Zusammenfassung
- Definition:Eitrige, einschmelzende, sehr schmerzhafte, bakteriell bedingte Entzündung eines Haarbalges im äußeren Gehörgang.
- Häufigkeit:Relativ selten, in der Regel einseitig.
- Symptome:Starke Ohrenschmerzen, bei Schwellung des Gehörgangs Schallleitungsschwerhörigkeit.
- Befunde:Putride Pustel mit umgebender Rötung und Schwellung im äußeren knorpeligen Drittel des Gehörgangs.
- Diagnostik:Ergänzende Untersuchungen sind meist nicht notwendig.
- Therapie:Stichinzision, bei Allgemeinsymptomen wie Fieber Antibiose.
Allgemeine Informationen
Definition
- Synonym: Otitis externa circumscripta
- Eitrige, einschmelzende, sehr schmerzhafte, bakteriell bedingte Entzündung eines Haarbalges im äußeren Gehörgang
Häufigkeit
- Bei immunkompetenten Patient*innen eher selten
- In der Regel einseitig
Ätiologie und Pathogenese
- Das Risiko eines Furunkels nimmt zu, wenn die Haut im Gehörgang verletzt ist.
- Gehäuftes Vorkommen nach Schwimmbadbesuchen, Mikrotraumen (z. B. Wattestäbchen), bei bestehender Kontaktallergie gegenüber verschiedenen Externa (z. B. Kosmetika, Haarwaschmittel, Nickel).
- Der Erreger ist typischerweise Staphylococcus aureus.
Disponierende Faktoren
- Immunsuppression
- Diabetes mellitus
ICPC-2
- H70 Otitis externa
ICD-10
- H60.0 Abszess des äußeren Ohres
Diagnostik
Differenzialdiagnosen
- Mastoiditis
- Akute Otitis media
- Seröse Otitis media
- Diffuse Otitis externa
- Nekrotisierende Otitis externa
Anamnese
- Meist starke Schmerzen im Gehörgang, auch wenn der Furunkel klein ist, weil die Haut straff mit dem Knorpel verbunden ist und wenig Expansionsmöglichkeiten bietet.
- Die Schmerzen werden bei Tragusdruck, Ziehen an der Ohrmuschel und Bewegungen im Kiefergelenk intensiviert.
- positiver Tragusdruckschmerz: V. a. Otitis externa
- fehlender Tragusdruckschmerz: V. a. Otitis media
- Die Schmerzen werden bei Tragusdruck, Ziehen an der Ohrmuschel und Bewegungen im Kiefergelenk intensiviert.
- Durch die Schwellung bedingte Schallleitungsschwerhörigkeit
- Wenn es zu einer spontanen Perforation des Furunkels kommt, entleert sich der Eiter, und der Schmerz wird sofort gelindert.
Klinische Untersuchung
- Kommt nur im äußeren knorpeligen Drittel des Gehörgangs vor.
- Inspektion des äußeren Gehörgangs ergibt eine putride Pustel mit perifokaler Rötung und Schwellung.
- Anhalt für systemische Ausbreitung der Infektion?
- Fieber, Minderung des Allgemeinzustands
Indikationen zur Überweisung
- Falls Stichinzision in Hausarztpraxis nicht möglich, Überweisung an HNO-Praxis
Therapie
Therapieziele
- Infektionsherd sanieren.
- Schmerzen lindern.
Allgemeines zur Therapie
- Stichinzision in der Regel obligat, ggf. supportive lokale Maßnahmen
- Bei systemischer Beteiligung antibiotische Therapie
Chirurgische Therapie
- Stichinzision zur Drainage des putriden Sekrets,
- Vorgehen,
- Inzision mittels Skalpell oder großvolumiger Kanüle
- ggf. ergänzende, stumpfe Spaltung mittels eines Klemmchens
- ggf. Einlage einer Lasche
- Wird von den meisten Patient*innen nach Oberflächenanästhesie durch z. B. Kältespray toleriert.
- Bei ausgeprägter Berührungsempfindlichkeit kann eine Lokalanästhesie, z. B. mit Articain in Kombination mit Epinephrin, von retroaurikulär erforderlich sein.
Medikamentöse Therapie
- Lokale Feuchtverbände mit z. B. 0,9-prozentiger Kochsalzlösung wirken antientzündlich.
- ggf. zusätzlich lokale Antiseptika, z. B. Polihexanid
- Bei Allgemeinsymptomen wie Fieber oder Schüttelfrost ist eine systemische antibiotische Therapie empfohlen, z. B. Isoxazolyl-Penicillin (Flucloxacillin) 3 g/d in 3 Einzeldosen.
- Analgesie bei Bedarf, z. B. mit Ibuprofen 400–600 mg
Prävention
- Manipulationen im Gehörgang, z. B. durch Wattestäbchen, vermeiden.
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Verlauf
- Nach Entlastung des Abszesses meist sofortige Beschwerdelinderung
Komplikationen
- Sepsis
- Perichondritis der Ohrmuschel
- Destruktion des Gehörgangs und ggf. Trommelfell durch einschmelzenden Abszess
Prognose
- Bei adäquater, frühzeitiger Therapie mit Stichinzision in der Regel folgenlose Abheilung
Patienteninformationen
Patienteninformationen in Deximed
Quellen
Literatur
Autor*innen
- Lino Witte, Dr. med., Arzt in Weiterbildung Allgemeinmedizin, Münster