Zusammenfassung
- Definition:Es handelt sich um eine Infektion der Vagina und der Drüsenausführungsgänge mit dem Protozoon Trichomonas vaginalis. Daneben können auch die Harnröhre und seltener Zervix, Blase und Rektum befallen sein.
- Häufigkeit:Hierzulande ist die Erkrankung mittlerweile selten. In Afrika und Asien ist sie allerdings weit verbreitet.
- Symptome:Das klinische Bild variiert von asymptomatisch (10–50 % der betroffenen Frauen und 90 % der Männer) bis hin zu starken Beschwerden mit typischem gelbgrünem Ausfluss, Juckreiz und Dysurie.
- Befunde:Zu den typischen Symptomen zählen Juckreiz im Bereich der Vulva und der Vagina, ein starker, schaumiger, übelriechender Ausfluss mit gelbgrüner Färbung und Dysurie, daneben ein diffuses vaginales Erythem, das z. T. fleckförmig ist. Zuweilen lassen sich auch Petechien beobachten.
- Diagnostik:Direkter Erregernachweis mittels Mikroskopie, auch eine PCR (Trichomonas, Vaginal Panel Assay) oder ein Antigen-Schnelltest (Point of Care-Test) sind empfohlen. Gleichzeitig sollte eine Untersuchung auf Gonorrhö und Chlamydien erfolgen.
- Therapie:Die Behandlung erfolgt mit Metronidazol.
Allgemeine Informationen
Definition
- Die Trichomonadenkolpitis ist eine durch den Erreger Trichomonas vaginalis (Flagellatenart) hervorgerufene vaginale Infektion.
Häufigkeit
- Sie zählt zu den weltweit häufigsten sexuell übertragbaren Erkrankungen, ist in Mitteleuropa mittlerweile aber eher selten (< 1 %).
- In Afrika und Asien ist die Erkrankung jedoch weit verbreitet und dient als Marker für andere sexuell übertragbaren Krankheiten (STD, Sexually Transmitted Diseases).
- Auch in Russland und im Baltikum ist ein erhöhtes Vorkommen zu verzeichnen: Hier sind bis zu 20 % aller Frauen im gebärfähigen Alter mit Trichomonas vaginalis infiziert.
Ätiologie und Pathogenese
- Die Erkrankung wird durch den einzelligen Flagellaten Trichomonas vaginalis hervorgerufen, der eine Infektion von Vagina und Urethra bei Frauen und von Urethra und Prostata bei Männern verursachen kann.1
- Die Übertragung erfolgt auf sexuellem Wege, das Erkrankungsrisiko bei Exposition beträgt:
- 70 % bei Männern
- 85 % bei Frauen
- Auf Toilettensitzen, an Handtüchern und in der Sauna kann der Parasit bis zu 24 Stunden überleben. In seltenen Fällen kann eine Infektion auch auf nichtsexuellem Weg durch Schmierinfektion oder Textilien zustande kommen. Dies wird von einigen Autoren stark infrage gestellt.
- Prädisponierende Faktoren sind u. a.:1
- Alter zwischen 35–40 Jahren
- Einnahme oraler Konrazeptiva
- Prostitution
- Rauchen
ICD-10
- A59 Trichomoniasis
- A59.0 Trichomoniasis urogenitalis
- A59.8 Sonstige Lokalisationen der Trichomoniasis
- A59.9 Trichomoniasis, nicht näher bezeichnet
Diagnostik
- Die Diagnose wird anhand der Anamnese und typischer klinischer Befunde gestellt.
- Die Diagnosesicherung erfolgt über den direkten Erregernachweis bei der mikroskopischen Untersuchung des Abstriches oder Urin.
- Auch eine PCR (Trichomonas, Vaginal Panel Assay) oder ein Antigen-Schnelltest (Point of Care-Test) sind empfohlen.
- Im Vergleich zur DNA-Analyse entspräche die klinische Diagnose (gynäkologische Untersuchung, pH-Untersuchung und Mikroskopie) einer Sensitivität von 85 % und einer Spezifität von 99,5 %.2
Differenzialdiagnosen
Anamnese
- 10–50 % der Fälle der betroffenen Frauen3 und 90 % der Männer sind asymptomatisch.
- Symptome
- Juckreiz im Intimbereich (Vulva und Vagina)
- übelriechender, schaumiger gelbgrün gefärbter Ausfluss
- Dysurie
- evtl. Verschlechterung während der Menstruation
Klinische Untersuchung bei Gynäkolog*in
- Vermehrter, oftmals schaumiger und gelbgrün gefärbter Ausfluss
- Unangenehmer Geruch
- Diffuses vaginales Erythem, die Rötung kann fleckförmig sein (Kolpitis granularis).
- Evtl. Petechien der Vagina
Ergänzende Untersuchungen bei Gynäkolog*in
- Mikroskopie des Vaginalabstriches (Nativpräparat, Dunkelfeld oder Phasen-kontrast)
- Die PCR des Abstriches ist dem mikroskopische Nachweis deutlich überlegen und sollte infolge der hohen Sensitivität und Spezifität zum Einsatz kommen.4
- Zugleich sollte auf Chlamydien und Gonorrhö, ggf. auf weitere STD getestet werden.
Therapie
Therapieziel
- Ausheilung der Infektion
Allgemeines zur Therapie
- Die Behandlung erfolgt über orale Präparate, und zwar sowohl bei den Patientinnen als auch bei ihren Partner*innen.
Empfehlungen für Patientinnen
- Während der Behandlung mit Metronidazol sollte Alkohol gemieden werden, da es ansonsten zum Antabus-Syndrom mit stärkster Übelkeit kommen kann.
- Auf Geschlechtsverkehr sollte während der Behandlung verzichtet werden.
- Eine Partnerbehandlung sollte durchgeführt werden und der Therapieverlauf kontrolliert werden.
Medikamentöse Therapie
- Dosis
- Metronidazol 2 g p. o. als Einmaltherapie mit einer Heilungsrate von 85–98 %
- bei Therapieversagen und Ausschluss einer Reinfektion: Metronidazol 2 x 500 mg p. o. über 7 Tage
- Partnerbehandlung: Um einen Ping-Pong-Effekt zu vermeiden, sollten die Partner*innen ebenfalls immer behandelt werden.
Trichomonadenkolpitis in der Schwangerschaft
- Die Dosierungsempfehlungen gelten für Schwangere und Nichtschwangere gleichermaßen.
- Metronidazol darf trotz fehlender Hinweise für mutagene oder kanzerogene Effekte (Embryotox 2020) nur off label eingesetzt werden.
- Metronidazol darf in der kompletten Schwangerschaft angewendet werden, wenn indiziert.
- In der Schwangerschaft gilt die orale Applikation als die bevorzugte Maßnahme.
- Bei einer Trichomonadenkolpitis in der Schwangerschaft besteht ein erhöhtes Risiko für geburtshilfliche Komplikationen wie vorzeitige Wehen oder eine Frühgeburt.
- Die perinatale Übertragungsrate von der Mutter auf den weiblichen Säugling beträgt 2–17 %.
- Eine Behandlung mit Antibiotika scheint das Risiko für eine vorzeitige Geburt oder eine perinatale Infektion nicht zu verringern.5
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Verlauf
- Die Übertragung erfolgt in der Regel auf sexuellem Weg.
- 10–50 % der Infektionen der Frau mit Trichomonas vaginalis verlaufen asymptomatisch.
- Es handelt sich um eine akute Infektion, die gut auf eine Behandlung anspricht.
Komplikationen
- Häufig bestehen Mischinfektionen.
- In manchen Fällen Pelvic Inflammatory Syndrome
- Erhöhtes Risiko für Frühgeburtlichkeit, geringes Geburtsgewicht und vorzeitigen Blasensprung bei einer Infektion in der Schwangerschaft 1
- Perinatale Übertragung von der Mutter auf den weiblichen Säugling
Prognose
- Mit Behandlung gut
- Kondome verhindern die Übertragung der Trichomoniasis beim Intimkontakt.
Patienteninformationen
Patienteninformationen in Deximed
Quellen
Literatur
- Bouchemal K, Bories C, Loiseau M. Strategies for Prevention and Treatment of Trichomonas vaginalis Infections. Clin Microbiol Rev 2017; 30: 811-25. pmid:28539504. www.ncbi.nlm.nih.gov
- Lowe NK, Neal JL, Ryan-Wenger NA. Accuracy of the clinical diagnosis of vaginitis compared with a DNA probe laboratory standard. Obstet Gynecol 2009; 113: 89-95. PubMed
- Donovan B. Sexually transmissible infections other than HIV. Lancet 2004; 363: 545-56. PubMed
- Nenoff P et al. (2017) Nonviral sexually transmitted infections-epidemiology, clinical manifestations, diagnostic workup, therapy : Part 3: Treponemes, Gardnerella and trichomonads. Hautarzt 68:136-148. www.ncbi.nlm.nih.gov
- Okun N , et al. Antibiotics for Bacterial Vaginosis or Trichomonas vaginalis in Pregnancy: A Systematic Review. Obstet Gynecol 2005; 105: 857-68. PubMed
Autor*innen
- Heidrun Bahle, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, München
- Julia Trifyllis, Dr. med., Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe, Münster/W.