Erkrankungen als Folge des Klimawandels

Allgemeine Informationen

Definition

  • Der Klimawandel wirkt sich auf die Gesundheit der Bevölkerung aus, auch in Europa.
    • allgemeiner Temperaturanstieg: Zunahme von Pollenflug, krankheitsübertragenden Organismen, Infektionskrankheiten, Abnahme der Trinkwasserqualität
    • erhöhte UV-Einstrahlung: Hauterkrankungen, Hautkrebs
    • Extremwetterlagen
      • Hitzewellen: Hitzeschäden
      • psychische Folgen von Sturm/Hochwasser

Gesundheitsschäden und deren Ursachen

Gesundheitliche Auswirkungen von Hitze

  • Hitzewellen werden häufiger; besonders betroffen sind Kinder, im Freien arbeitende Personen, isoliert lebende Menschen, chronisch Kranke und Ältere.
    • negativer Einfluss auf die Konzentration mit erheblicher Fehler- und Unfallanfälligkeit im Arbeitsleben
    • Belastung für die mentale Gesundheit, führt zu erhöhter Aggression und Gewaltbereitschaft
    • erhöhtes Risiko für zerebrovaskuläre Erkrankungen
    • Bei Hitze treten vermehrt Asthmaanfälle auf, durch erhöhte Ozonkonzentration in der Außenluft verschlechtern sich Atemwegserkrankungen.
    • während der Hitzewellen signifikanter Anstieg der Frühgeburtsrate und erhöhtes Risiko für geringes Geburtsgewicht oder Totgeburt
    • starke Belastung des Herz-Kreislauf-Systems u. a. durch Dehydratation und andere Störungen des Wasser- und Elektrolyt-Haushaltes: erhöhtes Risiko für Herzinfarkte und Thrombosen
    • erhöhte Wahrscheinlichkeit von Nierenerkrankungen, z. B. akute und chronische Niereninsuffizienz
    • mehr Besuche in Notaufnahmen und Klinikaufenthalte
    • Kann besonders bei Personen mit chronischen Erkrankungen zum Tod führen.
  • Für weitere Informationen siehe die Artikel Hitzeschäden und Hitzschlag, Akutbehandlung.

Infektionskrankheiten

  • Parasiten und Insekten aus subtropischen und tropischen Regionen können aufgrund des wärmeren Klimas in Europa ansiedeln. Heimische Vektoren können sich bei wärmeren Temperaturen besser vermehren.
  • Asiatische Tigermücke
  • Zecken (Ixodes ricinus)
    • Übertragung von Borreliose und FSME
    • klimawandelbedingt keine Winterruhe der Zecken, Winteraktivität mit Infektionsmöglichkeit auch im Winterhalbjahr
    • besonders hohe FSME-Fallzahlen in heißen Jahren
  • Cyanobakterien (Blaualgen) und Vibrio vulnificus
    • verstärkte Vermehrung bei hohen Wassertemperaturen in Seen und Ostsee

Atemwegserkrankungen

  • Verlängerte Pollenflugzeit wegen längerer und heißerer Sommer
  • Ansiedlung besonders allergener Pflanzen aufgrund des wärmeren Klimas
    • z. B. Ambrosia artemisiifolia (Beifuß-Ambrosie, ursprünglich aus Nordamerika)
  • Luftverschmutzung entsteht zusammen mit den klimawandelverursachenden CO2-Emissionen: Feinstaub, Aerosole, Stickoxide

Psychische Erkrankungen

  • Psychische Folgen von Naturkatastrophen
  • Stress durch Hitze
    • vermehrte Ausschüttung von Stresshormonen bei hohen Temperaturen
    • Abnahme der geistigen Leistungsfähigkeit
    • Hitze kann Aggressivität und Gewaltbereitschaft fördern.
    • während der Hitzewellen Zunahme körperlicher und häuslicher Gewalt

Hauterkrankungen

Erkrankungen durch abnehmende Wasser- und Nahrungsmittelsicherheit

  • Extremwetterereignisse (Dürre, Hitze, Starkregen) beeinträchtigen die Landwirtschaft.
    • Zunahme des Schädlingsbefalls durch Insekten und Pilze führen zu Ernteunsicherheit.
  • Zerstörte Ernten führen zu höheren Lebensmittelpreisen.
  • Starkregen, Überschwemmungen und Trockenperioden wirken sich auf Qualität und Verfügbarkeit von Trinkwasser aus.

Besondere gesundheitliche Folgen für Kinder

  • Kinder sind am anfälligsten für infektiöse Durchfallerkrankungen.
  • Zunahme von Asthma und Allergien (s.o.)
  • Kinder sind anfällig für Hitzeschäden.
  • Psychische Belastung durch Naturkatastrophen

Maßnahmen und Prävention

  • Spezifische Diagnostik, Therapie und Beratung bei bestimmten Gesundheitsstörungen und Erkrankungen sind in den einzelnen verlinkten Krankheitsartikeln beschrieben.

Beratung zur Prävention

Individuelle Maßnahmen

  • Rechtzeitige Hitzewarnungen, die zu folgenden Maßnahmen führen sollten:
    • Vermeidung starker körperlicher Anstrengungen
    • ausreichende Flüssigkeits- und Elektrolytaufnahme
    • Kühlung von Räumen
    • in Einrichtungen ggf. Unterstützung durch Betreuungs- und Pflegepersonal 
  • Beratung zur Eigenvorsorge in Notfallsituationen
    • Klärung und ggf. Anpassung des Versicherungsschutzes
  • Beratung zu Sonnenschutzmaßnahmen
    • in der Mittagszeit Schatten suchen
    • Sonnenschutzmittel verwenden (mind. LSF 30, gleichmäßig auftragen, nach 2 Stunden und nach dem Baden wiederholen)
    • geeignete Kleidung, Kopfbedeckung, Sonnenbrille
  • Beratung zu gesunder, fleischarmer Ernährung und körperlicher Bewegung
    • Planetary Health Diet: gesunde Ernährung und nachhaltige Landwirtschaft
      • weniger tierische Produkte
      • pflanzenbasierte Ernährung
      • reduziert u. a. das kardiovaskuläre Risiko

Allgemeine und politische Maßnahmen

  • CO2-Emissionen reduzieren. 
    • Ernährung
      • Implementierung von Ernährungsleitlinien und Qualitätsstandards, die sich auf Gesundheit und Nachhaltigkeit konzentrieren.
      • verbindliche Marketingbestimmungen zum Schutz von Kindern
      • Verbesserung von Ernährungsbildung
    • Begünstigung von nicht-motorisiertem Transport und körperlicher Bewegung
      • verbesserte Fußgänger- und Fahrradinfrastruktur
      • Förderung öffentlicher Verkehrsmittel
    • grüne Energie statt Kohleverbrennung
    • Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor
    • Schaffung gesunder und nachhaltiger städtischer Räume
  • Klimaanpassung
    • im Städtebau
      • Schaffung von Grünflächen, Schatteninseln, Windkanälen, Kühlung durch Gewässer, Beschattung von Gewässern, weniger Bodenversiegelung
    • in öffentlichen Gebäuden
    • in Arztpraxen/am Arbeitsplatz
      • Kühlung, Getränke bereitstellen, Schließung in der Mittagszeit (um Anfahrten in der größten Hitze für Patient*innen zu vermeiden).
    • Maßnahmen zum Hochwasserschutz

Patienteninformationen

Patienteninformationen in Deximed

Quellen

Literatur

 

Autorin

  • Marlies Karsch-Völk, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, München

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