestehen.
    • Die Lufttaschen werden abwechselnd aufgepumpt bzw. Luft daraus abgelassen, sodass der Druck jeweils auf verschiedene Bereiche des Körpers verteilt wird.
  • Unterstützung mit konstant niedrigem Druck
    • Durch Matratzen, Auflagen und Kissen aus Formschaum oder mit einer Füllung aus Fasern, Gel, Wasser, Luft usw. lässt sich die Kontaktfläche zwischen den Patient*innen und der Unterlage vergrößern, sodass die einzelnen Hautbereiche entlastet werden.

Empfehlungen für Patient*innen

Verlauf, Komplikationen und Prognose

Verlauf

  • Als erste Symptome treten in der Regel eine Rötung und ein Ödem auf. In diesem Stadium kann eine vollständige Druckentlastung als alleinige Therapie ausreichen.
  • Eine etwaige Nekrose des Gewebes unter der Haut entwickelt sich bereits, bevor auf der Oberfläche eine Wunde sichtbar wird.

Komplikationen

Prognose

  • Ursachenorientierte Therapie verbessert die Wundheilung.
  • Die Prognose hängt davon ab, inwieweit die Patient*innen mobilisiert werden können.
  • Bei älteren Patient*innen, die eine Intensivbehandlung erhalten und an Druckgeschwüren leiden, besteht eine um das Zwei- bis Vierfache erhöhte Mortalität.
  • Ein Drittel der stationär behandelten Patient*innen mit Druckgeschwüren stirbt während des Krankenhausaufenthaltes. Mehr als die Hälfte der Betroffenen, bei denen sich im Krankenhaus ein Druckgeschwür entwickelt, stirbt im Laufe der folgenden 12 Monate.7
  • Rezidive bei Dekubitus sind nicht selten, wenn die Druckbelastung bestehen bleibt.

Verlaufskontrolle – Routineüberwachung

  • Regelmäßige Wunddokumentation
  • Patient*innen und ihre Angehörigen sollten in der täglichen Inspektion und Palpation der Bereiche, in denen sich Geschwüre bilden können, geschult werden.
  • Ebenso wichtig ist die Schulung, Dokumentation und Überwachung bei der Behandlung bereits bestehender Dekubitalgeschwüre.
  • Regelmäßige Kommunikation zwischen Ärzt*innen und Pflegepersonal

Patienteninformationen

Patienteninformationen in Deximed

Illustrationen

Dekubitus.jpg
Dekubitus Grad II-III (mit freundlicher Genehmigung von Dr. Regina Beverungen)
Ein Druckgeschwür kann mit einem Eisberg verglichen werden: An der Oberfläche ist nur eine kleine Veränderung sichtbar, doch unter der Haut verbirgt sich ein größerer Gewebeschaden unbekannten Ausmaßes.
Ein Druckgeschwür kann mit einem Eisberg verglichen werden: An der Oberfläche ist nur eine kleine Veränderung sichtbar, doch unter der Haut verbirgt sich ein größerer Gewebeschaden unbekannten Ausmaßes.
Druckgeschwüre werden in vier Schweregrade eingeteilt. Grad I ist durch eine intakte, etwas gerötete Haut gekennzeichnet. Grad IV ist erreicht, wenn das Geschwür alle Hautschichten betrifft und Muskeln und Knochen freiliegen.
Druckgeschwüre werden in vier Schweregrade eingeteilt. Grad I ist durch eine intakte, etwas gerötete Haut gekennzeichnet. Grad IV ist erreicht, wenn das Geschwür alle Hautschichten betrifft und Muskeln und Knochen freiliegen.

Quellen

Leitlinien

  • National Pressure Ulcer Advisory Panel, European Pressure Ulcer Advisory Panel and Pan Pacific Pressure Injury Alliance. Prevention and Treatment of Pressure Ulcers: Quick Reference Guide. Emily Haesler (Ed.). Cambridge Media: Osborne Park, Australia; 2014. www.epuap.org

Literatur

  1. Bluestein D, Javaheri A. Pressure ulcers: prevention, evaluation, and management. Am Fam Physician 2008; 78: 1186-94. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
  2. Eberlein-Gonska M, Petzold T, Helaß G, Albrecht DM, Schmitt J: The incidence and determinants of decubitus ulcers in hospital care—an analysis of routine quality management data at a university hospital. Dtsch Arztebl Int 2013; 110(33–34): 550–6. DOI: 10.3238/arztebl.2013.0550 www.aerzteblatt.de
  3. Chou R, Dana T, Bougatsos C, et al. Pressure ulcer risk assessment and prevention: a systematic comparative effectiveness review. Ann Intern Med 2013 Jul 2;159(1):28-38. doi: 10.7326/0003-4819-159-1-201307020-00006. DOI
  4. National Pressure Ulcer Advisory Panel, European Pressure Ulcer Advisory Panel und Pan Pacific Pressure Injury Alliance. Prevention and Treatment of Pressure Ulcers: Quick Reference Guide. Emily Haesler (Hrsg.). Cambridge Media: Osborne Park, Western Australia; 2014. www.epuap.org
  5. Dumville JC, Stubbs N, Keogh SJ, et al. Hydrogel dressings for treating pressure ulcers. Cochrane Database Syst Rev. 2015 Feb 17;2:CD011226. Cochrane (DOI)
  6. Bergstrom N, Horn S D, Rapp M. Preventing Pressure Ulcers: A Multisite Randomized Controlled Trial in Nursing Homes. Ont Health Technol Assess Ser. 2014; 14(11): 1–32. www.ncbi.nlm.nih.gov
  7. Kirman CN. Pressure ulcers and wound care. Medscape, last updated Apr 01, 2020 emedicine.medscape.com

Autor*innen

  • Monika Lenz, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Neustadt am Rübenberge

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