Stellenweiser Haarausfall (Alopecia areata)

Alopecia areata ist ein stellenweiser Haarausfall am Kopf oder auch am Körper, der plötzlich auftritt und keine Narben hinterlässt. Bei mehr als der Hälfte der Betroffenen wachsen die Haare innerhalb von 6–12 Monaten nach.

Was ist Alopecia areata?

Es handelt sich um einen lokal begrenzten Haarausfall, der plötzlich auftritt, meist in jungen Jahren (vor dem 30. Lebensjahr) und oft runde kahle Hautstellen hinterlässt. Bei der Alopezie können nur kleine Stellen am Kopf, der gesamt Schädel (Alopecia totalis) oder zusätzlich auch der Körper betroffen sein (Alopecia universalis). Sowohl Männer als auch Frauen können daran erkranken. Der Haarverlust kann eine schwere Belastung für das Selbstwertgefühl und die Lebensqualität sein. Bei etwa der Hälfte der Patienten wachsen die Haare jedoch nach 6–12 Monaten wieder nach.

Kreisrunder Haarausfall ist relativ häufig. Das Risiko, im Leben einmal davon betroffen zu sein, liegt bei knapp 2 %.

Ursachen

Bei der Krankheit handelt es sich um eine sogenannte Autoimmunerkrankung. Das bedeutet, dass der Körper Antikörper bildet und gegen körpereigenes Gewebe reagiert. Die Reaktion erfolgt ausschließlich auf der Haut. Es entsteht wohl im Rahmen einer Autoimmunkrankheit eine chronische Entzündung in den tiefen Schichten der Haut, die dazu führt, dass die Haare ihren Halt verlieren.

Eine erbliche Komponente spielt eine Rolle, aber was letztendlich dazu führt, dass einige mit der entsprechenden Erbanlage davon betroffen sind und andere nicht, ist nicht bekannt. Sowohl Umweltfaktoren (u. a. Infektionen) als auch psychischer Stress wurden als auslösende Faktoren bei Personen mit einer Veranlagung angenommen.

Es wurde nachgewiesen, dass die Krankheit etwas häufiger bei Patienten mit anderen Autoimmunerkrankungen auftritt, wie z. B. Diabetes, Vitiligo (pigmentlose Flecken auf der Haut) und Stoffwechselerkrankungen – aber die meisten Menschen mit dieser Art von Haarausfall sind ansonsten gesund.

Symptome und Verlauf

Der Haarausfall beginnt oft mit einer oder wenigen münzgroßen, runden oder ovalen kahlen Stellen, die innerhalb von einigen Wochen langsam größer werden. Bart, Augenbrauen und Augenlider können auch betroffen sein. In Ausnahmefällen können die ganze Kopfhaut und die Körperbehaarung betroffen sein. Oft lassen sich noch sehr kurze Haare erkennen. Der Verlauf ist sehr unterschiedlich, aber mehr als die Hälfte der Patienten bekommen ihre Haare spontan innerhalb von 6–12 Monaten wieder. Ein Rückfall ist jedoch recht häufig, und einige Betroffene bleiben für mehrere Jahre ohne Haare.

Normalerweise verschwindet das Haar an einer oder mehreren kreisförmigen oder ovalen Stellen. Die Haut ist ganz glatt und es gibt keine sichtbaren Anzeichen für eine Entzündung oder Narbenbildung.

Diagnostik

Die Diagnose ergibt sich aus dem Aussehen des Haarausfalls. Es besteht keine Notwendigkeit für Blutuntersuchungen oder andere Tests, wenn es keine Anzeichen für andere Erkrankungen gibt. Eine Gewebeprobe (Biopsie) von der Haut aus dem haarlosen Bereich wird in erster Linie durchgeführt, um andere Ursachen für den Haarausfall auszuschließen.

Behandlung

In der Regel ist es sinnvoll, mit einer aktiven Behandlung zunächst abzuwarten, weil der Haarausfall bei der überwiegenden Mehrheit von selbst aufhört. Bei etwa der Hälfte geht der Haarausfall ohne Behandlung innerhalb von einem halben bis einem Jahr zurück. Aber in einigen Fällen bleiben die Beschwerden bestehen und bei einer Minderheit entwickelt sich ein kompletter Haarausfall am ganzen oder an Teilen des Körpers.

Bei Erwachsenen mit einzelnen Stellen in der Mitte der Kopfhaut, nicht entlang des Haaransatzes, ist die Chance groß, dass sich dies normalisiert. Es besteht allerdings ein Risiko, dass der Haarausfall erneut auftritt. Bei Patienten, die zusätzlich an einer allergischen Krankheit leiden (atopische Erkrankung wie Asthma oder Neurodermitis), ist das Risiko, dass die Veränderungen dauerhaft sein können, im Vergleich höher.

Es gibt einige Behandlungsmöglichkeiten bei kreisrundem Haarausfall. Allerdings gibt es zu keiner Therapie ausreichende Forschungsdaten, die eine hohe Wirksamkeit beweisen würden. Dennoch kann man verschiedene Optionen probieren; in einigen Fällen sind diese hilfreich.

Eine Behandlungsalternative, die häufig eingesetzt wird, ist das Einschmieren des haarlosen Bereichs mit Kortison, evtl. auch die lokale Injektion von Kortison in die Haut. Minoxidil, ein Medikament, das auch bei gewöhnlicher Kahlheit verwendet wird, hat eine gewisse Wirkung gezeigt. Andere Behandlungen, einschließlich immunsuppressiver Mittel, wurden versucht. Auch eine spezielle Lichttherapie kann wirksam sein.

Diese Behandlungen haben gemeinsam, dass sie bei einigen wirken und bei anderen nicht. Es gibt wenig Forschung, die die Wirkung nachweist. Über die langfristigen Wirkungen gibt es ebenfalls wenige Forschungsdaten.

Da es an guten Behandlungen der Krankheit fehlt, muss man oft auf Bewältigungsstrategien, Perücke oder Haarersatz zurückgreifen, um gut damit leben zu können.

Der Verlauf variiert stark. Mehr als die Hälfte der Patienten bekommen ihre Haare spontan innerhalb von 6–12 Monaten zurück. Das Nachwachsen dauert in der Regel mehrere Monate. Im Verlauf der Zeit wachsen bei 80 % der Betroffenen wieder neue Haare. Beim nachgewachsenen Haar kann es zu Pigmentänderungen kommen. Diejenigen, die nach einer Infektion oder einer Schwangerschaft Haarausfall haben, werden in der Regel spontan innerhalb von einigen Monaten wieder gesund. Die Aussichten für eine Besserung sind unsicherer, wenn der Haarausfall länger anhält als 1 Jahr, wenn die Krankheit vor der Pubertät einsetzt, oder wenn der Haarausfall sehr stark ausgebreitet ist. Ca. 30–50 % der geheilten Personen erleben später einen Rückfall.

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Autoren

  • Susanne Meinrenken, Dr. med., Bremen

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References

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