Was ist eine akute Unterleibsentzündung?

Bei einer akuten Unterleibsentzündung sind Gebärmutter, Eileiter und möglicherweise die Eierstöcke infiziert. In der Regel sind beide Eileiter entzündet (Salpingitis). Auf Englisch wird diese Erkrankung als „pelvic inflammatory disease“ (PID) bezeichnet. Ursache dafür können viele verschiedene Bakterien sein. In den meisten Fällen handelt es sich jedoch um eine bakterielle Infektion mit der Art Chlamydia trachomatis. Früher galt auch die Gonorrhö als häufige Ursache.
Die Symptomatik kann von leichten bis zu stark ausgeprägten Beschwerden mit beeinträchtigtem Allgemeinzustand reichen. Zu den häufigsten Anzeichen zählen Unterbauchschmerzen, Schüttelfrost, Fieber und erhöhter Ausfluss (Fluor). Auch Blutungen sind möglich.
In den 1980er Jahren war eine Eileiterentzündung noch mit einem Krankenhausaufenthalt verbunden. In den 1990er Jahren sank die Zahl der Krankheitsfälle. Krankenhauseinweisungen infolge einer akuten Unterleibsentzündung verringerten sich in diesem Zeitraum um rund 75%. Heute wird geschätzt, dass ein bis zwei von 1.000 Frauen eine Eileiterentzündung bekommen. Am häufigsten sind junge, sexuell aktive Frauen mit wechselnden Geschlechtspartnern betroffen.
Eine rechtzeitige Diagnose und Behandlung sind wichtig, um bleibende Schäden an den Eileitern zu vermeiden.
Ursache
Eine akute Unterleibsentzündung entsteht häufig infolge einer Infektion durch sexuellen Kontakt. Am häufigsten verbleiben die Bakterien in der Scheide und im Gebärmutterhals. Bei rund 10 % der mit Chlamydien Infizierten entwickelt sich bei unbehandelter Scheideninfektion eine Unterleibsentzündung. Die Infektion breitet sich von der Scheide und dem Gebärmutterhals bis in die Gebärmutter aus. Von dort kann sie auf die Eileiter. Eierstöcke und sonstigen Beckenbereiche übergreifen.
Ein Schwangerschaftsabbruch kann die Bakterienausbreitung fördern. Nach einem solchen Eingriff kann es zu einer Unterleibsentzündung kommen. Dies ist aber eher selten der Fall. Nach einer Ausschabung des Gebärmutterhalses oder der Gebärmutter besteht ebenfalls die Gefahr für eine Unterleibsentzündung. In seltenen Fällen kann es auch nach einer Entbindung zu einer solchen Entzündung kommen.
Bei Verhütung mittels Spirale besteht ebenfalls ein geringfügig erhöhtes Risiko. Bestanden bereits früher Unterleibsentzündungen, ist die Gefahr für wiederholte (rezidivierende) Erkrankungen erhöht.
Zu den häufigsten Ursachen für die Erkrankung zählen Chlamydien, die in mindestens einem Drittel der Fälle nachgewiesen werden. Eine akute Unterleibsentzündung kann auch durch andere Bakterien als Chlamydien und Gonokokken (bei Gonorrhö) verursacht werden und muss nicht zwangsläufig auf eine sexuelle Übertragung zurückzuführen sein. Nicht selten treten Mischinfektionen durch verschiedene Mikroorganismen auf.
Diagnostik
In der Scheide kann auch eine symptomlose Chlamydien-Infektion vorliegen. Daher ist bei Verdacht auf eine solche Infektion ein Test besonders wichtig. Bei einer Gonokokken-Infektion (Gonorrhö) zeigen sich eher Symptome, wie z. B. unangenehm riechender Ausfluss.
Sobald sich die Infektion in der Scheide bis zur Gebärmutter und den Eileitern ausbreitet, liegt eine deutlichere Symptomatik vor. Die Symptome sind unterschiedlich. Eine Chlamydien-Infektion sorgt für leichte bis mittlere Beschwerden. Bei einer Gonorrhö können starke Schmerzen und ein beeinträchtigter Allgemeinzustand die Folge sein.
Zu den typischen Symptomen für eine Unterleibsentzündung zählen:
- Unterleibsbeschwerden
- Schüttelfrost und Fieber. Nur bei rund 20 % steigt das Fieber auf über 38°C
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
- Vermehrter Ausfluss, insbesondere bei Gonorrhö
- Möglicherweise Menstruationsstörungen
- Brennen beim Wasserlassen
- Ggf. geschwollene und schmerzhafte Gelenke
- Manchmal sind Schmerzen im rechten Oberbauch im Zuge einer gleichzeitigen leichten Leberentzündung zu verzeichnen.
Bei einer gynäkologischen Untersuchung schmerzen Gebärmutter (Uterus) und angrenzende Bereiche, wenn ärztlicherseits der Gebeärmuttermund von innen ertastet und dabei der Gebärmotterkörper von der Bauchdecke her ertastet wird. Eventuell erfolgt auch eine vaginale Ultraschalluntersuchung. Es wird ein Abstrich vom Gebärmutterhals (Cervix uteri) vorgenommen und ggf. eine Blutuntersuchung sowie ein Schwangerschaftstest zum Ausschluss einer Schwangerschaft durchgeführt. Bei einer schwerwiegenden Erkrankung oder einer unsicheren Diagnose ist eine Krankenhauseinweisung möglich.
Behandlung
Eine rechtzeitige Diagnose und Therapie sind wichtig, um Spätfolgen wie Verwachsungen (Adhäsionen) und Narben zu verhindern. Sie können eine Schwangerschaft zu einen späteren Zeitpunkt im Leben erschweren. Daher wird in der Regel von ärztlicher Seite bereits therapiert, bevor alle Testergebnisse bekannt sind. Bei den meisten Patienten ist eine ambulante Behandlung möglich. Ist eine Therapie nach ein bis zwei Tagen nicht erfolgreich, kann ein Krankenhausaufenthalt notwendig werden.
Die Therapie erfolgt mithilfe von Antibiotika, die die Bakterien abtöten. Die Behandlungsdauer liegt meist bei mindestens zwei Wochen. Solange Fieber und Schmerzen vorherrschen, wird körperliche Ruhe empfohlen. Geschlechtsverkehr sollte erst nach einer vollständigen Genesung wieder ausgeübt werden. Ist eine Spirale vorhanden, muss diese entfernt werden. Hin und wieder kommt es zu einem so genannten Abszess, einer abgekapselten Eiteransammlung in den Eileitern oder am Eierstock. Dies kann eine Operation erforderlich machen, um den Eiter zu entfernen.
Der Partner ist ebenfalls zu untersuchen und ggf. zu therapieren, wenn es sich um eine Chlamydien-Infektion oder Gonorrhö handelt.
Prävention
Zum Schutz vor einer Unterleibsentzündung können Kondome prophylaktisch eingesetzt werden. Die Antibabypille scheint das Risiko ebenso zu reduzieren.
Ein Chlamydien-Screening junger Frauen (< 25 Jahren) gilt als eine mögliche prophylaktische Maßnahme. Bei einem Screening wird bei der gynäkologischen Untersuchung routinemäßig ein Chlamydien-Test durchgeführt, ohne dass dazu ein Verdacht auf eine solche Infektion vorliegen muss. Wie internationale Forschungsergebnisse zeigen, kann ein so genanntes gezieltes Screening (Untersuchungen von Personen, die einer hohen Infektionsgefahr unterliegen) die Zahl der Fälle von PID verringern.
Prognose
Die meisten Patienten genesen nach einer Antibiotikatherapie wieder. Bei etwa 25 % der Frauen werden die Eileiter infolge einer Infektion geschädigt. Damit erhöht sich die Gefahr für Neuinfektionen, chronische Unterleibsschmerzen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und das Risiko für eine extrauterine Schwangerschaft (extrauterine Gravidität, Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter).
10–15 % der betroffenen Frauen werden unfruchtbar (infertil), d. h. sie können nach einer durchgemachten Unterleibsentzündung nicht auf herkömmliche Weise schwanger werden. Dieser Anteil erhöht sich nach mehreren Episoden.
Weiterführende Informationen
Autoren
- Julia Trifyllis, Dr. med., Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe, Münster/W
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References
Based on professional document Pelvic Inflammatory Disease. References are shown below.
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