Was ist eine Salmonellose?
Definition
Die Salmonellen-Enteritis ist eine durch Salmonellen-Bakterien verursachte Entzündung (Enteritis) des Darms, die normalerweise durch verunreinigte Lebensmittel übertragen wird. Enteritis-Salmonellen treten in mehr als 2.500 Untertypen weltweit bei Geflügel, Schweinen, Rindern, aber auch Reptilien auf.
Die Erkrankung heilt meist von selbst aus, aber die Erreger können auch schwere Krankheitsverläufe verursachen, die mit Antibiotika behandelt werden müssen. Eine Salmonellen-Erkrankung muss dem Gesundheitsamt gemeldet werden.
Die Inkubationszeit (Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung) beträgt in der Regel 12–36 Stunden, abhängig von den Erregern.
Symptome
Salmonellen verursachen krampfartige Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen sowie Durchfall, der auch blutig sein kann. Außerdem kommt es meist zu Kopfschmerzen und Fieber. Durch längeranhaltende Durchfälle und Erbrechen kann es zu einem hohen Flüssigkeitsverlust des Körpers (Dehydratation, Austrocknung) kommen.
Ursachen
Die Infektion erfolgt meist über verunreinigte Lebensmittel:
- nicht ausreichend durchgegarte Fleischprodukte
- nicht ausreichend erhitzte Eier und Eierspeisen
- Rohmilch
- Gemüse, das durch Düngung oder Bewässerung verschmutzt wurde
Salmonellen vermehren sich im Temperaturbereich von 10–47 °C, in einigen Fällen bereits ab 6–8 °C. Durch Einfrieren werden sie nicht abgetötet.
Eine Infektion durch direkten Kontakt mit erkrankten Menschen oder Tieren ist möglich, aber selten. Salmonellen können auch durch Tiere (z. B. Wildvögel und Reptilien), die als Haustiere gehalten werden, übertragen werden.
Besonders anfällig sind Menschen, die
- jünger als 5 und älter als 70 Jahre alt sind.
- ein geschwächtes Immunsystem haben.
- an Vorerkrankungen, vor allem Darmerkrankungen, leiden
Häufigkeit
- Offiziell gemeldet werden jährlich etwa 10–20 Fälle pro 100.000 Einw. Während der Covid-19-Pandemie traten deutlich weniger Infektionen auf als in früheren Jahren.
- Nach der Darmentzündung durch den Erreger Campylobacter ist die Salmonellose die zweithäufigste meldepflichtige bakterielle Magen-Darm-Erkrankung.
- Weniger als ein Drittel der Erkrankten infizierten sich im Ausland.
- Kinder bis 5 Jahre und ältere Menschen ab 70 sind am häufigsten betroffen.
- Salmonellen-Infektionen treten am häufigsten im Sommer auf.
- Die Sterberate liegt unter 0,1 %.
Untersuchungen
Bei schwerem oder kompliziertem Verlauf einer Magen-Darm-Infektion wird eine Bakterienkultur aus einer oder mehreren Stuhlproben angelegt, um die Erreger nachweisen zu können. Eine Stuhluntersuchung ist u. a. bei folgenden Symptomen/Problemen angezeigt:
- Vorliegen relevanter Begleiterkrankungen
- Patient*innen mit Immunschwäche
- blutiger Durchfall
- Durchfall länger als 3 Tage
- schweres Krankheitsbild
- Klinikeinweisung wegen starkem Durchfall
- gehäuftes Auftreten in einer bestimmtem Personengruppe, z. B. an einer Schule
- vor Einleitung einer Antibiotikatherapie (zur Resistenzbestimmung)
- Durchfall, der während oder nach Beendigung eines Klinikaufenthalts aufgetreten ist
- Patient*innen, die in Gemeinschaftseinrichtungen oder lebensmittelverarbeitenden Institutionen arbeiten
- Personen mit Antibiotikaeinnahme innerhalb der letzten 3 Monate
Unter Umständen können verdächtige Lebensmittel oder andere Infektionsquellen ausgemacht und somit weitere Ansteckungen verhindert werden.
Wenn der Flüssigkeitsverlust des Körpers sehr hoch ist, kann in der Blutuntersuchung eine Elektrolytstörung nachgewiesen werden.
Bei schweren Verläufen und Dehydrierung (Austrocknung) aufgrund von Durchfall und Erbrechen sowie bei Verdacht auf eine Sepsis (Blutvergiftung) werden die Betroffenen ins Krankenhaus eingewiesen. Weitere Untersuchungen (Anlegen von Blutkulturen bei Sepsis) können dort vorgenommen werden.
Behandlung
Ziel der Therapie ist, eine Dehydrierung (Austrocknung) der Betroffenen und die weitere Ausbreitung der Infektion im Körper zu verhindern.
Symptome können mit Medikamenten gelindert werden. Gegen den Durchfall können Erwachsene Loperamid einnehmen. Bei Kindern mit schweren Durchfällen kann die Einnahme des Durchfall-Medikaments Racecacodril erwogen werden. Gegen Schmerzen kann Paracetamol und bei sehr starken Schmerzen, gegen die Paracetamol nicht hilft, Metamizol eingenommen werden. Gegen Bauchkrämpfe wirkt Butylscopolamin (nicht bei Kindern unter 6 Jahren). Erwachsene können bei Übelkeit und Erbrechen Dimenhydrinat einnehmen. Kindern wird bei Enteritis keine Behandlung des Erbrechens empfohlen.
Eine Antibiotikatherapie wird meist nicht durchgeführt, da die Erkrankung in der Regel von selbst ausheilt. Maßnahmen zum Flüssigkeits- und Elektrolytausgleich sind dann ausreichend.
Antibiotika werden nur bei einer schweren Infektion verabreicht (z. B. bei Blutvergiftung), bei immungeschwächten Personen, Säuglingen und älteren Menschen sowie Patient*innen mit bestimmten Vorerkrankungen, z. B. Dialyse-Patient*innen und Personen mit chronisch-entzündlicher Darmerkrankung.
Was können Sie selbst tun?
Eine gute Handhygiene und gründliches Händewaschen nach dem Toilettengang und vor der Essenszubereitung sind wichtig.
Bei milden Symptomen kann Folgendes empfohlen werden:
- ausreichend trinken, am besten Apfelschorle, Tee oder leicht salzige Brühe
- feste Nahrung in Form von Reis, Bananen, Zwieback oder Salzstangen
- Bei milden Formen einer Gastroenteritis kann man auf die Signale des Körpers hören und das essen und trinken, worauf man Appetit hat.
- für Kinder von 2–10 Jahren: erhöhte Flüssigkeitszufuhr in Form von Wasser oder verdünntem Saft
Bei Durchfall und Anzeichen von Austrocknung wird eine ausgewogene Zucker-Salz-Lösung empfohlen. Zeichen von Austrocknung können Kopfschmerzen, starker Durst, dunkler Urin und bei kleineren Kindern trockene Windeln sein.
- In der Apotheke sind fertige Elektrolytlösungen erhältlich.
- 50–100 ml Rehydratationslösung sollte pro kg über 4 Stunden gegeben werden, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen.
- Kinder sollten mindestens 10 ml pro kg Körpergewicht nach jedem Erbrechen zu sich nehmen, d. h. etwa 200 ml bei einem 20 kg schweren Kind.
Koffeinhaltige Getränke, Limonaden oder unverdünnte Fruchtsäfte sollten nicht getrunken werden.
Vorbeugung
Folgende Verhaltensregeln (auf Reisen, aber grundsätzlich auch zu Hause) können einer Ansteckung vorbeugen:
- Waschen Sie die Hände, nachdem Sie auf der Toilette waren, nach Kontakt mit Tieren sowie vor und nach der Essenszubereitung. Das reduziert die Keimzahl an den Händen erheblich.
- Fleischgerichte – insbesondere Hamburger, Hackbraten und andere Hackfleischgerichte sowie Geflügel (insbes. Aufgetautes) – sollten gut durchgekocht oder durchgebraten sein.
- Ein Erhitzen über 70 °C für mindestens 10 Minuten tötet die Salmonellen ab.
- Leicht verderbliche Lebensmittel bis zum Verzehr ausreichend kühlen.
- Auf sauberes Trinkwasser achten.
- Menschen mit eingeschränktem Immunsystem und einer erhöhten Anfälligkeit für Salmonellen-Infektionen sollten nicht ausreichend erhitzte Eier, eihaltige Speisen (Mayonnaise, Milchspeiseeis etc.) meiden.
- Ausschließlich pasteurisierte Milch trinken.
- Vorsicht bei ungeschältem Obst und ungekochtem Gemüse: „Boil it, cook it, peel it, or forget it"!
- Salmonellen vermehren sich schnell in geschnittenen, abgepackten Salaten.
- Messer, Schneidbretter und Küchengeräte, die für Rohwaren verwendet worden sind, mit sehr heißem Wasser abwaschen.
- Verwendung und häufiger Wechsel von kochbaren Küchentüchern
- In Haushalten mit Kindern unter 2 Jahren sollten keine Reptilien gehalten werden.
Prognose
- In seltenen Fällen kann eine Salmonellen-Infektion zu einer Blutvergiftung und zu Infektionen weiterer Organe führen.
- Die Ausscheidung der Salmonellen-Erreger dauert bei Erwachsenen im Durchschnitt 4 Wochen ab Beginn der Infektion.
- Nach 3 Monaten sind rund 5 % noch Bakterienträger*innen, einige wenige werden zu chronischen Träger*innen.
- Hier kann eine Antibiotikatherapie durchgeführt werden.
- Säuglinge und Kleinkinder sind in der Regel länger Bakterienträger*innen als Erwachsene.
Weitere Informationen
- Blutvergiftung
- Antibiotika
- Salmonellen-Enteritis – Informationen für ärztliches Personal
Autorin
- Ulrike Boos, Redakteurin von Deximed, Freiburg
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References
Based on professional document Salmonellen-Enteritis. References are shown below.
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