Herzbeutelentzündung (Perikarditis)

Die Perikarditis ist eine Entzündung des Herzbeutels (Perikard).

Was ist eine Herzbeutelentzündung (Perikarditis)?

Das Herz ist von einer dünnen Gewebehülle umgeben, dem Perikard oder dem Herzbeutel. Dieser besteht aus zwei Schichten: eine innere Gewebeschicht, die der Oberfläche des Herzmuskels (Myokard) anliegt und eine äußere. Zwischen den beiden Gewebeschichten befindet sich eine sehr kleine Menge Flüssigkeit, durch die die beiden Schichten leichter gegeneinander gleiten, wenn das Herz arbeitet.

Perikarditis ist eine Entzündung des Perikards (Herzbeutel). Es gibt drei Haupttypen der Perikarditis:

  • Die akute unspezifische Perikarditis tritt als leichte Entzündung des Herzbeutels auf, und wird wahrscheinlich in den meisten Fällen durch eine Virusinfektion verursacht.
  • Spezielle und seltenere Formen der akuten Perikarditis werden durch Bakterieninfektionen oder Immunerkrankungen verursacht, bzw. entstehen nach einem Herzinfarkt oder einer Herzoperation.
  • Eine chronische konstriktive Perikarditis ist eine seltene Begleiterscheinung der akuten Perikarditis, wenn bei der Heilung Narben entstanden sind und der Herzbeutel steif und eng wurde. Dadurch kann die Beweglichkeit des Herzens gehemmt werden und seine Fähigkeit als Blutpumpe des Kreislaufs wird beeinträchtigt.

Perikarditis tritt relativ selten auf. Die akute, unspezifische Form kommt am häufigsten vor und macht über 80 % aller Fälle aus. Sie tritt in allen Altersstufen auf, am häufigsten jedoch im Alter von 15–30 Jahren und häufiger bei Männern.

Ursache

Die wichtigsten Ursachen der akuten Perikarditis sind Virusinfektionen (> 80 %). Perikarditis kann auch bei Tuberkulose oder HIV-Infektionen (häufig in Entwicklungsländern) sowie in Zusammenhang mit Krebserkrankungen auftreten. Andere mögliche Ursachen sind Nierenversagen, Bindegewebserkrankungen und Strahlenschäden.

Bei 5–10 % der Patienten mit akutem Herzinfarkt tritt nach einigen Tagen eine leichte Perikarditis auf. Der Zustand ist meist ungefährlich und heilt von allein aus. Infolge moderner Therapieverfahren (Thrombolyse und Angioplastie) tritt diese Form der Perikarditis heutzutage seltener auf. Eine andere Art von Perikarditis entsteht bei 10–20 % der Infarktpatienten in einer späteren Phase des Infarktverlaufs.

Die chronische konstriktive Perikarditis kann als Folge einer Bestrahlung (Bestrahlung von Krebsgewebe in der Brusthöhle), eines herzchirurgischen Eingriffs, oder früherer Virusperikarditis auftreten.

Symptome

Akute, unspezifische Perikarditis kann ohne Vorwarnung auftreten oder nach einer Atemwegsinfektion. Schmerzen in der Brust sind das häufigste Symptom und werden häufig fast unmittelbar wahrgenommen. Die Schmerzen treten oft intensiv, scharf und in der Mitte oder auf der linken Seite der Brust auf. Sie strahlen gelegentlich in die Schultern, den Nacken und Rücken und weiter in den linken Arm aus, und können daher den Schmerzen bei einem akuten Herzinfarkt gleichen.

Typisch für Schmerzen bei einer Perikarditis ist, dass sie oft zunehmen, wenn man tief einatmet, hustet, schluckt oder auf dem Rücken liegt. Die Schmerzen lassen oft nach, wenn man nach vorne gebeugt sitzt. Sie können einige Stunden bis mehrere Tage andauern. Fieber tritt häufig auf. Auch Husten und Atemnot können auftreten.

Bei konstriktiver Perikarditis finden sich in der Krankengeschichte (Anamnese) oft eine frühere Perikarditis, herzchirurgische Eingriffe oder Bestrahlungen. Typisch Erscheinungen sind erhöhte Kurzatmigkeit, Müdigkeit und Abgeschlagenheit. Die Patienten sind körperlich nicht belastbar und bei Anstrengungen tritt häufig Atemnot auf.

Diagnose

Der Arzt kann die Diagnose aufgrund der Anamnese vermuten. Der typischste Befund ist ein schabendes Reibegeräusch, das mit dem Stethoskop zu hören ist. Dies liegt daran, dass die beiden Gewebeschichten des Herzbeutels entzündet sind und aneinander reiben. Wenn sich mehr Flüssigkeit im Herzbeutel sammelt, wie es manchmal der Fall ist, kann das Reibegeräusch verschwinden.

Das EKG zeigt bei Perikarditis in vielen Fällen typische Veränderungen, die die Diagnose bestätigen. Auch Blutuntersuchungen können erforderlich sein, um einen Herzinfarkt auszuschließen und möglicherweise Spuren einer Virus- oder Bakterieninfektion nachzuweisen. Echokardiografie und möglicherweise Magnetresonanz- (MRT) oder Computertomografie (CT) können ebenfalls zur Abklärung erforderlich sein.

Therapie

Patienten mit einer akuten Perikarditis werden üblicherweise im Krankenhaus mit EKG-Überwachung beobachtet, da als Folgeerkrankung eine Entzündung des Herzmuskels (Myokarditis) und damit ein Risiko von Herzrhythmusstörungen auftreten kann. Die Therapie besteht im Wesentlichen in einer Linderung der Symptome. Schmerzen und Fieber werden mit entzündungshemmenden Medikamenten (z. B. Ibuprofen) behandelt und in den meisten Fällen auch mit Colchicin. Die Behandlung sollte vorzugsweise mindestens eine Woche lang fortgesetzt werden, nachdem die Symptome verschwunden sind. Nur selten ist eine Kortisonbehandlung erforderlich.

Wenn sich viel Flüssigkeit in der Perikardhöhle ansammelt, ist eine sorgfältige Überwachung des Patienten notwendig, um festzustellen, ob das Perikard drainiert werden muss, also Flüssigkeit aus dem Hohlraum im Herzbeutel zu entfernen ist. Andere seltenere Formen der Perikarditis werden entsprechend der vermutlich zugrunde liegenden Ursache behandelt

Prognose

Die meisten Fälle von akuter Perikarditis sind von begrenzter, kurzer Dauer, oft weniger als eine Woche und die Prognose ist gut. 10–30 % der Patienten erleben in den ersten Monaten einen Rückfall, später aber nimmt das Risiko für ein erneutes Auftreten ab. Wenige (etwa 1 %) entwickeln eine konstriktive Perikarditis.

Die bakterielle Perikarditis, die in heutzutage selten auftritt, kann in manchen Fällen lebensbedrohlich sein. Auch konstriktive Perikarditis kann eine lebensbedrohliche Erkrankung darstellen.

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Autoren

  • Philipp Ollenschläger, Medizinjournalist, Köln

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References

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