Peitschenwurm  (Trichuriasis)

Der Peitschenwurm ist ein Parasit aus der Gruppe der Fadenwürmer und kommt vorwiegend in tropischen und subtropischen Regionen vor. Die Infektion erfolgt durch die Aufnahme Eiern oder Larven, z. B. über verunreinigte Nahrungsmittel oder Trinkwasser. Bei nur leichtem Befall bleibt die Infektion oftmals symptomlos.

Was sind Peitschenwürmer?

Definition

Der Peitschenwurm (Trichuris trichiura) zählt zur Gruppe der Fadenwürmer und ist ein Parasit, der sich im menschlichen Darm ansiedeln kann. Die Bezeichnung „Peitschenwurm“ erklärt sich aus der charakteristischen Form des Wurms, der einer Peitsche ähnelt. 

Menschen können sich durch Kontakt mit Eiern oder Larven des Peitschenwurms infizieren. Diese Infektion wird Trichuriasis genannt. Ausgewachsene Würmer können im menschlichen Verdauungstrakt über Jahre hinweg leben.

Oft wird die Trichuriasis von Infektionen mit weiteren verwandten Wurmarten begleitet: Ascariasis (Infektion mit Spulwürmern) und Ankylostomiasis (Infektion mit Hakenwürmern). Insbesondere Kinder sind häufig mit allen drei Arten chronisch infiziert.

Symptome

Die Ausprägung der Symptome hängt von der Schwere der Infektion bzw. der Wurmlast ab. Insbesondere bei nur wenigen Würmern kann die Infektion ohne Symptome verlaufen. Bei stärkerem Befall sind folgende Symptome möglich:

  • Durchfall, teilweise mit sichtbarem oder unsichtbarem Blut
  • Schmerzen im Bauchraum
  • Gewichtsverlust
  • Schwächegefühl
  • Appetitlosigkeit
  • Ausstülpung des Mastdarms in den Anus (Rektumprolaps)
  • bauchig verdickte Finger und Zehen, sog. Trommelschlegelfinger
  • Symptome einer Blutarmut (z. B. Kopfschmerzen, Müdigkeit, verringerte Leistungsfähigkeit)
  • Eosinophilie: Vermehrung einer bestimmten Art von Immunzellen

In seltenen Fällen kann die Infektion auch eine Nesselsucht (Urtikaria) auslösen.
Massiver Wurmbefall begünstigt zudem das Trichuris Dysentery Syndrome (TDS). Damit einher gehen:

  • chronisch schleimig-blutiger Durchfall
  • ausgeprägte Blutarmut durch Eisenmangel und damit verbundene Symptome
  • Verzögerung der körperlichen und geistigen Entwicklung

Ursachen

Die Eier des Peitschenwurms entwickeln sich mit etwa 2–4 Wochen zu einer infektiösen Form. Werden sie z. B. über verschmutztes Wasser oder verunreinigte Nahrungsmittel aufgenommen, siedeln sie sich im Dickdarm an. Dort entwickeln sie sich zu Larven und anschließend zu Würmern. Ausgewachsene Würmer sind etwa 3–5 cm lang und können bis zu 8 Jahre alt werden. Nach der Paarung produziert das Weibchen bis zu 200.000 Eier am Tag, die über den Stuhl ausgeschieden werden.

Eine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich, da ausgeschiedene Eier erst nach frühestens 2 Wochen infektiös werden.

Ein feuchtes, tropisches oder subtropisches Klima sowie schlechte sanitäre Bedingungen begünstigen die Verbreitung des Peitschenwurms.

Häufigkeit

Der Peitschenwurm kommt hauptsächlich in den feuchtwarmen Böden tropischer und subtropischer Regionen vor. Dort können gebietsweise bis zu 90 % der Bevölkerung mit dem Wurm infiziert sein. Vor allem Kinder zwischen 5 und 15 Jahren sind betroffen.

Weltweit sind laut WHO mehr als 1,5 Mrd. Menschen von einer Infektion mit parasitären Würmern betroffen. In Europa tritt eine Infektion mit dem Peitschenwurm nur sehr selten auf.

Untersuchung

Die Diagnose erfolgt durch die mikroskopische Untersuchung einer Stuhlprobe. Wurmeier können im Stuhl nachgewiesen werden, frühestens allerdings erst 3 Monate nach der Infektion.

Behandlung

Ziel der Behandlung ist es, die Würmer im Körper abzutöten. Dafür steht eine medikamentöse Therapie mit Wurmmitteln (Antihelminika) zur Verfügung. Bei Bedarf werden zudem Mangelerscheinungen behandelt, die der Parasit hervorgerufen hat.

Im Vergleich zu anderen Parasiten ist der Peitschenwurm resistenter gegenüber Wurmmedikamenten. Daher lässt sich der Wurmbefall nicht immer komplett beenden. In diesen Fällen zielt die Behandlung darauf ab, die Anzahl der Würmer zu reduzieren.

Was können Sie selbst tun?

Insbesondere bei einem Aufenthalt in Risikogebieten bieten sich einfache Maßnahmen an, um das Risiko eines Wurmbefalls zu reduzieren:

  • Waschen Sie sich nach jedem Toilettengang und vor dem Essen/Trinken die Hände.
  • Reinigen Sie rohe Lebensmittel gründlich vor dem Verzehr.
  • Trinken Sie kein Leitungswasser.
  • Vermeiden Sie direkten Kontakt mit dem Erdboden, z. B. beim Barfußlaufen.

Vorbeugung

In gefährdeten Gebieten ist eine vorbeugende medikamentöse Behandlung möglich. Sie sollte in regelmäßigen Abständen erfolgen und wird vor allem bei Schulkindern und Schwangeren empfohlen. Ein geeigneter Impfstoff steht derzeit nicht zur Verfügung.

Präventive Maßnahmen zielen darauf ab, die Parasitenbelastung in den betroffenen Gebieten zu reduzieren. Folgende Maßnahmen tragen dazu bei:

  • Verbesserung der sanitären Bedingungen und der Trinkwasserversorgung in den betroffenen Gebieten
  • Gesundheitsaufklärung
  • Vorbeugende Gabe von Wurmmitteln

Prognose

Insbesondere bei schwachem Wurmbefall ist die vollständige Heilung nach der Behandlung in der Regel möglich.

Bei starkem Befall hingegen, der mit Entwicklungsverzögerungen und Störungen im Verdauungstrakt einhergeht, können Komplikationen in Form von zusätzlichen Infektionen auftreten.

Auch nach einer erfolgreichen Behandlung besteht das Risiko, sich erneut mit dem Peitschenwurm zu infizieren. In Risikogebieten werden daher regelmäßige Behandlungen empfohlen.

Weitere Informationen

Autorin

  • Nina Herrmann, Wissenschaftsjournalistin, Flensburg



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References

Based on professional document Trichuriasis. References are shown below.

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