APC-Resistenz (Faktor-V-Leiden-Mutation)

Als APC-Resistenz bezeichnet man eine meist angeborene Blutgerinnungsstörung, bei der das Blut zu stark gerinnt. Meist ist hierfür eine bestimmte Veränderung im Erbgut verantwortlich, die Faktor-V-Leiden-Mutation.
  • Patienten mit APC-Resistenz haben ein erhöhtes Risiko insbesondere für Venenthrombosen.
  • Die APC-Resistenz kann mittels Gendiagnostik festgestellt werden; dabei lässt sich die Faktor-V-Leiden-Mutation identifizieren.
  • Die APC-Resistenz selbst gilt nicht als Erkrankung, sondern lediglich als Neigung für Thrombosen. Daher ist eine nachgewiesene (Faktor-V-Leiden-)Mutation allein noch kein Grund für eine Therapie.

Die Resistenz gegen aktiviertes Protein C, d. h. die Unwirksamkeit des Proteins aufgrund einer genetischen Veränderung, wird häufig mit APC-Resistenz abgekürzt. Faktor-V-Leiden („römisch fünf“ und die holländische Stadt) wird mit FV-Leiden abgekürzt.

In verschiedenen Gebieten der Welt tritt die APC-Resistenz unterschiedlch häufig auf, die Prozentzahlen liegen zwischen 2 % und 15 % der Bevölkerung.

Was ist eine APC-Resistenz?

Aktiviertes Protein C (APC) ist ein Protein, das als eines von vielen verschiedenen Proteinen wichtig für ein funktionierendes Gerinnungssystem ist. Denn ständig muss das Blut in der Lage sein, z. B. bei Verletzungen ein Blutgerinnsel zu bilden, um die Wunde wieder zu verschließen. Solche Gerinnsel dürfen aber natürlich nicht ohne Grund entstehen, und sie müssen bei Bedarf auch wieder aufgelöst werden.

Normalerweise herrscht eine Balance zwischen der Bildung kleiner Blutgerinnsel und deren Auflösung. Aktiviertes Protein C ist eines von mehreren Proteinen, die dazu beitragen, dieses System zu regulieren. Aktiviertes Protein C wirkt, indem es die Bildung neuer Blutgerinnsel verhindert und bereits vorhandene Blutgerinnsel auflöst. Ist diese Balance gestört, bilden sich Blutgerinnsel leichter.

Ganz unabhängig von einer Gerinnungsstörung wie der APC-Resistenz entstehen Blutgerinnsel eher bei Infektionen, bei Krebserkranungen, während der Schwangerschaft und bei der Einnahme einiger Medikamente wie z. B. der Verhütungs-Pille. Leidet jemand an einer APC-Resistenz, sind solche Umstände natürlich noch gefährlicher; das Risiko für Thrombosen ist deutlich erhöht.

Ursachen

Die häufigste Ursache für eine APC-Resistenz ist eine Mutation eines anderen Proteins, das Faktor V heißt. Faktor V trägt dazu bei, kleine Blutgerinnsel zu bilden und wieder aufzulösen. Ist der Faktor V mutiert (die häufigste Mutation wird nach der holländischen Universität des Erstbeschreibers Faktor-V-Leiden genannt), funktioniert das Zusammenspiel mit dem aktivierten Protein C nicht normal, und im Ergebnis bilden sich leichter Blutgerinnsel.

Wir besitzen zwei Kopien unserer Gene. Mutationen im Faktor V können in einer oder in beiden Kopien des Gens vorkommen. Kommt die Mutation nur in einem Gen vor, spricht man von einem heterozygoten Zustand. Man besitzt dann ein normales und ein mutiertes Gen; dies trifft für die meisten Personen mit dieser Mutation zu. Dadurch entsteht ein nur gering erhöhtes Risiko für Blutgerinnsel, da das gesunde Gen bewirkt, dass man noch einen gewissen Anteil an normalem Faktor V hat. Im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung liegt das Risiko für Thrombosen 3- bis 8-mal höher.

Sind beide Gene mutiert, spricht man von einem homozygoten Zustand (sehr selten). Dann ist sämtliches Protein V verändert, und das Risiko für Blutgerinnsel nimmt deutlich zu.

Wie oben beschrieben, ist die Ursache der APC-Resistenz meist angeboren; es gibt jedoch auch erworbene Fälle.

Diagnostik

Wie oben kurz erwähnt, ist die APC-Resistenz an sich nicht behandlungsbedürftig. Liegen keine Beschwerden vor, bleibt die Mutation häufig unbemerkt; nur etwa 10 % der Personen mit einer entsprechenden Genveränderung erleiden tatsächlich eine Thrombose.

Wenn jedoch eine Person ohne ersichtlichen anderen Grund eine Thrombose erleidet oder wenn mehrere Mitglieder einer Familie an einer Thrombose erkranken, ist eine Untersuchung auf eine APC-Resistenz sinnvoll und wichtig. Dies gilt insbesondere dann, wenn eine Frau z. B. die Pille einnehmen möchte oder wenn eine Operation ansteht.

Bei einem APC-Resistenz-Test wird an einer Blutprobe untersucht, ob sich nach Zugabe von APC im Labor ein Blutgerinnsel auflöst oder ob diese Reaktion abgeschwächt ist. Zudem lässt sich mit einem Gentest ermitteln, ob eine Faktor-V-Leiden-Mutation vorliegt.

Behandlung

Wichtig für Betroffene ist es, andere Risikofaktoren für Thrombosen zu meiden. Das bedeutet bei Übergewicht abzunehmen, regelmäßig körperlich aktiv zu sein und nicht (mehr) zu rauchen.

Darüber hinaus gibt es für die APC-Resistenz keine Standardbehandlung, sondern die Therapie wird individuell ausgewählt. Selbst wenn das Risiko zur Bildung von Blutgerinnseln höher ist als bei Personen ohne diese Krankheit, ist das Risiko für Blutgerinnsel insgesamt immer noch gering.

Außerdem entsteht durch eine Behandlung ein erhöhtes Risiko für Blutungen im Magen-Darm-Trakt oder Hirnblutungen. Man muss daher immer das Risiko für ein Blutgerinnsel gegen das Risiko für Blutungen abwägen. Traten bei anderen Familienmitgliedern Blutgerinnsel in jungem Alter auf, ist eine vorbeugende Behandlung wahrscheinlich sinnvoll.

Hat sich eine homozygote Genmutation herausgestellt, ist das Thromboserisiko stark erhöht und rechtfertigt in der Regel eine Therapie mit Gerinnungshemmern (Antikoagulation).

Gibt es aber (bei heterozygoter Mutation) viele Familienmitglieder mit derselben Mutation (Faktor-V-Leiden), aber wenige, die Blutgerinnsel hatten, besitzen sie höchstwahrscheinlich andere Gene, die vor Blutgerinnseln schützen, und eine Behandlung ist weniger sinnvoll.

Falls eine Operation mit längerer Bettlägerigkeit ansteht oder eine Situation mit einem grundsätzlich erhöhten Thomboserisiko, wird meist eine entsprechend angepasste und vorübergehende Therapie mit gerinnungshemmenden Medikamenten erfolgen.

Es ist sinnvoll, die behandelnden Ärzte über eine bestehende APC-Resistenz zu informieren. Plant eine Frau mit APC-Resistenz schwanger zu werden, ist es wichtig, sich sorgfältig über eine mögliche Therapie mit Heparin beraten zu lassen.

Prognose

Die meisten Menschen, die an dieser Erkrankung leiden, haben ein geringes Risiko für die Bildung von Blutgerinnseln. Dies gilt besonders für Personen, die heterozygot sind (ein normales und ein mutiertes Gen besitzen) für Faktor-V-Leiden. Die meisten Prozesse im Körper werden von mehr als einem Gen gesteuert.

Traten bei vielen Familienmitgliedern Blutgerinnsel in jungem Alter auf, tragen wahrscheinlich andere Gene als nur die Faktor-V-Leiden-Mutation zu einem erhöhten Risiko für Blutgerinnsel bei. Wenn viele Familienmitglieder die Mutation haben, aber nur wenige Blutgerinnsel hatten, dann haben sie wahrscheinlich andere Gene, die vor Blutgerinnseln schützen.

Es ist schwierig, bei einer einzelnen Person das exakte Risiko für Blutgerinnsel zu benennen. In großen Studien hat man festgestellt, dass nur eine von zehn Personen, die heterozygot sind (ein normales und ein mutiertes Gen haben) für Faktor-V-Leiden, im Laufe ihres Lebens ein venöses Blutgerinnsel bekommen. Homozygote Personen (das sind nur etwa 1 %) haben jedoch ein deutlich höheres Risiko.

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References

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