Knorpelschäden im Hüftgelenk

Knorpelschäden können vor allem bei Sportlern und anderen körperlich besonders aktiven Menschen im Hüftgelenk auftreten. Hierbei werden kleine Knorpelstücke im Hüftgelenk eingeklemmt und können starke Schmerzen und gelegentlich Blockaden in der Hüfte auslösen.

Was sind Knorpelschäden im Hüftgelenk?

Das Hüftgelenk ist ein Kugelgelenk, das aus der Gelenkkugel (Oberschenkelkopf) und der Hüftgelenkpfanne (Azetabulum) besteht. Die Gelenkflächen von Oberschenkelkopf und Hüftgelenkpfanne sind mit Gelenkknorpel überzogen. Das Hüftgelenk weist eine erhebliche Beweglichkeit in allen Ebenen auf. Es wird stabilisiert durch die Gelenkkapsel, umgebende Muskulatur und Knorpel, der die knöcherne Fläche der Hüftgelenkpfanne bedeckt, sowie durch eine Knorpellippe (Labrum), die eine Verlängerung der Gelenkpfanne darstellt und einige Millimeter über das Hüftgelenk hinausragt. Das Labrum verleiht der Gelenkpfanne auf diese Weise mehr Tiefe und Stabilität und schützt so das Gelenk.

Mechanische Belastungen durch Bewegung oder Veränderungen im Bereich des Hüftgelenks führen dazu, dass die Gelenkfläche beim Beugen oder bei Rotationsbewegungen der Hüfte eingeklemmt wird. In jüngerer Zeit haben sich solche Schäden häufig als Ursache von Hüftschmerzen herausgestellt. Fachsprachlich wird auch die Bezeichnung Hüftimpingement verwendet. Sie ist ein Hinweis darauf, dass im Bereich des Hüftgelenks etwas eingeklemmt wird.

Von Knorpelschäden im Hüftgelenk sind häufig jüngere Menschen, besonders sportlich aktive, betroffen.

Ursachen

Knorpelschäden entstehen am Übergang zwischen Oberschenkelkopf und dem Rand der Gelenkpfanne. Man unterscheidet im Wesentlichen zwischen zwei Arten von Schäden: Veränderungen an der Knorpellippe oder am Oberschenkelkopf. Bei einigen Menschen ragt die Knorpellippe weiter hervor als bei anderen. Eine solcherart hervorstehende Knorpellippe ist in besonders hohem Maße anfällig für Schäden. Diese führen dazu, dass kleine Knorpelstückchen eingeklemmt werden können, daher die Bezeichnung Impingement oder Einklemmung. Die Schädigung ist vergleichbar mit einer Meniskusverletzung im Kniegelenk.

In der Regel entwickelt sich die Erkrankung allmählich. Schädigungen am Gelenkknorpel des Hüftgelenkes können zu einer Einschränkung des sportlichen Leistungsvermögens führen und Schmerzen bei alltäglichen Aufgaben verursachen. Diese Art der Knorpelschädigung kommt darüber hinaus als frühe Ursache für Gelenkverschleiß (Arthrose) in Betracht.

Symptome

Charakteristisch für Knorpelschäden im Hüftgelenk sind Episoden plötzlich auftretender Schmerzen im Hüftgelenk, die sich zu zusammenhängend chronischen entwickeln und zu eingeschränkter Beweglichkeit führen.

Patienten mit Knorpelschäden in der Hüfte klagen oft über Schmerzen in und auf der Seite der Hüfte. Sie beschreiben plötzlich auftretende, stechende Schmerzen bei Bewegungen, gelegentlich gefolgt von einem Klicken und dem Gefühl einer Blockade. Starke Schmerzen können auftreten, wenn die Betroffenen die Hüfte drehen, insbesondere in Richtung der betroffenen Seite. Die Schmerzen nehmen im Verlauf der Zeit zu und verschlimmern sich nach langem Sitzen, wenn man vom Stuhl aufsteht, in ein Auto ein- oder aussteigt oder sich nach vorne beugt.

Diagnostik

Bei Verdacht auf Knorpelschäden in der Hüfte aufgrund der Beschreibungen können verschiedene Tests der Hüftrotation in der ärztlichen Untersuchung durchgeführt werden. Dabei ergeben das Ausmaß der Beweglichkeit, die ausgelösten Schmerzen und Vergleiche der beiden Seiten ein erstes Bild. Röntgenaufnahmen tragen häufig dazu bei, die Störung darzustellen. Bei Unsicherheit hinsichtlich der Diagnose kann eine MRT mit Kontrastmittelinjektion in das Hüftgelenk durchgeführt werden.

Therapie

Im ersten Schritt wird eine konservative Behandlung empfohlen. Dazu zählen eine Sportpause und eine physiotherapeutische Therapie zur Mobilisierung und Dehnung für mindestens 6 Wochen. Eine medikamentöse Behandlung kann zur Linderung der Schmerzen beitragen. Wenn diese Maßnahmen nicht erfolgreich sind und wenn die Beschwerden zunehmen, wird besonders bei jüngeren und sportlich aktiven Patienten ohne arthrotische Veränderungen zu einer offenen oder arthroskopischen Operation geraten.

Bei einer Arthroskopie handelt es sich um eine sogenannte Knopfloch-Technik mit kleinstmöglichen Operationswunden. Dabei wird eine kleine Röhre mit einer Kamera und chirurgischen Instrumenten in das Gelenk eingeführt. Während der Untersuchung können so die Knorpelschäden beurteilt und repariert werden.

Prognose

Die Erkrankung entwickelt sich in der Regel allmählich, und die Schädigung des Gelenkknorpels kann so weit fortschreiten, dass die Betroffenen nicht mehr in der Lage sind, wie früher Sport zu treiben. Unter Umständen bereiten auch alltägliche Aktivitäten Schmerzen. Es kann auch zu einer frühzeitigen Entwicklung von Gelenksverschleiß kommen.

Die Prognose ist sowohl nach operativer als auch konservativer Behandlung gut. Wenn bereits arthrotische Veränderungen im Gelenk aufgetreten sind, nimmt die Wahrscheinlichkeit für einen Behandlungserfolg ab.

Die arthroskopische Behandlung dieser Art von Knorpelschädigungen scheint das Potenzial für eine Verhinderung oder Verzögerung von Gelenkverschleiß zu haben. Jedoch konnte bisher kein Nachweis für diese Vermutung in Follow-up-Studien erbracht werden.

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Autoren

  • Markus Plank, MSc BSc, Medizin- und Wissenschaftsjournalist, Wien

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