
Was ist Vitiligo?
Definition
Vitiligo ist eine Hautveränderung, bei der sich stellenweise deutlich abgegrenzte, milchig weiße Hautpartien ausbilden. An den betroffenen Stellen entfärben sich manchmal auch die Haare und werden weiß. Die Ursache liegt in einer zunehmenden Zerstörung der Hautzellen, die die Farbpigmente (Melanin) in der Oberhaut und den Haarwurzeln bilden (Melanozyten). Die Erkrankung ist nicht ansteckend.
Je nach Ausbreitung der Hautveränderungen werden verschiedene Unterformen der Vitiligo unterschieden. Die nicht-segmentale Vitiligo besteht symmetrisch auf beiden Körperseiten und breitet sich häufig großflächig aus. Die segmentale Vitiligo ist dagegen lokal begrenzt.
Symptome
Auf der Haut zeigen sich helle, pigmentfreie, manchmal leicht juckende Flecken ohne Schuppen. Zu Beginn sind die Flecken oft deutlich abgegrenzt und klein. Sie nehmen dann in Umfang und Größe zu und wachsen allmählich mit anderen Flecken zusammen und bedecken letztlich größere Hautpartien.
Die Flecken sind oft über große Bereiche verteilt, können aber auch lokal begrenzt auftreten. Auch Lippen, Genitalien, Brustwarzen sowie Schleimhäute können betroffen sein. Die Haare im betroffenen Bereich verlieren oft ebenfalls ihre Farbe.


Ursachen
Die weißen Flecken entstehen, weil die pigmentbildenden Zellen der Haut (Melanozyten) zerstört werden und kein Melanin mehr bilden. Daher entfärbt sich die Haut. Warum diese Zellen zerstört werden, konnte bisher nicht genau geklärt werden.
Häufig besteht eine erbliche Veranlagung. Bei Vitiligo ist das Gleichgewicht verschiedener Enzyme und Signalmoleküle in der Haut gestört. Vermutlich kommt es zu einer Autoimmunreaktion, die die Melanozyten angreift.
Die Erkrankung tritt bei vielen Personen zusätzlich zu anderen Autoimmunerkrankungen wie Typ-1-Diabetes, Erkrankungen der Schilddrüse (v. a. Hashimoto-Thyreoiditis), kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata) und Lupus erythematodes auf.
Häufigkeit
Vitiligo betrifft 0,5–1 % aller Menschen weltweit. Frauen sind dabei genauso häufig betroffen wie Männer. Die Erkrankung bricht oft im Alter zwischen 10–30 Jahren aus, kann aber in jedem Alter auftreten. Bei ca. 20 % der Betroffenen kommt die Vitiligo gehäuft in der Familie vor.
Untersuchungen
- Die deutlich abgegrenzten und pigmentfreien Hautstellen unterschiedlicher Größe erlauben in der Regel eine zweifelsfreie Diagnose.
- Mit verschiedenen Instrumenten können Ausdehnung und Aktivität der Vitiligo abgeschätzt werden.
- Anhand einer Blutuntersuchung lässt sich feststellen, ob bestimmte Antikörper vorliegen oder zusätzlich eine Schilddrüsenkrankheit besteht.
- Bei unsicherer Diagnose kann eine Gewebeprobe entnommen und untersucht werden.
Behandlung
- Ziel der Behandlung ist, ein Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern und das Hautbild zu verbessern.
- Die Behandlung richtet sich nach Aktivität und Ausmaß der Vitiligo sowie den Wünschen der Betroffenen.
Medikamente
- Bei begrenzter Vitiligo außerhalb des Gesichts werden Kortisoncremes (z. B. Mometasonfuorat) angewendet. Die Creme wird einmal täglich für 3 Monate aufgetragen.
- Im Gesicht können sog. Calcineurinhemmer (z. B. Tacrolimus) angewendet werden.
- Bei rasch fortschreitender Vitiligo können auch Kortisontabletten verschrieben werden. Diese werden an zwei aufeinander folgenden Tagen pro Woche für 3–6 Monate eingenommen.
Lichttherapie
- Eine weitere Therapiemöglichkeit bei ausgedehnter Vitiligo ist die Bestrahlung mit kurzwelligem Schmalspektrum-UV-Licht (UV-B). Die Strahlen regen über die Stimulation bestimmter körpereigener Substanzen die Melanozyten wieder zur Vermehrung an. Die weißen Flecken erhalten wieder Pigmente und das Hautbild verbessert sich.
- Einzelne Vitiligoherde können auch gezielt mit einem Excimer-Laser, der nur Licht der Wellenlänge 308 nm ausstrahlt, behandelt werden.
Operation
- Bei sehr begrenzten stabilen weißen Flecken ist auch eine chirurgische Transplantation von gesunder Haut in den erkrankten Bereich möglich. Dabei können jedoch Narben entstehen.
- Auch eine Zelltransplantation von Melanozyten ist möglich, aber technisch anspruchsvoll und zeitaufwendig.
Psychotherapie
- Vitiligo kann die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen und zu Depressionen und Ängsten führen. Andererseits können Stressfaktoren die Erkrankung auslösen.
- Eine psychotherapeutische Mitbehandlung kann daher hilfreich sein.
Was können Sie selbst tun?
- Die Vitiligoflecken sollen vor der Sonne geschützt werden, damit keine Sonnenschäden entstehen. Bedecken Sie daher die Haut mit passender Kleidung, verwenden Sie eine Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor und halten Sie sich möglichst im Schatten auf.
- Sie können die weißen Flecken mit Makeup oder Camouflage abdecken.
Prognose
Der Verlauf ist individuell sehr unterschiedlich. Häufig breiten sich die hellen Flecken schubweise aus. In vielen Fällen stabilisiert sich die Zahl der Flecken jedoch nach einer Weile und bleibt dann stabil. Selten geht eine Vitiligo vollständig wieder zurück.
Als Komplikation können sonnenbedingte Schädigungen der nicht pigmentierten Haut auftreten. Auch das Risiko für Melanome (schwarzer Hautkrebs) ist erhöht. Falls die Melanozyten im Innenohr oder Auge mitbetroffen sind, was jedoch selten vorkommt, kann es zu einer leichten Schwerhörigkeit oder Entzündung der Uvea kommen (mittlere Augenhaut, die dem Auge die Augenfarbe verleiht).
Weitere Informationen
- Vitiligo – Informationen für ärztliches Personal
Autorin
- Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden
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References
Based on professional document Vitiligo. References are shown below.
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