Allgemeine Informationen
- Echokardiografie ist die Ultraschalluntersuchung des Herzens, im allgemeinen Sprachgebrauch häufig „Herzecho“ oder einfach „Echo“ genannt.
- Wichtigstes nichtinvasives Bildgebungsverfahren des Herzens
- mehrere Millionen Untersuchungen jährlich
- flächendeckend verfügbar in kardiologischen Abteilungen und Praxen
- stationäre High-End-Geräte für differenzierte Diagnostik
- kleine, mobile Geräte für Notfalluntersuchungen
- keine Strahlenbelastung (im Gegensatz zum Kardio-CT)
- vergleichsweise geringer technisch-apparativer Aufwand (vor allem im Vergleich zum Kardio-MRT)
- Liefert u. a. Informationen über:
- Größe der Herzhöhlen
- Dicke der Herzwände
- globale und regionale Pumpleistung der Herzkammern
- Struktur und Funktion der Herzklappen
- etwaige Raumforderungen (Thromben, Vegetationen, Tumoren, Perikarderguss)
- zu- und abführende Gefäße (V. cava, Pulmonalvenen, Aorta, Pulmonalarterie).
- Untersuchungen können von außen durch die Brustwand (transthorakal) oder über die Speiseröhre (transösophageal) durchgeführt werden.
- Transthorakale Untersuchung wird im Sprachgebrauch meistens als TTE (Transthoracic Echocardiography) bezeichnet.
- Transösophageale Untersuchung wird üblicherweise als TEE (Transesophageal Echocardiography) bezeichnet.
- Die meisten Untersuchungen werden als TTE durchgeführt, 5‒10 % als TEE (spezielle Indikationen für TEE s. u.).
- Personelle, apparative und strukturelle Voraussetzungen sind für die Zertifizierung von Untersucher*innen und Institutionen erforderlich.
- Durchführung im Allgemeinen durch Kardiolog*innen, Ausbildung und Zertifizierung sind aber auch für Nichtkardiolog*innen möglich (v. a. Allgemeinmedizin, Innere Medizin, Anästhesie, Kardiochirurgie).
Indikationen
- Untersuchung der systolischen LV-Funktion
- bei anamnestischen/klinischen Hinweisen auf kardiale Erkrankung
- Reevaluierung bei bekannter Herzinsuffizienz bei klinischer Befundänderung
- bei potenziell kardiotoxischer Therapie vor Einleitung und im Verlauf
- vor jeder kardialen Operation
- vor nichtkardialer Operation zur Beurteilung des operativen Risikos bei bekannter Herzerkrankung oder klinischen Zeichen einer Herzerkrankung
- Untersuchung der diastolischen LV-Funktion
- Patient*innen mit klinischen Zeichen einer Herzinsuffizienz und normaler systolischer Funktion zur Abklärung einer diastolischen Funktionsstörung (HFPEF = Heart Failure with Preserved Ejection Fraction)
- Untersuchung des rechten Ventrikels
- Mitbeurteilung bei jeder echokardiografischen Untersuchung
- V. a. Erkrankung des rechten Herzens, pulmonale Hypertonie
- Herzklappenfehler/Klappenprothesen
- klinischer Verdacht auf einen Klappenfehler
- Abklärung begleitender Klappenfehler bei anderen kardialen Erkrankungen
- Ausschluss oder Erkennung eines Klappenfehlers vor Herzoperation
- Verlaufsuntersuchung bei klinischem Verdacht auf Progression einer Klappenerkrankung
- klinischer Verdacht auf Prothesendysfunktion oder Endokarditis
- Steuerung von Katheterinterventionen und Operationen an den Klappen
- Infektiöse Endokarditis (IE)
- klinischer V. a. IE
- TEE bei positiver TTE zur Abklärung endokarditisbedingter Komplikationen (u. a. Abszesse) oder bei klinischer Verschlechterung
- TEE bei negativer TTE, aber begründetem klinischem Verdacht auf IE
- Chronisches Koronarsyndrom
- Nachweis von regionalen Wandbewegungsstörungen
- Stress-Echokardiografie zum Nachweis einer induzierbaren myokardialen Ischämie bei Patient*innen mit V. a. KHK
- Stress-Echokardiografie zur Beurteilung der myokardialen Vitalität vor geplanter Revaskularisation
- Kardiomyopathien
- klinischer Verdacht auf das Vorliegen einer Kardiomyopathie oder klinische Zeichen einer Herzinsuffizienz
- Untersuchung von direkten Verwandten von Patient*innen mit primärer Kardiomyopathie
- Re-Evaluation bei klinischer Änderung oder zur Therapiesteuerung
- Rechtsherzerkrankungen
- V. a. Erkrankungen des rechten Herzens wie Rechtsherzinfarkt, ARVC, akute Lungenembolie, Cor pulmonale, kongenitales Shuntvitium
- Abklärung einer pulmonalen Hypertonie, nichtinvasive Bestimmung des pulmonal-arteriellen Drucks zur Therapiekontrolle bei pulmonaler Hypertonie
- Perikarderkrankungen
- V. a. Perikarderguss/Perikardtamponade oder Konstriktion
- Steuerung und Erfolgskontrolle während (diagnostischer oder therapeutischer) Perikardpunktion sowie Kontrolle nach Perikardpunktion
- Kardiale Tumoren
- klinischer Verdacht auf einen kardialen Tumor
- bekannte maligne Grunderkrankung mit häufiger kardialer Metastasierung
- Untersuchung der großen Arterien
- V. a. eine Aortenerkrankung (z. B. bei akutem Aortensyndrom)
- Arterielle Hypertonie
- initiale und Verlaufsbeurteilung bei nachgewiesener arterieller Hypertonie
- Abklärung einer kardiogenen Embolie
- TTE- und TEE-Untersuchung bei V. a. kardiogene Embolie
- Kardiale Arrhythmien
- bei benignen Arrhythmien und V. a. strukturelle Herzerkrankung
- bei neu aufgetretenem Vorhofflimmern/-flattern
- TEE bei Patient*innen vor Kardioversion von Vorhofflimmern/-flattern mit > 48 h und Antikoagulation < 4 Wochen
- bei ventrikulären Rhythmusstörungen und überlebtem plötzlichem Herztod
- Kongenitale Vitien
- V. a. kongenitales Vitium (bildgebendes Verfahren der 1. Wahl)
- Darstellung von Shunts durch Kontrastechokardiografie
- periinterventionelles Monitoring mittels TEE während herzchirurgischer Eingriffe sowie während katheterinterventioneller Verfahren
- Notfallechokardiografie (TTE und/oder TEE)
- akute Dyspnoe/akuter Thoraxschmerz/hämodynamische Instabilität
- wichtigste Differenzialdiagnosen mit Indikation zur Notfallechokardiografie:
- Myokardinfarkt/-ischämie
- Lungenembolie
- Perikardtamponade
- akute Herzklappendysfunktion.
- Aortendissektion
- V. a. Endokarditis
- Thrombusausschluss vor Kardioversion
- Thoraxtrauma
- Differenzierung Schockzustände
- Definition Notfallechokardiografie: qualifizierte Diagnostik durch Ärzt*innen, die eigenständig und eigenverantwortlich die Untersuchung durchführen, dokumentieren, interpretieren und befunden können.1
- Durchführung bevorzugt mit modernen Ultraschall- bzw. Laptopgeräten
- Sog. Pocketdevices entsprechen aufgrund der Gerätelimitationen nicht dem Standard der Notfallechokardiografie.
- Steuerung interventioneller Eingriffe
- Der Erfolg moderner interventioneller Verfahren ist maßgeblich von Monitoring und Steuerung durch die Bildgebung abhängig.
- z. B. im Rahmen von PFO-/ASD-Verschluss, Clipping bei Mitral- und Trikuspidalklappeninsuffizienz, Verschluss des linken Vorhofohrs, Implantation von Klappenprothesen, Verschluss paravalvulärer Lecks
Patientenvorbereitung
Transthorakale Echokardiografie (TTE)
- Eine Standard-TTE ist eine schmerz- und risikofreie Untersuchung.
- daher keine dokumentierte Aufklärung/Einwilligung erforderlich (Aufklärung/Einwilligung bei Stress- und/oder Kontrastecho)
- Untersuchung in Linksseitenlage, Oberkörper leicht angehoben, linker Arm hinter dem Kopf
- hierdurch Erweiterung der Zwischenrippenräume für bessere Schallbarkeit
- Applikation von 3 Hautelektroden für EKG-Ableitung
- EKG für Aufnahmetriggerung notwendig
- Spezielle Echoliegen mit Aussparung auf Höhe des Thorax erleichtern Aufsetzen des Schallkopfes im Bereich der Herzspitze.
- Verwendung von Ultraschallgel als Medium zwischen Haut und Schallkopf
- Bei Bedarf Ein- und Ausatemmanöver mit Luftanhalten zur Optimierung der Schallbedingungen
- Dauer der Untersuchung je nach Fragestellung ca. 15–30 min
Transösophageale Echokardiografie (TEE)
- Anamnese hinsichtlich Schluckstörungen und Erkrankungen des Ösophagus (Strikturen, Divertikel, Tumoren, vorangegangene Operationen)2
- Informieren der Patient*innen über lokale Rachenanästhesie und Sedation (keine Teilnahme am Straßenverkehr für mindestens 12 h nach der Untersuchung)2
- Dokumentierte Aufklärung/Einwilligung erforderlich
- Mindestens 4 (besser 6 h) nüchtern vor der Untersuchung (klare Flüssigkeiten bis 2 h vor Untersuchung erlaubt)2
- Untersuchung in Linksseitenlage
- Applikation von 3 Hautelektroden für EKG-Ableitung
- EKG für Aufnahmetriggerung notwendig
- Venöser Zugang
- Überwachung der Sauerstoffsättigung durch Pulsoxymetrie
- Rachenanästhesie, z. B. mit Lidocainspray
- Sedation, z. B. mit Midazolam, üblicherweise 1–5 mg fraktioniert i. v. ausreichend
- Bei Bedarf O2-Gabe über Nasensonde
Echokardiografische Untersuchungstechniken
- Echokardiografische Basistechniken, die bei jeder Standarduntersuchung zum Einsatz kommen:
- M-Mode-Echokardiografie (1-dimensionale Untersuchung)
- 2D-Echokardiografie (zweidimensionales Schnittbild)
- Doppler-Echokardiografie: Messung von Flussgeschwindigkeiten und Gradienten
- Farbdoppler-Echokardiografie: farbliche Darstellung der Flussverhältnisse.
- Eine erweiterte Standarduntersuchung umfasst mittlerweile häufig auch:
- Gewebedoppler (Untersuchung der Myokardgewebebewegung/-deformation)
- 3D-Echokardiografie (räumliche Darstellung von Strukturen, quantitative Bestimmung von Volumina und Funktionsparametern)
- Spezielle echokardiografische Anwendungen, die bei bestimmten Fragestellungen angewendet werden:
- Kontrastechokardiografie
- Stressechokardiografie
- transösphageale Echokardiografie (TEE).
M-Mode-Echokardiografie
- Einfachste Art der Echokardiografie
- Die Ära der Echokardiografie begann mit der Entwicklung der M-Mode-Technik in den 50er Jahren.
- auch heute noch regelmäßig angewendet
- Schallkopf sendet nur einen einzigen Schallstrahl (somit wird kein Schnittbild erzeugt).
- Das reflektierte Signal wird über die Zeit dargestellt.
- dadurch Darstellung von Bewegungsmustern, z. B. von Klappen und Herzwänden (M = Motion)
- aufgrund der hohen Pulsfrequenz sehr gute zeitliche Auflösung
- Dicke der Herzwände und Diameter der Herzhöhlen wird üblicherweise im M-Mode bestimmt.
2D-Echokardiografie
- Der Schallkopf sendet multiple Ultraschallstrahlen aus.
- Erzeugung eines fächerförmigen, zweidimensionalen Schnittbildes
- Die zeitliche Auflösung (ca. 40–80 Bilder/s) ermöglicht die Darstellung der kardialen Bewegungsabläufe im 2D-Bild.
- Darstellung des gesamten Herzens in Schnittbildern möglich
- Durch Zoom-Funktion aber auch detaillierte Darstellung einzelner Strukturen
- Wichtigste echokardiografische Basistechnik
Doppler-Echokardiografie/Farbdopplerechokardiografie
- Mit dem Doppler-Verfahren kann die Blutflussgeschwindigkeit bestimmt werden.
- Es werden verschiedene Dopplertechniken eingesetzt:
- CW-Doppler
- Kontinuierliches (CW = Continuous Wave) Senden und Empfangen von Schallsignalen, alle Geschwindigkeiten entlang des Schallstrahls werden gemessen.
- Erfassung auch von hohen Flussgeschwindigkeiten
- PW-Doppler
- Der „gepulste Doppler“ (PW = Pulse Waved) ermöglicht im Gegensatz zum CW-Doppler die Geschwindigkeitsmessung in einem bestimmten, kleinen Messvolumen.
- Nachteil: hohe Flussgeschwindigkeiten können nicht erfasst werden.
- Farb-Doppler
- Variation des PW-Dopplers
- Flussgeschwindigkeiten in zahlreichen Messvolumina werden farblich kodiert.
- Ermöglicht die farbkodierte Darstellung des Blutflusses, vor allem auch Visualisierung von Klappeninsuffizienzen und Shunts.
- Die Dopplerverfahren werden vor allem verwendet zur:
- Messung von Druckgradienten (Klappenstenosen, Shunts)
- Bestimmung von Öffnungsflächen bei Klappenstenosen
- Darstellung von Klappeninsuffizienzen
- Darstellung und Quantifizierung von Shunts.
- CW-Doppler
Techniken zur Beurteilung der Myokardbewegung und -deformation
- Neue Techniken ermöglichen die Messung und Quantifizierung der Bewegung und Deformation des Myokards.
- Zusätzliche Informationen zur regionalen und globalen Myokardfunktion
- Verfügbare Techniken sind:
- Gewebedoppler-Echokardiografie
- Erfassung der Gewebebewegung durch geänderte Dopplersignalaufarbeitung
- Speckle-Tracking3
- Charakteristische Grauwertmuster (Speckles) im 2D-Bild werden identifiziert und ihre Bewegung verfolgt (Speckle Tracking).
- Gewebedoppler-Echokardiografie
3D-Echokardiografie
- Räumliche Darstellung kardialer Strukturen in Echtzeit mit speziellen Matrixschallköpfen
- Aufnahme volumetrischer Datensätze für quantitative Analysen
- Klinischer Nutzen konnte gezeigt werden für:4
- Messung von Volumina der Herzhöhlen und Massenbestimmung der Herzwände ohne geometrische Annahmen
- Bestimmung der regionalen LV-Wandbewegung und Quantifizierung einer Dyssynchronie
- räumliche Darstellung von Herzklappen
- volumetrische Beurteilung von Regurgitationen und Shunts mittels 3D Farbdoppler
- 3D-Stressechokardiografie.
- Sowohl transthorakal als auch transösophageal verfügbar
- Echtzeit-3D-TEE vor allem auch zur Steuerung neuer katheterinterventioneller Verfahren von Bedeutung5
Kontrastechokardiografie
- Die Verwendung von nicht lungengängigen oder lungengängigen Kontrastmitteln ist abhängig von der Fragestellung.
- nicht lungengängige Kontrastmittel (agitierte Kochsalzlösung, agitiertes Blut-Kochsalz-Gemisch) für:
- Darstellung von Shunts (z. B. PFO, ASD)
- Verstärkung des Trikuspidalinsuffizienzsignals im CW-Doppler.
- lungengängige Kontrastmittel (Bläschen aus einer stabilen Hülle aus Phospholipiden oder Albumin und einem in Plasma schwer löslichen Gas) für:
- einfachere Darstellung des Cavums des linken Ventrikels v. a. bei reduzierten Schallbedingungen
- dadurch erleichterte Messung von Volumina und Ejektionsfraktion (EF)
- bessere Endokarderkennung im Rahmen der Stressechokardiografie
- bessere Erfassung von linksseitigen Thromben und Tumoren
- Beurteilung der Myokardperfusion und der koronaren Flussreserve (in Kombination mit Adenosin-Stressechokardiografie)
- einfachere Darstellung des Cavums des linken Ventrikels v. a. bei reduzierten Schallbedingungen
- nicht lungengängige Kontrastmittel (agitierte Kochsalzlösung, agitiertes Blut-Kochsalz-Gemisch) für:
Stressechokardiografie
- Siehe Artikel Stressechokardiografie.
- Durchführung einer echokardiografischen Untersuchung während und nach einer Stressreaktion
- Verschiedene Arten der Belastung sind möglich:
- ergometrische Belastung – meistens Fahrradergometer in halbsitzender Position
- ohne Seitenneigung (Patient*in kann besser treten)
- mit Seitenneigung (bessere Schallbedingungen v. a. von apikal)
- pharmakologische Belastung mit:
- Dobutamin
- Adenosin.
- Ergometrische und pharmakologische Stressechokardiografie sind in ihrer diagnostischen Wertigkeit vergleichbar.
- Wichtige Indikationen
- Ischämienachweis bei V. a. KHK
- Verlaufskontrollen bei bekannter KHK
- Beurteilungen der Myokardvitalität zur Klärung der Notwendigkeit einer Revaskularisierung
- erweiterte Beurteilung der kardialen Funktion und Hämodynamik in Gegenwart von Vitien
- Beurteilung von Klappenvitien
- Verhalten einer Mitralklappeninsuffizienz unter Belastung
- Veränderung des transmitralen Gradienten und des Pulmonalarteriendrucks bei Mitralklappenstenose
- Beurteilung des Schweregrads bei „Low Gradient“-Aortenklappenstenose
- Abklärung von Prothesendysfunktionen
Transösophageale Echokardiografie (TEE)
- Untersuchung des Herzens von der Speiseröhre aus
- Bessere Schallbarkeit von Vorhöfen (vor allem auch linkes Vorhofohr), Vorhofseptum, Klappen, proximaler Aorta und Aortenbogen
- Ventrikel üblicherweise im transthorakalen Echo (TTE) besser beurteilbar!
- Wichtige Indikationen sind:6
- infektiöse Endokarditis
- Emboliequellen
- Klappeninsuffizienzen vor allem im Bereich von Mitral- und Aortenklappe
- Beurteilung von Klappenprothesen
- Aortenaneurysma/-dissektion.
- Abklärungen im Rahmen der Notfall- und Intensivmedizin sowie intraoperativ
- Steuerung von Katheterinterventionen wie Aortenklappenersatz (TAVI), Clipping bei schwerer Mitral- oder Trikuspidalklappeninsuffizienz, Vorhofohrverschluss, PFO-Verschluss, Verschluss von Shuntvitien (z. B. ASD, VSD)5,7
Transthorakale Standarduntersuchung – Durchführung, Messung, Befundung
- Jede echokardiografische Untersuchung sollte bestimmte Mindeststandards erfüllen.
- Es können je nach Aufwand unterschieden werden:,
- Standarduntersuchung – Untersuchung des ganzen Herzens in standardisierten Schnittebenen
- erweiterte Standarduntersuchung unter Verwendung neuerer Techniken wie Gewebedoppler, 3D-Echokardiografie
- spezielle echokardiografische Untersuchungen (Stressechokardiografie, Kontrastechokardiografie, TEE)
- fokussierte Untersuchung
- Beantwortung bestimmter Fragestellungen (z. B. bei Verlaufskontrollen, in der Notfallmedizin)
Transthorakale Standarduntersuchung
Allgemeines
- Ziel: Für die Mehrzahl der klinischen Fragestellungen ausreichende Beurteilung von Kammern, Vorhöfen, Herzklappen, Perikard, zu- und abführenden Gefäßen im Hinblick auf:
- Größe
- Morphologie
- Funktion.
Schallkopfpositionen
- Im Laufe der Untersuchung vier Schallkopfpositionen:
- apikal (Schallkopf an der Herzspitze)
- parasternal (Schallkopf neben dem Brustbein, etwa auf dem Erbpunkt)
- subkostal (Schallkopf im Epigastrium)
- suprasternal (Schallkopf im Jugulum).
Standardschnitte
- Anschallung von apikal
- „4-Kammer-Blick“: linker und rechter Ventrikel, linker und rechter Vorhof, Mitral- und Trikuspidalklappe
- „5-Kammer-Blick“: linker und rechter Ventrikel, linker und rechter Vorhof, linksventrikulärer Ausflusstrakt/Aortenklappe
- „3-Kammer-Blick“: linker Ventrikel, linker Vorhof, linksventrikulärer Ausflusstrakt/Aortenklappe
- „2-Kammerblick“: linker Ventrikel, linker Vorhof
- Anschallung von parasternal
- parasternal lange Achse
- linker Ventrikel, linker Vorhof, Mitralklappe, linksventrikulärer Ausflusstrakt, Aortenklappe, Aorta ascendens, rechter Ventrikel
- parasternal kurze Achse
- linker Ventrikel, linker Vorhof, Mitralklappe, Aortenklappe, rechtsventrikulärer Ausflusstrakt, Pulmonalklappe, A. pulmonalis
- parasternal lange Achse
- Anschallung von subkostal
- V. cava inferior, Leberveneneinstrom
- Anschallung von suprasternal
- Aortenbogen, rechte Pulmonalarterie
Messgrößen
- Größe von Ventrikeln und Vorhöfen (Diametermessungen und Volumenbestimmungen)
- Globale und regionale systolische Funktion des linken Ventrikels (inkl. Bestimmung der linskventrikulären Ejektionsfraktion), diastolische Funktion des linken Ventrikels
- Globale und regionale systolische Funktion des rechten Ventrikels
- Wanddicke der Ventrikel
- Morphologie und Funktion der Herzklappen
- Abschätzen des systolischen Pulmonalarteriendrucks (möglich bei Vorliegen einer Trikuspidalklappeninsuffizienz)
- Diameter Aortenwurzel und A. ascendens
- Diameter V. cava inferior
Normwerte8
- LV-Diameter (diastolisch)
- Frauen: 38–52 mm
- Männer: 42–58 mm
- LV-Volumen (diastolisch)
- Frauen: 29–61 ml/m2
- Männer: 34–74 ml/m2
- LV-Ejektionsfraktion (EF)
- Frauen: 54–74 %
- Männer: 52–72 %
- Dicke des Septums
- Frauen: 6–9 mm
- Männer: 6–10 mm
- Dicke der posterioren Wand
- Frauen: 6–9 mm
- Männer: 6–10 mm
- LV-Masse (M-Mode)
- Frauen: 43–95 g/m2
- Männer: 49-115 g/m2
- LA-Volumen
- Frauen: 16–34 ml/m2
- Männer: 16–34 ml/m2
Befunddokumentation
- Echokardiografische Untersuchungen müssen zwingend dokumentiert werden.
- Mindestanforderungen an den schriftlichen Befund einer Standarduntersuchung
- Name der Untersucher*in
- Name der Institution
- Name der Patient*in
- Geburtsdatum der Patient*in
- Indikation und Fragestellung
- Bezeichnung des Ultraschallgerätes
- Messparameter
- direkte Messwerte
- kalkulierte Messwerte
- bewertende Befundung
- Beantwortung der Fragestellung
- Hinweise auf Folgeuntersuchungen.
Patienteninformationen
Patienteninformationen in Deximed
Quellen
Literatur
- Neskovic AN, Hagendorff A, Lancellotti P, et al. Emergency echocardiography: the European Association of Cardiovascular Imaging recommendations. Eur Heart J – Cardiovasc Imaging 2013; 14: 1-11. doi:10.1093/ehjci/jes193 DOI
- Flachskampf FA, Badano L, Daniel WG, et al. Recommendations for transoesophageal echocardiography: update 2010. Eur J Echocardiogr ; 11: 557-576. doi:10.1093/ejechocard/jeq057 DOI
- Voigt JU, Pedrizzetti G, Lysyansky P, et al. Definitions for a common standard for 2D speckle tracking echocardiography: consensus document of the EACVI/ASE/Industry Task Force to standardize deformation imaging. Eur Heart J - Cardiovasc Imaging 2015; 16: 1-11. doi:10.1093/ehjci/jeu184 DOI
- Lang RM, Badano LP, Tsang W, et al. EAE/ASE Recommendations for Image Acquisition and Display Using Three-Dimensional Echocardiography. Eur Heart J - Cardiovasc Imaging 2012; 13: 1-46. doi:10.1093/ehjci/jer316 DOI
- Zamorano JL, Badano LP, Bruce C, et al. EAE/ASE recommendations for the use of echocardiography in new transcatheter interventions for valvular heart disease. Eur J Echocardiogr 2011; 12: 557-584. doi:10.1093/ejechocard/jer086 DOI
- Flachskampf FA, Decoodt P, Fraser AG, et al. Recommendations for performing transesophageal echocardiography. Eur J Echocardiogr 2001; 2: 8-21. doi:10.1053/euje.2000.0066 DOI
- Flachskampf FA, Wouters PF, Edvardsen T, et al. Recommendations for transoesophageal echocardiography: EACVI update 2014. Eur Heart J - Cardiovasc Imaging 2014; 15: 353-65. doi:10.1093/ehjci/jeu015 DOI
- Lang RM, Badano LP, Mor-Avi V, et al. Recommendations for Cardiac Chamber Quantification by Echocardiography in Adults: An Update from the American Society of Echocardiography and the European Association of Cardiovascular Imaging. Eur Heart J Cardiovasc Imaging 2015; 16: 233-271. doi:10.1093/ehjci/jev014 DOI
Autor*innen
- Michael Handke, Prof. Dr. med., Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie und Intensivmedizin, Freiburg i. Br.