Zusammenfassung
- Definition:Eine durch 2–4 mm große, kuppelförmige Papeln gekennzeichnete Virusinfektion der Haut.
- Häufigkeit:Tritt am häufigsten bei Kindern im Alter von 2–5 Jahren auf.
- Symptome:Es bilden sich allmählich kleine, oft in kleinen Gruppen auftretende Papeln in der Haut. Die Papeln wachsen bis zu einer Größe von 2–4 mm an und sind oft in der Mitte eindellt. In der Regel treten weniger als 30 Einzelläsionen auf.
- Befunde:Normalerweise ist die Haut in der Umgebung der Mollusken völlig unauffällig, aber manchmal kann es zu Irritationen mit leichten Schwellungen und Rötungen der Haut kommen.
- Diagnostik:Es sind keine Zusatzuntersuchungen erforderlich.
- Therapie:In der Regel ist keine Therapie erforderlich, da die Mollusken sich oft spontan zurückbilden. Bei kosmetischer Beeinträchtigung oder zur Vermeidung einer weiteren Übertragung stehen als Behandlungsoptionen Kürettage, Kryotherapie oder lokal anwendbare Medikamente zur Verfügung.
Allgemeine Informationen
Definition
- Eine Virusinfektion der Haut (mit dem Molluscum-contagiosum-Virus), die durch 2–4 mm große, kuppelförmige, perlenartige und glatte Papeln mit einer zentralen Nabelung gekennzeichnet ist.
- Bezeichnung der Hautläsionen: Mollusken
- Die Infektion ist in der Regel selbstlimitierend und ohne Folgeerscheinungen, dauert aber in der Regel mehrere Monate oder manchmal sogar Jahre an.
- Synonyme: Dellwarzen, Epithelioma contagiosum, Epithelioma molluscum, Schwimmbadwarzen
- Kann bei Immundefizienz oder atopischer Dermatitis disseminiert auftreten.
Häufigkeit
- Genaue epidemiologische Daten fehlen.
- Weltweit verbreitet, sehr häufig1
- besonders in warmen, feuchten Regionen
- Hauptsächlich bei Kindern im Alter von 2–5 Jahren, aber auch bei sexuell aktiven Teenagern und Erwachsenen sowie immungeschwächten Personen1
- Bei HIV-positiven Personen Prävalenz von bis zu 18 %, weniger häufig bei adäquater retroviraler Therapie1
- Kein Geschlechtsunterschied1
Ätiologie und Pathogenese
- Ursache ist eine lokalisierte chronische Infektion mit dem Molluscum-contagiosum-Virus (MCV), das zur Familie der Pockenviren (Poxviridae, Doppelstrang-DNS-Viren) gehört.1
- Das MCV weist 4 Subtypen auf:
- Typ 1 überwiegt bei Kindern (ca. 98 % der Fälle).
- Typ 2 bei Erwachsenen, bei sexueller Übertragung und bei Betroffenen mit HIV (3–5 % der Fälle)
- Typ 3 und 4 sind selten.
- keine klinischen Unterschiede bei Infektion mit unterschiedlichen Subtypen
- Das MCV weist 4 Subtypen auf:
- Übertragung meist von Mensch zu Mensch1
- direkter Hautkontakt (auch sexuelle Kontakte und Kontaktsportarten)
- indirekt über: Kleidung, Handtücher, Spielzeug, Rasierapparate etc.
- Übertragung über Swimmingpools
- vertikale Übertragung in Einzelfallberichten
- Autoinokulation durch Kratzen der Läsionen1
- Das MCV infiziert die Keratinozyten und produziert Proteine, die die antivirale Immunreaktion beschränken.1
- Die Infektion ist auf die Epidermis begrenzt, es kommt nicht zu einer Virämie.1
- Inkubationszeit: 2 Wochen bis 6 Monate1
Prädisponierende Faktoren
- Häufig nach Schwimmbadbesuchen (Baden im warmen Planschbecken)
- Enger Kontakt mit infizierten Personen
- Sexueller Kontakt mit infizierten Personen
- Immunsuppression: Z. n. Organtransplantation, Behandlung mit Biologika, Behandlung mit Immunsuppressiva, HIV/AIDS
- Atopisches Ekzem
- Vermehrtes Auftreten, ca. 25 % der Betroffenen mit Mollusca contagiosa leiden gleichzeitig an einem atopischen Ekzem.
- Bei Immunsupprimierten und Kindern mit atopischem Ekzem: disseminiertes Auftreten möglich: Eczema molluscatum
ICPC-2
- S95 Molluscum contagiosum
ICD-10
- B08 Sonstige Virusinfektionen, die durch Haut- und Schleimhautläsionen gekennzeichnet sind, anderenorts nicht klassifiziert
- B08.1 Molluscum contagiosum
Diagnostik
Diagnostische Kriterien
- Klinische Diagnose bei typischem Erscheinungsbild: blasse, perlenartige und glatte Läsionen von 1–4 mm, häufig mit einer zentralen Delle1
Differenzialdiagnosen
- Warzen
- Milien
- Keratoakanthom1
- Follikulitis1
- Basaliom1
- Condylomata acuminata1
- Zoster1
- Herpes simplex
- Lichen planus
Anamnese
- Typischerweise liegen keine anderen Symptome als der Ausschlag vor.
- Es entwickeln sich nach und nach kleine kuppelförmige Knötchen auf der Haut, die oft in kleinen Gruppen auftreten. Die Knötchen wachsen bis zu einer Größe von 1–4 mm (max. 1 cm) an; normalerweise liegen weniger als 30 Einzelläsionen vor.1
- Lokalisation
- besonders an Oberkörper, Oberarm, Axillarfalte, Oberschenkeln, seltener im Gesicht, an den Augenlidern, am Hals oder in der Perianal- und Perigenitalregion1
- Aussparung von Handflächen und Fußsohlen1
- bei sexuell übertragenen Formen Läsionen vor allem in der Anogenitalregion, am Bauch und an den Innenseiten der Oberschenkel1
- Die Beschwerden sind in erster Linie kosmetische Beeinträchtigungen, die Läsionen können aber auch schmerzen und jucken.1
- in 1/3 der Fälle lokale Schwellung und Rötung
- Fragen nach:
- Infektionen in der näheren Umgebung (Kindergarten)
- Schwimmbadbesuch
- bei Erwachsenen: sexuelle Kontakte
- bei atopischem Ekzem: derzeitige Behandlung.
Klinische Untersuchung
- Die typische Dellwarze ist ein weißliches oder blassrosa zentral gedelltes Knötchen (Nabelung).
Dellwarzen/Mollusca contagiosa
- Die Läsionen haben einen Durchmesser von bis zu 4 mm und enthalten weißliche fettige Masse.
- Die Anzahl der Mollusken reicht von ein paar wenigen bis zu über hundert Läsionen (insbes. bei Immungeschwächten).
- Ca. 75 % haben > 20 Dellwarzen.
- Bei Personen mit Immunsuppression und Kindern mit atopischem Ekzem können die Mollusken eruptiv generalisieren (mit > 100 Mollusken) und/oder zu großen Plaques zusammenfließen (bis zu 10 cm Durchmesser).1
- Entzündliche Reaktion durch Kratzen sollte von einer bakteriellen Superinfektion unterschieden werden.1
Weitere Diagnostik in der Hausarztpraxis
- Normalerweise keine weiterführende Diagnostik erforderlich
- Bei Verdacht auf Immunsuppression und bei anogenitalen Läsionen: großes Blutbild, HIV-Test
Diagnostik bei Spezialist*innen
- Bei diagnostischen Schwierigkeiten können folgende Untersuchungen hilfreich sein:1
- Dermatoskopie
- Konfokalmikroskopie
- histopathologische Untersuchung nach Kürettage
- Bei Erwachsenen mit anogenitalen Läsionen: Ausschluss anderer sexuell übertragbarer Erkankungen
Indikation zur Überweisung
- Bei diagnostischer Unsicherheit, Immunsupprimierten, Kindern mit atopischem Ekzem oder schweren disseminierten Verläufen: Überweisung an dermatologische Praxis
- Bei Erwachsenen mit anogenitalen Läsionen: Ausschluss anderer sexuell übertragener Erkrankungen (Praxis für Dermatologie und Venerologie)
- Absprache mit HIV-Praxis bei bekannter HIV-Infektion
- Bei Befall der Augenlider oder bei okulären Läsionen: Überweisung an Augenarztpraxis
Therapie
Therapieziele
- Reduktion der Infektiosität
- Symptomlinderung
- Gutes kosmetisches Ergebnis
Allgemeines zur Therapie
- In vielen Fällen lässt sich die Infektion ohne Therapie beobachtend verfolgen, da sich die Mollusken mit oder ohne Therapie durchschnittlich nach 13 Monaten spontan zurückbilden.
- Betroffene wünschen häufig eine Behandlung aus kosmetischen Gründen, oder um andere nicht anzustecken.1
- Die Behandlung sollte individuell angepasst sein, dabei sollen berücksichtigt werden:
- Immunkompetenz
- die Lage und das Ausmaß der Läsionen
- das Vorhandensein anderer Hauterkrankungen wie atopisches Ekzem und
- individuelle Wünsche (der Betroffenen oder deren Eltern).
- Eltern und Betroffene sollten darüber informiert werden, dass die Abheilung der Mollusken mehrere Monate dauern kann und mehrere Behandlungen erforderlich sein können.1
- Ein aktueller Cochrane-Review kommt zu dem Schluss, dass es keine Therapie mit überzeugender Effektivität für Molluscum contagiosum gibt, sodass das Abwarten der Spontanheilung weiterhin eine überzeugende Methode ist, mit der Erkrankung umzugehen.2
- Behandlungsoptionen: Abschaben der Warzen (Kürettage), Anritzen und Exprimieren, Kryotherapie und die Anwendung topischer Substanzen (z. B. Kaliumhydroxid)
- Die Behandlung einer zugrunde liegenden atopischen Dermatitis sollte optimiert werden.
Mechanische Maßnahmen
- Kürettage, evtl. in Lokalanästhesie (Lidocain-Creme oder -pflaster)1
- Umgebende Haut mit zwei Fingern anspannen, kleine nicht-schneidende Kürette hebelnd an der Basis der Molluscum ansetzen und gegen den Hautwiderstand auslöffeln.
- Am Vortag evtl. jedes Molluscum anzeichnen.
- Kann zu Narbenbildung führen.1
- Anritzen mit einer Kanüle und Exprimieren der einzelnen Herde (bei begrenztem Befall)
- Kryotherapie (flüssiger Stickstoff)1
- Wird trotz fehlender Evidenz meist bei anogenitalen Läsionen unter Lokalanästhesie angewendet.
- Lasertherapie kommt ebenfalls in Betracht, aber nicht als Therapie der 1. Wahl.1
Medikamentöse Lokalbehandlung
- Chemische Destruktion
- 10 % KOH (Kaliumhydroxid)-Lösung täglich unter Abdeckung der Umgebung mit Zinkpaste auf die Mollusken auftragen, bis eine Entzündungsreaktion auftritt (Abheilungsrate von 40 % nach 12-wöchiger Therapie).
- beste Evidenz im Vergleich mit Placebo
- Versuch mit Vitamin-A-Säure-Creme
- bei lokalem Befall, 2 x tgl.
- begrenzte Evidenz
- Imiquimod
- Ein Cochrane-Review konnte keine Überlegenheit von Imiquimod im Vergleich zu Placebo nachweisen, aber möglicherweise mehr lokale Nebenwirkungen im Vergleich zu Placebo.2
- Imiquimod ist weder für Kinder und Jugendliche zugelassen noch für diese Indikation.
Systemische Behandlung
- Bei Betroffenen mit HIV/AIDS
- Mollusca werden am besten mit HAART (Highly Active Antiretroviral Treatment) unter Kontrolle gehalten.1
Prävention
- Kein „Babyschwimmen“ mit gefährdeten Kleinkindern
- Infizierte Kinder können in den Kindergarten/die Schule gehen, wenn die betroffenen Hautareale mit Kleidung bedeckt sind.1
- Vermeidung von sexuellen Kontakten, bis die Läsionen abgeheilt sind.
- Kein Waxing oder Rasieren der betroffenen Läsion, weil die Läsionen sonst auf der Haut weiterverbreitet werden können.
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Verlauf
- Die Inkubationszeit beträgt 2 Wochen bis 6 Monate.1
- Die meisten Läsionen bilden sich durchschnittlich innerhalb von 13 Monaten spontan oder mit Therapie zurück, können aber auch wesentlich länger bestehen bleiben (mehrere Jahre).
- bei ca. 50 % der Kinder Abheilung innerhalb von 12 Monaten
- Bei ca. 30 % der Kinder sind Mollusca contagiosa noch nach 18 Monaten und bei ca. 15 % noch nach 24 Monaten nachweisbar.
- Keine bleibende Immunität1
- Keine Narbenbildung, wenn die Läsionen nicht aufgekratzt werden.1
Komplikationen
- Sekundäre Entzündung durch Kontamination mit pyogenen Keimen, das Risiko ist erhöht bei Immungeschwächten oder Kindern mit atopischer Dermatitis.
- Entzündliche Hautreaktionen durch mechanische Irritation
- Pyodermie bei atopischem Ekzem
- Hautabszess
- Konjunktivitis bei Befall der Augenlider
Prognose
- Gut, Spontanheilung bei immunkompetenten Personen1
- Unkomplizierte Fälle heilen ohne Narbenbildung, aber meist langwieriger Verlauf mit zum Teil kosmetisch beeinträchtigenden oder als stigmatisierend empfundenen Hautläsionen.1
- Rezidive bei 1/3 der Betroffenen1
- Bei Betroffenen mit HIV oder anderer Immunschwäche können die Läsionen bei niedrigen CD4-Zahlen generalisiert auftreten und bilden sich selten spontan zurück.1
Patienteninformation
Patienteninformationen in Deximed
Illustrationen

Dellwarzen

Dellwarzen
Quellen
Literatur
- Badri T, Gandhi GR. Molluscum Contagiosum. [Updated 2022 May 1]. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2022 Jan-. www.ncbi.nlm.nih.gov
- van der Wouden JC, van der Sande R, Kruithof EJ, Sollie A, van Suijlekom-Smit LWA, Koning S. Interventions for cutaneous molluscum contagiosum. Cochrane Database of Systematic Reviews 2017. doi:10.1002/14651858.CD004767.pub4 DOI
Autor*innen
- Marlies Karsch-Völk, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, München