Keuchhusten (Pertussis)

Keuchhusten gilt als eine der ansteckendsten Kinderkrankheiten und kann zu starken Hustenattacken führen. Die meisten Kinder werden gegen Keuchhusten geimpft, bevor sie 1 Jahr alt sind.

Was ist Keuchhusten?

Keuchhusten ist eine übertragbare Krankheit, die durch das Bakterium Bordetella pertussis hervorgerufen wird. Das Bakterium siedelt sich meist auf den Schleimhäuten des Rachens und der Lunge an. Es verursacht Schäden an der Schleimhautoberfläche und produziert einen Giftstoff (Toxin), der Irritationen und Schädigungen der Schleimhaut hervorruft.

Definition

  • Infektion durch das Bakterium Bordatella pertussis
  • Typisch ist ein anfallsartiger Husten, der bis zu 6–10 Wochen anhält.
    • Hustenattacken typischerweise von tiefem Einatmen (Keuchen) unterbrochen
  • Sowohl Kinder als auch Erwachsene sind betroffen.
  • Für einen ausreichenden Impfschutz sind regelmäßige Auffrischimpfungen notwendig.

Symptome

Die Krankheit folgt meist einem typischen, sehr langwierigen Verlauf:

  • Zunächst Erkältungssymptome wie leichter Husten, Schnupfen und leichtes Fieber.
  • Nach 1 bis 2 Wochen treten Hustenanfälle auf.
  • Ein typischer Keuchhustenanfall ist durch krampfartigen Stakkatohusten gekennzeichnet, der mit einer starken Einatmung endet, die ein „keuchendes“ Geräusch verursacht. Die Hustenattacken können so stark sein, dass das Kind leicht blau im Gesicht wird.
    • Nasenbluten und geplatzte Äderchen im Auge sind keine Seltenheit.
    • Bei vielen Betroffenen sind die Hustenanfälle nachts am stärksten.
    • Charakteristisch ist, dass bei jeder Ausatmung 5- bis 10-mal gehustet wird. Diese Phase der Krankheit dauert meist 4–6 Wochen.
  • Anschließend kommt es zu einer Phase von 1–4 Wochen, in der die Krankheit langsam abklingt.
    • Der Husten wird weniger, kann in manchen Fällen aber auch noch monatelang weiterbestehen.
    • Vereinzelte Hustenanfälle können auch noch lange nach dem Abklingen der Erkrankung auftreten.
  • Bei geimpften Personen nimmt die Krankheit meist einen milderen Verlauf ohne das typische „Keuchen“.
  • Das Krankheitsbild variiert stark und ist u. a. vom Alter der Patient*innen abhängig: Je jünger die Betroffenen sind, desto schwerer verläuft die Krankheit.
    • Bei Säuglingen kann sich der Keuchhusten durch Krämpfe und sogar Atemstillstand äußern, ohne offensichtliche Hustenattacken.

Häufigkeit

  • 60 % der Betroffenen sind über 18 Jahre alt.
  • Die meisten Infektionen sind im Herbst und Winter.
  • Weltweit treten pro Jahr knapp 20–40 Mio. Fälle von Keuchhusten auf.
  • Jährlich sterben 300.000 Menschen an der Erkrankung, 90 % von ihnen leben in Entwicklungsländern.

Untersuchungen

  • In den ersten 2–3 Wochen nach Hustenbeginn ist der Erreger nachweisbar.
    • Abstrich durch die Nase mit Wattestäbchen (Nasen-Rachen-Abstrich)
    • durch Nasen-Rachen-Absaugung gewonnenes Material 
    • Die Probe wird zum direkten Nachweis des Bakteriums und zur Anlage einer Bakterienkultur an ein Labor geschickt.
  • Besteht die Erkrankung seit mehr als 3–4 Wochen, lässt sich das Bakterium möglicherweise nicht mehr direkt nachweisen.
    • Blutentnahme und Bestimmung von Antikörpern zur Sicherung der Diagnose
  • Zur Einschätzung des Krankheitsverlaufes werden insbesondere bei Säuglingen weitere Blutwerte bestimmt.
  • Bei Säuglingen ist oft eine Einweisung ins Krankenhaus notwendig.
    • Insbesondere wenn Atemnot oder Trinkschwäche auftreten.

Behandlung

  • Antibiotika
    • Abhängig von dem eingesetzten Antibiotikum dauert die Behandlung zwischen 5 und 14 Tagen.
    • Beginn innerhalb der ersten 1–2 Wochen nach Auftreten des Hustens
  • Bei wiederholten Atemstillständen kann ein Therapieversuch mit Koffein erfolgen.
  • Austauschtransfusion bei lebensbedrohlichen Veränderungen des Blutbildes 
  • Bei schweren Verläufen mit Lungenschwäche kann eine externe Maschine zur Unterstützung der Lungenfunktion eingesetzt werden (genannt ECMO).
  • Der Nutzen von hustenreizlindernden Arzneimitteln, Beruhigungsmitteln, schleimlösenden Medikamenten, Kortikosteroiden und Antihistaminika ist fraglich und wissenschaftlich nicht gut belegt.

Was können Sie selbst tun?

  • Kopf hoch lagern
  • Ausreichend trinken
  • Kleine und häufige Mahlzeiten

Ansteckungsgefahr

  • Die höchste Ansteckungsgefahr besteht im frühen Krankheitsstadium.
  • Kinder/Jugendliche mit Keuchhusten dürfen nicht am Schulunterricht teilnehmen bzw. in Kindergarten gehen.
  • Wiederzulassung zu Gemeinschaftseinrichtungen kann für Erkrankte in der Regel 5 Tage nach Beginn einer wirksamen Antibiotikatherapie erfolgen bzw. wenn keine antibiotische Behandlung durchgeführt wurde, 21 Tage nach Beginn des Hustens.
  • Der Ausschluss von Personen in Gemeinschaftseinrichtungen, die Kontakt zu erkrankten Personen hatten, ist nur erforderlich, wenn Husten auftritt.
  • Für ungeimpfte, enge Kontaktpersonen wird die vorbeugende Einnahme von Antibiotika empfohlen.

Impfung

  • Die Pertussis-Impfung wird für alle Säuglinge und Kleinkinder empfohlen.
  • Die Auffrischimpfungen erfolgen im Vorschul- (5.–6. Lebensjahr) und Jugendalter (9.–17. Lebensjahr).
  • Wenn in den letzten 10 Jahren keine Pertussis-Impfung erfolgt ist, wird sie folgenden Personen empfohlen (Indikationsimpfung):
    • Personal im Gesundheits­dienst sowie in Gemeinschaftseinrichtungen
    • Frauen im gebär­fähigen Alter
    • enge Haushalts­kontakt­personen (Eltern, Geschwister) und Betreuer (z. B. Tages­mütter/-väter, Babysitter, ggf. Groß­eltern) von Säuglingen spätestens 4 Wochen vor Geburt des Kindes
    • Ist die in der Schwangerschaft empfohlene Impfung nicht erfolgt, sollte die Mutter bevorzugt in den ersten Tagen nach der Geburt geimpft werden.
    • evtl. Wiederholung alle 10 Jahre.

Verlauf und Prognose

  • Die meisten Fälle von Keuchhusten in Europa nehmen heutzutage einen milden Verlauf und klingen ohne Behandlung ab.
  • Der Husten kann jedoch über lange Zeit bestehen.
  • Nicht selten kommt es beim Keuchhusten zu begleitenden Erkrankungen wie z. B. Mittelohrentzündung oder Lungenentzündung.
  • Der Keuchhusten hat eine gute Prognose.
    • Ein Versterben an Keuchhusten ist sehr selten.
    • Ein hoher Anteil der Krankenhausbehandlungen und fast alle Todesfälle betreffen ungeimpfte Säuglinge unter 6 Monaten.

Weitere Informationen

Autorin

  • Hannah Brand, Dr. med., Ärztin, Berlin

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References

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