Zusammenfassung
- Definition:Die Pustulosis palmoplantaris (PPP) ist eine chronische, entzündliche Hauterkrankung, die mit Pusteln an den Handflächen und den Fußsohlen einhergeht.
- Häufigkeit:Seltene Erkrankung; Prävalenz wird auf 0,01–0,05 % geschätzt; 10–15 % der Psoriasis-Patient*innen weisen palmoplantaren Befall auf.
- Symptome:Meist symmetrische Pusteln an Handflächen und Fußsohlen. Klinisch treten brennende Schmerzen und Juckreiz auf, die Lebensqualität ist teilweise stark eingeschränkt.
- Befunde:Die Haut ist erythematös, die Pusteln sind zunächst gelb, wechseln ihre Farbe aber im Verlauf zu braun und schuppen schließlich ab.
- Diagnostik:Klinische Diagnose.
- Therapie:Lokale symptomatische Therapie, in schweren Fällen evtl. systemische Therapie angelehnt an Psoriasis-Therapie.
Allgemeine Informationen
Definition
- Die Pustulosis palmoplantaris (PPP) ist eine chronische, entzündliche Hauterkrankung.1
- Gekennzeichnet durch Pusteln an den Handflächen und/oder den Fußsohlen, die ständig neu ausbrechen.
- Ob es sich bei der PPP um eine Unterform der Psoriasis oder eine eigenständige Entität handelt, ist nach wie vor nicht abschließend geklärt.2-4
- Bei 5–32 % der Betroffenen sind ausschließlich die Handflächen betroffen.
- Bei 14–36 % der Betroffenen sind ausschließlich die Fußsohlen betroffen.
- 47–73 % der Betroffenen zeigen eine Beteiligung von Handflächen und Fußsohlen.
- Veränderungen der Nägel kommen bei ca. 42 % der Betroffenen vor.5
- Eine begleitende Arthritis wurde in 13–65 % der Fälle beobachtet.2
Häufigkeit
- Seltene Erkrankung: die Prävalenz wird auf 0,01–0,05 % geschätzt.5
- Etwa 10–15 % der Patient*innen mit Psoriasis weisen einen palmoplantaren Befall auf.
- Tritt meistens nach dem 40. Lebensjahr bei Menschen mittleren Alters auf.6
- 58–94 % der Betroffenen sind weiblich.2
Ätiologie und Pathogenese
- Die Pathogenese ist nach wie vor nicht abschließend geklärt.
- Es wird davon ausgegangen, dass sowohl genetische, als auch immunologische sowie Umfeltfaktoren bei der Krankheitsentstehung eine Rolle spielen.7
- Rauchen ist der am besten untersuchte Risikofaktor.5
- je nach Studie waren 42–100 % der Patient*innen mit PPP aktive oder ehemalige Raucher*innen.7
- Infektionen, Stress: können zu Exazerbationen der PPP führen.5
- Medikamente als Auslöser: TNF-Inhibitoren können als Nebenwirkung eine PPP auslösen bzw. zu einer Exazerbation führen.5
Mögliche Begleiterkrankungen
- Schilddrüsenerkrankungen
- Metabolisches Syndrom
- Atopie
- Zöliakie
- Arthritis
ICPC-2
- S91 Psoriasis
ICD-10
- L40 Psoriasis
- L40.3 Psoriasis pustulosa palmoplantaris
Diagnostik
Diagnostische Kriterien
- Klinisches Bild mit Pustelbildung an Handflächen und Fußsohlen (siehe Abbildungen), meistens symmetrisch
- Histologische Untersuchungen sind bei den wenig entzündlichen hyperkeratotischen Formen wenig aussagekräftig.
- Bei dyshidrotischer Komponente Schwierigkeit der Abgrenzung zum dyshidrotischen Handekzem
Anamnese
- Häufig treten Juckreiz, ein brennendes Gefühl oder Schmerzen auf.5
- In schweren Fällen können die Veränderungen zu Schwierigkeiten beim Gehen oder beim Verrichten alltäglicher Aktivitäten führen.
- Die Lebensqualität ist aufgrund der Schmerzen und des Juckreizes teilweise stark vermindert.
Klinische Untersuchung
- Die Pustulosis palmoplantaris ist gekennzeichnet durch 3–10 mm große, sterile Pusteln an den Handflächen und den Fußsohlen.5
- Die Haut ist erythematös, und die Pusteln sind zunächst gelb, wechseln ihre Farbe aber nach und nach zu braun und schuppen schließlich ab.
- Es kommt häufig zu Rissbildungen.
- Es können extrapalmoplantare Befunde wie psoriasisartige Hautläsionen, subunguale Pustelbildung, andere Nagelanomalien und Arthritis auftreten.
- Siehe Abbildungen.
Differenzialdiagnosen
- Dyshidrotisches Ekzem
- Kontaktdermatitis
- Pityriasis rubra pilaris
- Acrodermatitis continua of Hallopeau
- Pilzinfektionen
Indikationen zur Überweisung
- Pustulosis palmoplantaris ist oft behandlungsresistent und störend; Patient*innen sollten in der Regel an eine dermatologische Praxis überwiesen werden.
Therapie
Therapieziele
- Schub verkürzen.
- Schmerz und Juckreiz lindern.
- Funktion von Händen und Füßen erhalten.
- Superinfektion und Tinea vermeiden.
Allgemeines zur Therapie
- Die eingesetzten Therapien sind symptomatische Behandlungen und haben keinen Einfluss auf den weiteren Krankheitsverlauf.2,8
- Es gibt bisher keine Kausaltherapie.
- Die therapeutischen Optionen im folgenden Abschnitt orientieren sich an der Therapie der Psoriasis.
Topische Therapie: 1. Wahl zur Behandlung der PPP5,7
- Topische Kortikosteroide
- Dosierung: Applikation 1–2 x/d auf die betroffenen Hautareale
- Möglichst dünn auftrage.
- Nicht abrupt absetzen: ausschleichen (z. B. nach 3-wöchiger Behandlung 1 Woche nur jeden 2. Tag, danach für 1 Woche jeden 3. Tag, dann absetzen).
- Erwarteter Wirkungseintritt nach 1–2 Wochen
- Nebenwirkungen: Hautatrophie, Wundheilungsstörungen, Brennen, Juckreiz, Reboundeffekte beim Absetzen
- Kontraindikationen: bakterielle oder virale Hautinfektionen
- Wirkstoffe: z. B. Clobetasolpropionat, Betametasondiproprionat, Triamcinolonacetonid, Hydrocortison, Prednisolon etc.
- Vitamin-D-Derivate
- Dosierung: 1–2 x/d auf die betroffenen Hautareale auftragen, vorzugsweise am Abend
- Calcipotriol: 1–2 x/d auf betroffene Hautstellen, maximal 30 % der Körperoberfläche (KÖF)
- Tacalcitol: 1 x/d auf betroffene Hautstellen, max. 20 % der KÖF
- Calcitriol: 2 x/d auf betroffene Hautstellen, max. 35 % der KÖF
- Wirkeintritt nach 1–2 Wochen
- erwarteter Wirkungseintritt nach 1–2 Wochen
- Nebenwirkungen: Hautirritation (Juckreiz, Brennen, Stechen)
- Kontraindikationen: schwere Leber- oder Niereninsuffizenz, Störungen des Kalziumstoffwechsels, Schwangerschaft und Stillzeit
- Sonstiges
- Nicht gleichzeitig mit salizylathaltigen topischen Präparaten anwenden (Inaktivierung).
- Interaktion mit Medikamenten, die den Kalziumspiegel erhöhen können (z. B. bei Thiazid-Diuretika).
- Dosierung: 1–2 x/d auf die betroffenen Hautareale auftragen, vorzugsweise am Abend
- Topische Retinoide
- Dosierung: Anwendung 1 x/d, Auftragen auf die betroffenen Hautpartien
- Nebenwirkungen: Hautreizungen; teratogen
- Kontraindikation: Schwangerschaft, Stillzeit
- Wirkstoffe: z. B. Tretinoin, Isotretinoin
- Calcineurin-Inhibitoren
- Off-Label-Use
- Wirkstoffe: Tacrolimus, Pimecrolimus
- erhältlich als Salben unterschiedlicher Wirkstoffstärke
- 1–2 x/d auf betroffene Hautpartien auftragen.
- Die Erhaltungsdosis sollte individuell angepasst werden.
- erwarteter Wirkeintritt nach ca. 2 Wochen
- Nebenwirkungen: Brennen der Haut, Hautinfektionen
- Kontraindikationen: Schwangerschaft, Stillzeit; dürfen nicht mit Phototherapie kombiniert werden.
Systemische Therapie
- Systemische Retinoide
- Wichtig: nach Absetzen systemischer Retinoide sollte für die folgenden 2–3 Jahre eine effektive Verhütung existieren, da Retinoide teratogen wirken und bei Frauen in gebärfähigem Alter kontraindiziert sind.
- Acitretin
- Kann mit PUVA kombiniert werden.
- Dosierung: Initialdosis 25 oder 30 mg/d
- in einigen Fällen im Verlauf Steigerung auf bis zu 75 mg/d notwendig
- Nebenwirkungen: Trockenheit und Entzündungen der Schleimhäute; stark teratogen
- Kontraindikationen: bei Frauen im gebärfähigen Alter kontraindiziert, Schwangerschaft, Stillzeit, schwere Leber- oder Nierenfunktionsstörungen, chronisch erhöhte Blutlipidwerte
- Bei sehr schweren Verläufen evtl. Immunsuppressiva
- Methotrexat
- Dosierung: als Immunsuppressivum in niedriger Dosierung 15 mg s. c. 1 x/Woche
- 5 mg Folsäure 1 x wöchentlich 24 h nach MTX-Gabe
- Nebenwirkungen: Hepato- und hämatotoxisch, Übelkeit, Durchfall, Kopfschmerzen, Schwindel, Transaminasenanstieg
- regelmäßige Laborkontrollen empfohlen
- Kontraindikationen: Schwangerschaft, Stillzeit, Nieren- oder Leberinsuffizienz, Immunschwäche, schwere Infektionen, übermäßiger Alkoholkonsum
- Wird fast vollständig über die Nieren ausgeschieden.
- Ciclosporin A
- zugelassen für Psoriasis und atopische Dermatitis
- Dosen von 2–5 mg/kg/d
- Falls nach einem Monat keine Besserung eintritt, kann Tagesdosis schrittweise erhöht werden (5 mg/kg KG sollten nicht überschritten werden).
- NW: Hypertension, Nephro- und Phototoxizität
- Kontraindikationen: Einnahme von johanniskrauthaltigen Produkten
- Biologika
- z. B. TNF-Inhibitoren, Interleukin-Inhibitoren
- Anwendung bei PPP bisher nur in einer geringen Anzahl von klinischen Fallberichten beschrieben
- Methotrexat
Phototherapie
- Kann mit topischen Vitamin-D-Derivaten kombiniert werden, um Ansprechrate zu verbessern.
- Wirkeintritt nach 1–2 Wochen
- Moderate Effektivität
- Individuelle Dosierung je nach Hauttyp
- Nebenwirkungen ähnlich wie bei intensiver Sonnenexposition: Rötung, Verbrennung, Hautkrebs; bei PUVA Übelkeit
- PUVA: UV-A-Bestrahlung plus Psoralen
- Schmalspektrum-UV-B-Licht: i. d. R. 3 x/Woche
- Kontraindikationen: Malignome der Haut, Photodermatosen, Immunsuppression
- Sonstiges: Interaktion mit photosensibilisierenden Medikamenten beachten.
- Eine gleichzeitige Gabe von Ciclosporin A ist kontraindiziert.
Empfehlungen für Patient*innen
- Wichtig sind Hautpflege, Feuchtigkeitsbehandlung und evtl. die Entfernung von Schuppen.
- Reizstoffe vermeiden, die den Zustand verschlimmern können.
Lebensqualität und psychische Komorbiditäten
- Durch die Schmerzen und den Juckreiz ist die Lebensqualität der Patient*innen teils stark eingeschränkt.7
- In einer Studie gaben 24,7 % eine moderate Einschränkung der Lebensqualität an; 27,3 % gaben eine starke Einschränkung der Lebensqualität an.
- Prävalenz von Depressionen bei Betroffenen: 13–28,8 %7
Verlauf
- Chronisch rezidivierender Verlauf
- Die Therapien sind symptomatisch und haben keinen Einfluss auf den weiteren Verlauf der Erkrankung.
- Eine kausale Therapie existiert bisher nicht.
Patienteninformationen
Worüber sollten Sie die Patient*innen informieren?
- Informationen über die Erkrankung und die Möglichkeiten der Anwendung der topischen Medikamente
Patienteninformationen in Deximed
Illustrationen

Pustulosis palmoplantaris

Pustulosis palmoplantaris

Pustulosis palmoplantaris

Pustulosis palmoplantaris
Quellen
Literatur
- Putra-Szczepaniak M, Maj J, Jankowska-Konsur A, Czarnecka A, Hryncewicz-Gwóźdź A. Palmoplantar pustulosis: Factors causing and influencing the course of the disease. Adv Clin Exp Med 2020; 29(1): 157–163. pmid:31990461 PubMed
- Obeid G, Do G, Kirby L, Hughes C, Sbidian E, et al. Interventions for chronic palmoplantar pustulosis. Cochrane Database Syst Rev 2020. pmid:31958161 PubMed
- de Waal AC, van de Kerkhof PC. Pustulosis palmoplantaris is a disease distinct from psoriasis. J Dermatolog Treat 2011; 22:102. PubMed
- Brunasso AM, Puntoni M, Aberer W, et al. Clinical and epidemiological comparison of patients affected by palmoplantar plaque psoriasis and palmoplantar pustulosis: a case series study. Br J Dermatol 2013; 168:1243. PubMed
- Freitas E, Rodrigues MA, Torres T. Diagnosis, Screening and Treatment of Patients with Palmoplantar Pustulosis (PPP): A Review of Current Practices and Recommendations. Clin Cosmet Investig Dermatol 2020; Aug 14;13: 561-578. pmid:32884319 PubMed
- Morrison AO. Pustular Psoriasis. emedicine.medscape, 5.11.2015. emedicine.medscape.com
- Misiak-Galazka M, Zozula J, Rudnicka L. Palmoplantar Pustulosis: Recent Advances in Etiopathogenesis and Emerging Treatments. Am J Clin Dermatol 2020; 21(3): 355–370. pmid:32008176 PubMed
- Brunasso AM, Massone C. Recent advances in palmoplantar pustulosis. Fac Rev. 2021 Jul 27;10:62. doi: 10.12703/r/10-62. eCollection 2021. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
Autor*innen
- Laura Morshäuser, Dr. med., Ärztin, Karlsruhe