Was ist SARS-CoV-2?
Das Virus gehört zu den Beta-Coronaviren und wird kurz als SARS-CoV-2 bezeichnet. Die dadurch verursachte Erkrankung trägt den Namen COVID-19 (Coronavirus Disease 19). Das Virus wurde vermutlich von Wildtieren auf den Menschen übertragen.
Häufigkeit
Weltweit wurden über 600 Millionen Infektionen gemeldet. Es wird vermutet, dass die eigentliche Zahl der Infizierten viel höher liegt, da viele Erkrankte nur leichte Symptome aufweisen und wahrscheinlich gar nicht getestet werden.
Es gab weltweit mehr als 6 Millionen Todesfälle infolge der Infektion, darunter auch zahlreiche Mitarbeiter*innen in Kliniken und Praxen. An COVID-19 sind bisher vorwiegend ältere Personen oder Patient*innen mit Vorerkrankungen gestorben. Über die internationalen Zahlen der Infektionsfälle, Todesfälle und genesenen Erkrankten informiert das Dashboard der Johns Hopkins University.
Virusvarianten
- Die aktuelle Virusvariante Omikron ist ansteckender als bisherige Virusvarianten.
- Impfungen, auch Booster-Impfungen, schützen nicht so gut vor einer Infektion mit der Omikron-Variante generell, haben aber eine gute Wirkung auf den Krankheitsverlauf.
- Menschen, die bereits eine Booster-Impfung erhalten haben, sind sehr gut gegen einen schweren Verlauf mit Krankenhausbehandlung geschützt. Personen, die nur zwei Impfungen (Grundimmunisierung) erhalten haben, sind weniger gut geschützt.
- Eine Infektion mit der Omikron-Variante verläuft weniger schwer als eine Infektion mit der Delta-Variante. Weniger Menschen benötigen eine Krankenhausbehandlung und die Sterblichkeit ist deutlich geringer.
- Vermutlich ist das Risiko für Long-COVID nach einer Omikron-Infektion niedriger als bei anderen Virusvarianten.
- Die Virusvarianten Alpha, Beta, Gamma und Delta kommen derzeit in Mitteleuropa nicht vor.
Ursachen und Übertragung
Wie wird das Virus übertragen?
Das Virus ist sehr ansteckend. Die Ansteckung erfolgt über eine Tröpfcheninfektion und über sehr kleine Tröpfchenkerne (Aerosole), durch Husten oder Niesen in unmittelbarer Nähe einer anderen Person sowie Sprechen, Singen in der Gruppe etc.
Ein längerer Aufenthalt in kleinen, schlecht oder nicht belüfteten Räumen kann die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung durch Aerosole auch über eine größere Distanz als 2 m erhöhen.
Wie groß ist die Ansteckungsgefahr im Freien?
Übertragungen im Außenbereich kommen insgesamt selten vor. Bei gleichzeitiger Wahrung des Mindestabstandes ist die Übertragungswahrscheinlichkeit im Außenbereich aufgrund der Luftbewegung sehr gering.
Welche Rolle spielt der Impfschutz bei der Übertragung?
Bei der Omikron-Variante ist die Ansteckungsfähigkeit auch bei Geimpften deutlich erhöht.
Ansteckungsfähigkeit
Dauer
Laut den bisher bekannten Daten sind Infizierte bereits an den Tagen vor dem Auftreten von Beschwerden ansteckend für andere Personen. Am größten ist die Ansteckungsfähigkeit an den Tagen vor dem Beginn der Beschwerden und in den ersten Tagen der Erkrankung. Laut Datenlage dauert die Ansteckungsfähigkeit bei milder bis mäßig schwerer Erkrankung nicht länger als 10 Tage. Auch Kinder mit leichtem Verlauf oder ohne Symptome können die Krankheit übertragen.
Immunität
Ein Großteil der Personen, die an COVID-19 erkrankt waren und wieder gesund sind, hat Antikörper gegen das SARS-CoV-2 entwickelt. Jedoch nimmt die Menge neutralisierender Antikörper, insbesondere bei Personen mit milder oder unbemerkter Infektion, mit der Zeit ab. Man geht davon aus, dass für bereits von COVID-19 genesenen Personen die Gefahr, noch einmal zu erkranken, in den ersten Monaten nach der Infektion vermindert ist.
Symptome
Bei der Omikron-Variante beträgt die Inkubationszeit durchschnittlich 3 Tage.
Symptome einer Infektion können Fieber, trockener Husten, Schnupfen und Abgeschlagenheit sowie Atemnot, Halskratzen, Kopf- und Gliederschmerzen und Schüttelfrost sein. Häufig kommt es zu einem vorübergehenden Verlust von Geruchs- oder Geschmackssinn. Einzelne Betroffene zeigen auch Übelkeit und Durchfall. Manchmal haben Patient*innen mit COVID-19 nur Bauchschmerzen, Durchfall und/oder Übelkeit mit Erbrechen. Selten kommt es auch zu Hautveränderungen, wie z. B. Nesselsucht.
Bei Infektionen mit der Omikron-Variante kommt es im Vergleich zu früheren Virusvarianten eher zu Halsschmerzen und seltener zu Geschmacks- und Geruchsverlust. Der obere Nasen-Rachen-Raum ist häufiger betroffen als die Lungen.
Der Verlauf kann sehr unterschiedlich sein: Symptomlose Verläufe kommen ebenso vor wie schwere Lungenentzündungen (seltener bis hin zu Lungenversagen, Blutvergiftung und Organversagen). SARS-CoV-2 kann nicht nur die Atemwege, sondern bei schweren Verläufen auch andere Organe wie beispielsweise Herz, Leber, Gehirn und Nieren befallen.
Infektionen mit der Omikron-Variante verlaufen generell milder und schwere Verläufe sind deutlich seltender als bei früheren Varianten.
Risikogruppen
Das Risiko für einen schweren Verlauf ist erhöht bei folgenden Personengruppen:
- Ältere Personen (steigendes Risiko ab etwa 50–60 Jahren)
- Männer
- Raucher*innen
- Adipöse und stark adipöse Menschen
- Personen mit Down-Syndrom
- Personen mit bestimmten Vorerkrankungen
- des Herzens (z. B. koronare Herzerkrankung)
- der Lunge (z. B. COPD)
- Patient*innen mit chronischen Nieren- und Lebererkrankungen (besonders bei Dialyse)
- neurologische und psychiatrische Erkrankungen (z. B. Demenz)
- mit Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
- mit einer Krebserkrankung
- mit geschwächtem Immunsystem (z. B. aufgrund einer Erkrankung, die mit einer Immunschwäche einhergeht, durch Einnahme von Medikamenten, die die Immunabwehr schwächen, wie z. B. Kortison oder bei Immunsuppressiva nach einer Organtransplantation)
Eine Schwangerschaft geht ebenfalls mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Verlauf einher.
Dassselbe gilt ganz allgemein für Armut und auch für dunkle Hautfarbe, wobei die zahlreichen Beobachtungsstudien, die diesen Zusammenhang bestätigen, aus dem angelsächsischen Raum stammen, wo Persons of Colour häufig ärmer und gesundheitlich schlechter versorgt sind und deswegen auch häufiger an Grunderkrankungen leiden, die das Risiko erhöhen. Ob diese Daten 1:1 auf Europa und die Omikron-Variante übertragbar sind, ist unklar.
Kinder
Bei Kindern verläuft die Erkrankung meist milder und eher ohne Beschwerden. Aber es können auch, insbesondere bei jüngeren Kindern (Alter unter 1 Monat), schwere Verläufe vorkommen. Die häufigsten Symptome bei Kindern sind Husten und Fieber. Magen-Darm-Symptome treten häufiger auf als bei Erwachsenen.
Schwangerschaft und Wochenbett
Es besteht ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf.
Normalerweise zeigen Kinder von an COVID-19 erkrankten Müttern nach der Geburt keine Krankheitszeichen. Eine Übertragung von der Mutter auf ihr neugeborenes Kind ist möglich, deswegen sollen erkrankte oder infizierte Wöchnerinnen bei Kontakt mit ihrem Baby, auch beim Stillen, einen Mundschutz tragen und vorher die Hände waschen oder desinfizieren.
Diagnostik
Was tun, wenn ich fürchte, mich angesteckt zu haben?
Wenn Sie an Atemwegssymptomen leiden und fürchten, sich mit dem neuartigen Coronavirus angesteckt zu haben, machen Sie, wenn möglich, einen Antigen-Schnelltest und rufen Sie bei positivem Testergebnis Ihre Hausarztpraxis an. Sollten Sie an Erkältungssymptomen oder anderen Beschwerden leiden, kann Ihnen Ihre Hausärztin/Ihr Hausarzt eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ausstellen.
PCR-Test auf eine Infektion mit SARS-CoV-2
Wer soll getestet werden?
Ein Abstrich sollte nur bei Personen mit Krankheitszeichen durchgeführt werden (bei den behandelnden Ärzt*innen).
Wie wird der Abstrich für die PCR entnommen?
Goldstandard ist der PCR-Test für den Nachweis des Virus. Die Proben hierfür müssen als Abstrich aus Nase und/oder Rachen gewonnen werden. Es ist möglich (und oft weniger schmerzhaft), dass Sie selbst den Abstrich für den PCR-Test aus Ihrem Rachen abnehmen.
PoC-NAT-Tests
Diese Tests sind Schnelltests, die vor Ort durchgeführt werden können (PoC = Point of Care). Sie basieren wie eine PCR im Labor auf der Nukleinsäureamplifikationstechnik. Damit können positive Antigentests schnell bestätigt werden. Ein positives PoC-NAT-Test-Ergebnis muss nicht durch einen PCR-Test im Labor bestätigt werden.
Antigen-Schnelltest
Es gibt zahlreiche Antigen-Schnelltests zur Eigenanwendung. Antigentests weisen eine Infektion mit der Omikron-Variante laut einiger wissenschaftlicher Studien nicht so zuverlässig nach wie Infektionen mit anderen Varianten. Andere Untersuchungen ergaben keine schlechtere Empfindlichkeit von Schnelltests bei der Omikron-Variante. Es gibt hier also widersprüchliche Ergebnisse. Es kann aber sein, dass ein Test ein falsch-negatives Ergebnis zeigt.
Bei einem positiven Antigen-Schnelltest sollten Sie konsequent Kontakte reduzieren und Kontakt mit Ihrer Hausarztpraxis aufnehmen, um zu besprechen, ob das Ergebnis mit einem PCR-Test bestätigt werden soll.
Nachweis von Antikörpern
Es gibt auch Tests, mit denen Antikörper gegen SARS-CoV-2 nachgewiesen werden können. Sie sind aber zum Nachweis einer akuten Infektion während der Erkrankung nicht geeignet, da Antikörper erst Tage bis Wochen nach dem Auftreten von Beschwerden gebildet werden. Aber das Ergebnis zeigt nicht verlässlich an, ob jemand bereits immun gegen das Virus ist oder nicht. Ein Antikörpernachweis vor einer Booster-Impfung ist nicht erforderlich.
Bildgebung
In einer Computertomografie (CT) mit niedrigerer Strahlendosis (Niedrigdosis-CT) kann bei Betroffenen mit schwerem Husten und/oder Atemnot eine Lungenbeteiligung mit großer Sicherheit festgestellt oder ausgeschlossen werden. Auch eine Lungensonografie (Ultraschall) kann unter bestimmten Umständen geeignet sein. Eine konventionelle Röntgenuntersuchung der Lunge ist dagegen weniger zuverlässig als eine CT.
Behandlung
Medikamente
Behandlung zuhause
Erkrankte mit leichten erkältungsähnlichen Symptomen können sich zuhause auskurieren und lediglich Medikamente zur Beschwerdelinderung einnehmen, z. B. zur Fiebersenkung. Bei älteren Personen sollte hierfür Paracetamol anstelle von Ibuprofen verwendet werden.
Ambulante Behandlung bei erhöhtem Risiko für einen schweren Verlauf
Nirmatrelvir in Kombination mit Ritonavir (Paxlovid) wird von der WHO innerhalb von 5 Tagen nach Krankheitsbeginn bei nicht schwer erkrankten Personen mit besonders hohem Risiko für die Notwendigkeit einer Krankenhausbehandlung empfohlen. Es kann allerdings zu sehr schwerwiegenden Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten führen. Deshalb ist es wichtig, mit behandelnden Ärzt*innen über Ihre Alltagsmedikamente zu sprechen.
Das Antivirusmedikament Remdesivir kann bei ungeimpften Personen mit einem Risiko für einen schweren Verlauf eingesetzt werden. Diese Behandlung sollte in spezialisierten Zentren (Klinikambulanzen, Schwerpunktpraxen) oder in der Klinik durchgeführt werden.
Außerdem kann bei älteren und/oder vorerkrankten Personen mit einem hohen Risiko für einen schweren Verlauf von COVID-19, die außerdem in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, zur Verhinderung eines Blutgerinnsels in den Beinen (Thrombose) eine Behandlung mit Heparin-Spritzen (niedermolekulares Heparin, NMH) erfolgen.
Für Vitamin D und Vitamin C gibt es keinerlei Wirksamkeitsnachweise. Ältere Personen, besonders Bewohner*innen von Senioreneinrichtungen, sollten allerdings grundsätzlich mit ausreichend Vitamin D versorgt werden.
Behandlung in der Klinik
Patient*innen mit schweren Symptomen werden im Krankenhaus ausreichend mit Flüssigkeit versorgt, falls erforderlich, bei der Atmung unterstützt und entsprechend möglicher anderer Symptome bzw. Komplikationen behandelt.
Studiendaten zeigen, dass die Sterblichkeit bei schwerkranken COVID-19-Patient*innen durch das kortisonähnliche Medikament Dexamethason gesenkt werden kann. Es wird zur Behandlung von schwer Erkrankten empfohlen, die Hilfe beim Atmen benötigen. Inzwischen gibt es weitere Medikamente, die nachweislich die Sterblichkeit an COVID-19 senken: IL-6-Rezeptor-Bocker, Baricitinib und Gerinnungshemmung in bestimmten Fällen.
Was können Sie und Ihre Angehörigen tun, wenn Sie an COVID-19 erkrankt sind?
In den meisten Fällen kann eine COVID-19-Erkrankung zuhause auskuriert werden. In der Regel ähneln die Symptome anderen Virusinfektionen der oberen Atemwege (Erkältung) und/oder einer leichten Magen-Darm-Infektion. Es gibt auch hierfür keine speziellen Medikamente. Sie sollten sich für mindestens 5 Tage zu Hause isolieren. Die Selbstisolation kann nach frühestens 48 Stunden Beschwerdefreiheit aufgehoben werden.
Ruhen Sie sich aus und trinken Sie ausreichend. Bei Fieber kann Paracetamol (bei älteren Personen zu bevorzugen) oder Ibuprofen eingenommen werden. Bei Schnupfen können kochsalzhaltige oder abschwellende Nasensprays lindernd wirken.
Wenn Sie, beispielsweise wegen einer Immunschwäche, fortgeschrittenem Alter, starkem Übergewicht oder Vorerkrankungen ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf haben, sollten Sie sich bei Ihrer Hausarztpraxis melden, um prüfen zu lassen, ob eine frühzeitige Behandlung mit einem Antivirus-Medikament notwendig ist. Sollten Sie bei einem hohen Risiko aber vollständig geimpft sein, wird genau geprüft, ob bei Ihnen eine frühzeitige Behandlung mit einem Medikament sinnvoll ist.
Wichtig ist, dass Sie bei Zunahme Ihrer Beschwerden, z. B. Atemnot oder steigendem Fieber, Kontakt zu Ihrem Hausarzt/Ihrer Hausärztin aufnehmen oder den ärztlichen Bereitschaftsdienst anrufen, bei schwerer Atemnot den Rettungsdienst.
Während Ihrer Erkrankung sollten Sie Kontakte mit anderen vermeiden, auch in Ihrem eigenen Haushalt, außerdem gut lüften und, wenn möglich, Mahlzeiten gesondert einnehmen und allein schlafen. Bei Kontakt zu anderen bisher nicht erkrankten Mitgliedern Ihres Haushaltes sollten Sie und alle anwesenden Personen eine medizinische Maske tragen und im selben Raum einen Abstand von 1,5 m einhalten.
Ihre benutzten Taschentücher sowie anderen Abfall sollten Sie zunächst in einen eigenen Abfalleimer mit Deckel in Ihrem Krankenzimmer werfen, dessen Inhalt dann später in einem zugeknoteten Müllsack im Hausmüll entsorgt wird.
Vorbeugung
Durch welche Maßnahmen kann ich mich und andere schützen?
Zu den wichtigsten Maßnahmen zählen:
- bei Symptomen einer akuten Atemwegsinfektion zu Hause bleiben, Kontakte reduzieren und bei unvermeidlichem Kontakt mit anderen Personen möglichst Maske tragen
- auf vollständigen Impfschutz gegen COVID-19 und Influenza achten
- bei vielen Menschen in Innenräumen Maske tragen, insbesondere wenn kein Abstand eingehalten werden kann
- regelmäßiges Stoßlüften
Impfung gegen COVID-19
Allgemeine Informationen
- Mehrere gut wirksame Impfstoffe gegen COVID-19 sind zugelassen und verfügbar.
- Lassen Sie sich zu anstehenden Impfungen von Ihrer Hausarztpraxis beraten.
Impfung bei Schwangeren
Schwangeren ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel und Stillenden wird eine Impfung gegen Covid-19 mit zwei Dosen eines mRNA-Impfstoffs empfohlen.
Impfung bei Personen mit geschwächtem Immunsystem
Bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem, z. B. unter einer Chemotherapie oder immunsuppressiver Therapie, kann die Wirkung der Impfung schwächer ausfallen. Impfungen und Auffrischimpfungen mit geringeren Impfabständen können notwendig sein. Falls Sie ein geschwächtes Immunsystem haben oder das Immunsystem unterdrückende Medikamente nehmen, sprechen Sie mit Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt. Kontaktpersonen von Personen mit geschwächtem Immunsystem sollen vollständig geimpft sein.
Impfung bei Genesenen
Falls Sie einmal oder mehrmals COVID-19 erkrankt waren und nicht oder unvollständig geimpft sind, können weitere Auffrischimpfungen nötig werden. Sprechen Sie darüber mit Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt.
Für Personen ohne Grunderkrankung und jünger als 60 Jahre, die bereits drei oder vier immunologische Ereignisse (also Erkrankungen oder Impfungen, davon mindestens eine Impfstoffdosis) hatten, wird vorerst keine weitere Auffrischimpfung empfohlen. Wenn Sie also beispielsweise eine Grundimmunisierung mit zwei Impfstoffdosen und eine Boosterung erhalten haben und danach an COVID-19 erkrankt sind, brauchen Sie keine weitere Auffrischimpfung. Dies gilt auch, wenn Sie bereits zwei- bis dreimal an COVID-19 erkrankt waren und nur eine Impfung erhalten haben.
Allgemeine Nebenwirkungen der Impfstoffe
Bei allen empfohlenen Impfstoffen wurden mehr oder weniger häufig Nebenwirkungen angegeben, die auch von anderen Impfungen bekannt sind, wie Schmerzen und Schwellung an der Einstichstelle, leichtes Fieber, Kopfschmerzen, Krankheitsgefühl. Gegen diese allgemeinen Nebenwirkungen können zur Linderung Paracetamol 500 mg oder Ibuprofen 400 mg eingenommen werden. Eine Einnahme vor der Impfung wird nicht empfohlen.
Wirksamkeit gegen die Omikron-Variante
Neuere Untersuchungen zeigen, dass nach einer Grundimmunisierung bereits nach 15 Wochen kein ausreichender Schutz mehr gegen eine Erkrankung durch die Omikron-Variante vorhanden ist. Mit einer Booster-Impfung kann ein guter Schutz gegen schwere Erkrankungen durch die Omikron-Variante erreicht werden.
Wer soll in Quarantäne?
Es gibt für Kontaktpersonen keine offiziell angeordnete Quarantäne mehr. Kontaktpersonen von Infizierten (z. B. in Haushalt oder Schule) wird dringend empfohlen, für 5 Tage selbständig Kontakte zu reduzieren, besonders mit Risikogruppen für einen schweren Krankheitsverlauf. Außerdem wird eine tägliche (Selbst-)Testung mit einem Antigen-Schnelltest dringend empfohlen.
Wer soll isoliert werden?
Erkrankte Personen, die sich nachweislich mit dem neuartigen Coronavirus angesteckt haben, sollten sich isolieren, damit die Gefahr, andere anzustecken, vermindert wird.
Nachweislich positiv getestete Personen sollen sich für 5 Tage isolieren. Eine wiederholte (Selbst-)Testung mit einem Antigen-Schnelltest, beginnend nach Tag 5, wird dringend empfohlen. Bis der Test negativ ist, sollten Sie sich selbst isolieren.
Verlauf und Prognose
Infektionen mit den Omikron-Varianten verlaufen deutlich milder als die Infektionen mit früher kursierenden Virusvarianten. Es müssen deutlich weniger Betroffene im Krankenhaus oder auf Intensivstation behandelt werden.
Für COVID-19 sind die Zahlen zur Sterblichkeit nicht ganz genau bekannt, weil wir nicht wissen, wie viele Personen, auch ohne Krankheitszeichen, infiziert sind. Die Sterblichkeit aufgrund einer Infektion mit einer Omikron-Variante ist jedoch deutlich geringer als die Sterblichkeit aufgrund einer Infektion mit früheren SARS-CoV-2-Varianten.
Den derzeitigen Erfahrungen zufolge sind jedoch v. a. Menschen im Alter über 65 Jahre bzw. insbesondere über 80 Jahre betroffen oder Personen, die bereits an chronischen Krankheiten leiden. In diesen Gruppen liegt die Sterblichkeit höher.
Komplikationen
Schwere Verläufe
Eine Infektion mit SARS-CoV-2 kann bei einem geringen Teil der Betroffenen zu Komplikationen durch Blutvergiftung, Lungenentzündung, Lungenversagen, Blutgerinnsel (Thrombose und Lungenembolie), Herzschädigung und/oder Nierenversagen führen. Das Risiko für Schwangerschaftskomplikationen ist erhöht.
Entzündliche Multiorganerkrankung
Aus Ländern mit hohen Erkrankungszahlen wird von Fällen einer entzündlichen Multiorganerkrankung bei Kindern berichtet. Diese Erkrankung wird als Multisystem Inflammatory Syndrome in Children (MIS-C) bezeichnet. Sie ist insgesamt sehr selten und tritt bei Infektionen mit der Omikron-Variante und bei geimpften Kindern noch seltener auf.
Herzmuskelerkrankung
SARS-CoC-2 kann, wie viele Viren, eine Herzmuskelentzündung verursachen. Wenn Sie von einer COVID-19-Erkrankung wieder genesen sind, sollten Sie vor einer Wiederaufnahme sportlicher Betätigung oder gar Leistungssport den Rat Ihrer Hausärztin/Ihres Hausarztes einholen.
Post-COVID/Long-COVID
Manche COVID-19-Erkrankte leiden auch nach ihrer Genesung von der akuten Erkrankung unter langwierigen Beschwerden. Beschwerden länger als 4 Wochen nach einer Infektion werden als Long-COVID bezeichnet. Beschwerden, die mehr als 12 Woche anhalten, werden Post-COVID genannt.
Lange Erholungszeiten sind auch nach anderen Virusinfektionen keine Seltenheit. Besonders nach einer schweren Lungenerkrankung oder einer Behandlung auf einer Intensivstation sind lange Erholungszeiten generell nicht ungewöhnlich.
Zu Symptomen von Long-COVID können u. a. Müdigkeit, geringe körperliche Belastbarkeit, Muskelschwäche, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Haarausfall, Angst/Depression und Konzentrationsstörungen (sog. „Brain Fog“ = Hirnnebel) gehören. Auch Fieber, Husten, Hautausschläge, Atemnot bei Belastung, Brustenge, Schwindel und weitere Symptome können vorkommen. Bei manchen Betroffenen besteht ein erhöhtes Risiko für Schlaganfälle, Herzerkrankungen, Diabetes mellitus, psychiatrische Erkrankungen und eine Verschlechterung der Lungenfunktion.
Derzeit gibt es noch keine verlässlichen Daten über den Anteil der Erkrankten mit Langzeitfolgen. 6 % der Personen, die an COVID-19 erkrankt waren, suchen danach ärztliche Hilfe. Bei Kindern ist Long-/Post-COVID deutlich seltener als bei Erwachsenen.
Spezielle Tests oder Untersuchungsmethoden, um Post-/Long-COVID festzustellen, gibt es nicht. Um andere Erkrankungen auszuschließen, können aber Blutdruck, Puls, Körpertemperatur, Atemfrequenz und Sauerstoffsättigung gemessen werden. Zusätzlich können einfache Bluttests, wie Blutbild, Entzündungswert, Nierenwerte, Schilddrüsenwerte, Leberwerte und eine Urinuntersuchung angeordnet werden. Wenn sich kein Hinweis auf eine ernste Erkrankung ergibt, wird die Hausärztin/der Hausarzt in den meisten Fällen zunächst einmal abwarten, wie sich die Beschwerden entwickeln.
Eine spezielle Behandlung gibt es nicht. Die Therapie orientiert sich am Beschwerdebild.
Weitere Informationen
- Multisystem Inflammatory Syndrome in Children (MIS-C)
- Lungenentzündung
- Grippe (Influenza)
- Erkältung/grippaler Infekt
- Coronavirus SARS-CoV-2 (COVID-19), respiratorische Erkrankung – Informationen für ärztliches Personal
Autorin
- Marlies Karsch-Völk, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, München
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References
Based on professional document Coronavirus SARS-CoV-2 (COVID-19), respiratorische Erkrankung. References are shown below.
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