Methanolvergiftung

Methanol ist unter chemischen Gesichtspunkten ein Alkohol, findet jedoch als organisches Lösungsmittel Verwendung. Die berauschende Wirkung ist deutlich schwächer als bei gewöhnlichem Alkohol. Der Konsum von Methanol kann schwerwiegende Folgen haben.

Was ist Methanol?

Methanol ist unter chemischen Gesichtspunkten ein Alkohol. Es wird als organisches Lösungsmittel verwendet und findet sich unter Anderem in Frostschutzmitteln und Parfums. Methanol ist ein Giftstoff und kann schwere Komplikationen bis hin zum Tod verursachen. Die tödliche Dosis wird auf etwa 30–240 ml oder 1g/kg Körpergewicht geschätzt. Obwohl es sich um eine Alkoholart handelt, ist die Rauschwirkung von Methanol geringer als bei gewöhnlichem Alkohol (Ethanol).

Im Körper zerfällt Methanol zunächst zu Formaldehyd und wird dann in Ameisensäure umgewandelt, von der wir annehmen, dass dies die giftige Substanz ist. Die Tatsache, dass sowohl Ethanol als auch Methanol durch das gleiche Enzym (Alkoholdehydrogenase) aufgespalten werden und dass sie um die „Nutzung“ des Enzyms konkurrieren, ist hilfreich bei der Therapie von Methanolvergiftungen. Der Methanolgehalt im Blut kann durch Blutuntersuchungen gemessen werden.

Vergiftungen

Kinder können Methanol unbeabsichtigt über Flüssigkeiten, die Methanol enthalten, konsumieren. Alkoholiker sind besonders gefährdet. Ihr Verlangen nach Alkohol motiviert sie möglicherweise dazu, nahezu alles zu konsumieren, das nach Alkohol schmeckt.

Methanol hat keine spezielle Farbe und keinen Geruch, sodass es nicht möglich ist, zu erkennen, ob eine alkoholische Flüssigkeit auch Methanol enthält.

Nebenwirkungen

Die bekannteste unerwünschte Nebenwirkung von Methanol ist das Erblinden. Die Ursache liegt in der Schädigung der Sehnerven.

Der Abbau von Methanol bewirkt eine Übersäuerung des Blutes (metabolische Azidose), die schwerwiegende Folgen für den gesamten Organismus hat und zum Tode führen kann.

Methanol verursacht außerdem Schäden in zentralen Bereichen des Gehirns (Basalganglien), was ein Krankheitsbild (Spätfolgen) zur Folge haben kann, das an Parkinson erinnert und mit Symptomen wie Zittern, Steifheit und mechanischen Bewegungsabläufen einhergeht.

Wie entwickelt sich die Vergiftung?

Die ersten Symptome treten in der Regel 12 bis 24 Stunden nach der Einnahme auf. Je größer der Konsum, desto früher setzen die Symptome ein. Wenn der Vergiftete eine Mischung aus Ethanol und Methanol zu sich genommen hat, kann es länger dauern, bis sich die Symptome zeigen.

Zunächst erscheinen die Vergiftungssymptome von Methanol als gewöhnliche Begleiterscheinungen des Alkoholeinflusses, also in Form eines Rausches. Kopfschmerzen treten häufig frühzeitig auf, Übelkeit, Erbrechen und diffuse Bauchschmerzen folgen. Ein unauffälliger Alkoholrausch kann schließlich in Bewusstlosigkeit und Koma übergehen. Es treten Krämpfe auf.

Im Frühstadium kann es zu leicht ausgeprägtem Nebelsehen kommen, das sich nach und nach verschlechtert bis Gesichtsfeldausfälle und schließlich eine vollständige Erblindung auftreten. Diese Erblindung kann durch die richtige, rasche Therapie rückgängig gemacht werden, dennoch ist eine dauerhafte Erblindung oft das Resultat.

Die Übersäuerung (Azidose) des Blutes und des gesamten Körpers hat eine schnellere Atmung zur Folge. Der Körper versucht, auf diesem Wege die überschüssige Säure abzugeben. In späteren Stadien kann das Atemzentrum im Gehirn derart betäubt/geschädigt sein, dass die Atemfunktion nicht mehr ausreichend ist und ein Respirator (Beatmungsgerät) zur Unterstützung der Atemfunktion benötigt wird. Bei größeren Vergiftungen kann auch die Herzfunktion eingeschränkt sein und eine Herzinsuffizienz auftreten.

Therapie

Das Ziel der Therapie ist es, die Auswirkung von Methanol bestmöglich zu reduzieren. Wenn seit dem Konsum einer größeren Menge weniger als 1–2 Stunden vergangen sind, wird man eine Magenspülung vornehmen, d. h. den Mageninhalt über einen Kunststoffschlauch absaugen, der in den Magen eingeführt wird.

Die Verabreichung von Alkohol bewirkt, dass der gewöhnliche Alkohol mit dem Methanol „konkurriert“, sodass die Schäden geringer ausfallen. Ethanol bindet sich einfacher an das Enzym und bewirkt daher, dass geringere Mengen Methanol in schädliche Stoffe umgewandelt werden.

Fomepizol eignet sich als Gegenmittel für Methanol. Es ist sicher zu dosieren, wirkungsvoller als Alkohol und hat nur wenige Nebenwirkungen.

Eine weitere Option, die häufig bei schweren Vergiftungen eingesetzt wird, ist die Reinigung des Blutes durch die sogenannte Hämodialyse. Dabei handelt es sich um ein Reinigungsverfahren, das üblicherweise bei der Therapie von Patienten mit Nierenversagen zur Anwendung kommt.

Prognose

Eine nicht-therapierte Methanolvergiftung kann zu dauerhaften Sehstörungen, Kreislaufkollaps und Koma führen. Schäden an den Basalganglien können ein Parkinson-ähnliches Krankheitsbild auslösen. Eine tödliche Dosis beläuft sich etwa auf 1 g/kg Körpergewicht. Die Höhe einer niedrigeren Dosis, die Sehschäden verursacht, ist nicht bekannt. Eine frühzeitige und angemessene Therapie von Methanolvergiftungen verhindert Folgeerscheinungen.

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  • Philipp Ollenschläger, Medizinjournalist, Köln

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References

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