Allgemeine Informationen
Definition
- Ein Ekzem (Dermatitis) ist eine akut oder chronisch verlaufende, entzündliche, nicht ansteckende Erkrankung der Haut.
- Die Tinea corporis (Ringelflechte) ist eine lokalisierte Pilzinfektion der Haut.1
Häufigkeit
- Die Erkrankungen sind in der Hausarztpraxis relativ häufig anzutreffen. Ekzeme sind bei Kindern häufiger als bei Erwachsenen.2
ICD-10
- B35.4 Tinea corporis
- L20 Atopisches [endogenes] Ekzem
- L21 Seborrhoisches Ekzem
- L23 Allergische Kontaktdermatitis
- L24 Toxische Kontaktdermatitis
- L25 Nicht näher bezeichnete Kontaktdermatitis
- L30.0 Nummuläre Dermatitis
- L40 Psoriasis
- L42 Pityriasis rosea
- L55 Dermatitis solaris acuta
- L56 Sonstige akute Hautveränderungen durch Ultraviolettstrahlen
- L57 Hautveränderungen durch chronische Exposition gegenüber nichtionisierender Strahlung
- L92.0 Granuloma anulare
- R21 Hautausschlag und sonstige unspezifische Hauteruptionen
Differenzialdiagnosen
- Man unterscheidet endogene (Neurodermitis) von exogenen Ekzemen (Kontaktekzem).
Atopisches Ekzem
- Die atopische Dermatitis (Synonyme: atopisches Ekzem, Neurodermitis, endogenes Ekzem) ist eine polygenetisch bedingte, chronische oder chronisch-rezidivierende entzündliche Hauterkrankung.
- Die Prävalenz bei Schulkindern liegt bei 15–20 %, bei Erwachsenen 2–3 %.
Atopisches Ekzem am Ellbogen
- Juckreiz und Ausschlag an typischen Stellen (Gesicht, Hals, oberer Rumpf, Ellenbogen, Fossa poplitea)
- Wunde, gereizte, juckende Haut; bei Säuglingen oft vesikuläre Form; bei Kleinkindern trockener, mehr Kratzspuren und häufig in den Knie- und/oder Ellenbeugen lokalisiert
Kontaktekzem
- Das Kontaktekzem ist eine inflammatorische Hauterkrankung mit Erythem und Juckreiz.
- Auslöser ist ein toxisches Agens oder Allergen.
- Die Prävalenz zeigt eine große Variation von 1–26 %.
- Die häufigste Form ist das Handekzem mit lokalem Juckreiz, Brennen und Ausschlag.
Kontaktekzem: Nickelallergie bei nickelhaltigem Hosenknopf
- Bei akuten Beschwerden erythematöse und ödematöse Haut mit Vesikeln, ggf. Bullae und Erosionen; bei chronischen Beschwerden trockene und rissige Haut
Seborrhoisches Ekzem
- Bei der Ätiologie des seborrhoischen Ekzem spielen viele Faktoren (Hormonspiegel, Pilzinfektionen, immunologische Situation und neurogene Faktoren) eine Rolle.
- Meist bei Säuglingen, in der 3. und 4. Lebensdekade und bei älteren Menschen
- Die Symptome variieren von normalen Hautschuppen bis hin zu schuppendem Ekzem mit ausgeprägter Inflammation.
Seborrhoisches Ekzem in der Achselhöhle
- Die häufigsten Lokalisationen sind Kopfhaut, Augenbrauen, Gesicht (perinasal), Teile des oberen Rumpfes, Achselhöhlen und Leisten (Bereiche mit vielen Talgdrüsen).
Tinea corporis
-
Die Tinea corporis tritt in allen Altersgruppen und auch bei Kindern und Jugendlichen auf.Tinea corporis
- Es wird geschätzt, dass 10–20 % der Weltbevölkerung von Pilzinfektionen der Haut betroffen sind.3
- Eine bzw. einige wenige isolierte, schuppende, plaque- oder ringförmige Läsionen sind zu beobachten.
- Das Erythem ist im Randbereich am stärksten ausgeprägt, zentral ist es meist abgeblasst.
Pityriasis rosea
-
Die Ursache für Pityriasis rosea ist unbekannt, ein Zusammenhang mit viralen Infektionen wird vermutet.Pityriasis rosea
- Auch arzneimittelinduzierte Pityriasis rosea wird beobachtet.4
- Das Primärmedaillon kann schwer zu diagnostizieren sein, das volle Krankheitsbild entwickelt sich jedoch innerhalb weniger Tage.
- Es bilden sich makulöse, ovale Elemente in den Beugefalten der Haut des Rumpfes.
- Die Haut juckt in der Regel kaum.
- Das Exanthem bildet sich spontan innerhalb von 1–3 Monaten zurück.5
Psoriasis
-
Die Psoriasis ist eine chronische, rezidivierende, entzündliche Hauterkrankung unbekannter Ätiologie, bei der jedoch familiäre Häufungen zu beobachten sind.Psoriasis, Knie
- Lebenszeitprävalenz in den westlichen Industrienationen von 1,5–2 %
- Befällt die Streckseiten häufiger als die Beugeseiten, am häufigsten auf der Kopfhaut, an den Ellenbogen und den Knien lokalisiert.
- Scharf begrenzte, erythematöse Plaque, bedeckt mit dicken, weißen oder silbrig glänzenden, stearinartigen, teilweise festsitzenden Schuppen
- Tüpfelnägel bei der Hälfte der Patient*innen
- Bei Bedarf Bestätigung der Diagnose durch Biopsie und Histologie
Staphylokokken-Infektionen
- Staphylokokkenbesiedelung der Haut sowie der Schleimhäute des Oropharynx sind beim Menschen und bei Tieren weit verbreitet, als Infektionserreger sind sie fakultativ pathogen. Die stärkste Pathogenität besitzt Staphylococcus (S.) aureus.
- Können eine Impetigo contagiosa verursachen.
- Chronifizierte, trockene, niedrigvirulente Staphylokokken-Infektionen können an die Tinea corporis erinnern, häufig kommt es jedoch zu einer Sekretion und einer Beteiligung der umgebenden Haarfollikel.
- Methicillin-resistente Staphylococcus-aureus-Bakterien werden als MRSA bezeichnet.
Nummuläres Ekzem
-
Das nummuläre Ekzem ist eine entzündliche, nichtinfektiöse Hauterkrankung mit runden oder ovalen Läsionen, die häufig mit lästigem Juckreiz einhergehen.6Nummuläres Ekzem
- Die Genese ist multifaktoriell.
- Beginn meist auf sehr trockener Haut
- Meist multiple Ekzeme, die im distalen Bereich der Extremitäten lokalisiert sind; bei älteren Männern am häufigsten; auch Frauen sind betroffen, insbesondere in der Altersgruppe von 20–40 Jahren.
- Die nummuläre Dermatitis ist oft eine Folge einer Stauungsdermatitis.
- Die Unterscheidung eines nummulären Ekzems und einer Tinea corporis ist u. U. schwierig; das nummuläre Ekzem juckt jedoch stärker, ist stärker entzündet und in der Mitte nicht heller.
Lichtdermatosen
-
Ekzeme können auch als Reaktion gegenüber Sonnen- (UV-)Strahlung auftreten (Lichtdermatose).Polymorphe Lichtdermatose
- Es bilden sich meist stark juckende rote papulovesikulöse oder ekzematöse Plaques an lichtexponierten Hautabschnitten.
- Meist spontane Rückbildung bei Sonnenkarenz innerhalb von mehreren Tagen
Neurodermitis circumscripta
-
Die Neurodermitis circumscripta ist eine stark juckende Hauterkrankung, ausgelöst und aufrechterhalten durch chronisches Kratzen.Neurodermitis
- Klar definierte, erythematöse, oft hyperpigmentierte Bereiche/Plaques mit verdickter, licheninfizierter Haut
Maligne Hautveränderungen
-
Bei lange bestehenden Hautveränderungen und höherem Alter der Betroffenen sollte auch immer an maligne Erkrankungen gedacht werden:Spinozelluläres Karzinom
- aktinische Keratosen
- nichtulzeröse spino- und basozelluläre Karzinome
- Morbus Bowen
Granuloma anulare

Lokalisiertes Granuloma anulare
- Die Ätiologie des Granuloma anulare ist ungeklärt.
- Es ist gekennzeichnet durch eine granulomatöse Entzündungsreaktion.
- Es bilden sich ringförmig angeordnete, kleine, feste, hautfarbene oder rötliche Papeln.7
- Häufig auf Hand- und Fußrücken sowie an den Streckseiten der Gelenke, Assoziationen mit Typ-1-Diabetes, Arthritiden und Autoimmunthyreoiditiden sind zu beobachten.
Anamnese
- Dauer und Beginn der ekzematösen Hautveränderungen
- Begleitsymptome wie Schuppung, Juckreiz, Fieber, Reduzierung des Allgemeinbefindens
- Vorhergegangene Expositionen: Licht, chemische Substanzen, Medikamente, Kontakt mit Tieren
- Begleiterkrankungen
- Familiäre Häufung
- Alter bei Krankheitsbeginn
Klinische Untersuchung
- Ausbreitung, Farbe, Form und Lokalisation der Ekzeme
- Köbner-Phänomen
- typisch bei Psoriasis und Lichen ruber planus
- Ein unspezifischer Reiz, z. B. Kratzen, löst die typischen Effloreszenzen auf bisher gesunder Haut aus.
- Beobachten der Progression, ggf. Fotodokumentation
- Orientierende allgemeine klinische Untersuchung zum Ausschluss begleitender Systemerkrankungen
Ergänzende Untersuchungen
Ggf. bei Spezialist*innen/in der Hautarztpraxis
- Bei Verdacht auf eine Systemerkrankung
- Hb, BSG, Leukozyten, Eosinophile, CRP
- antinukleäre Antikörper: ANA, Anti-DNA
- Allergiediagnostik
- Anfärbungen von Hautgeschabsel, Kultur oder PCR-Verfahren zum Pilznachweis
- Ggf. Biopsien für eine histologische Untersuchung oder Immunfluoreszenzuntersuchung
Maßnahmen und Empfehlungen
Indikationen zur Überweisung
- Bei unklarer Diagnose
- Bei schwerem therapierefraktärem Verlauf
Checkliste zur Überweisung
Hautausschlag mit unbekannter Diagnose
- Zweck der Überweisung
- Diagnostik? Therapie? Sonstiges?
- Anamnese
- Beginn und Dauer? Akute oder graduelle Entwicklung? Progression?
- Beschwerden? Beteiligung der Schleimhäute? Erschwerende oder lindernde Faktoren? Andere bekannte Hauterkrankungen? Andere aktuelle Erkrankung? Familiäre Prädisposition?
- Regelmäßig eingenommene Medikamente?
- Konsequenzen?
- Klinische Untersuchung
- Lokalisation? Größe und Merkmale der Läsionen?
- Allgemeinzustand?
- Ergänzende Untersuchungen
- ggf. Hb, Leukozyten, CRP, BSG
Weitere Informationen
- Siehe auch Artikel Hauterkrankungen: Blickdiagnose.
Patienteninformationen
Patienteninformationen in Deximed
Illustrationen

Tinea corporis

Pityriasis rosea: makulöse, ovale Hautveränderungen

Psoriasis, Knie

Nummuläres Ekzem

Polymorphe Lichtdermatose: 2 Stunden bis 5 Tage nach der Sonnenexposition kleine, juckende, rote papulovesikulöse oder ekzematöse Plaques

Neurodermitis circumscripta

Spinozelluläres Karzinom

Granuloma anulare

Atopisches Ekzem am Ellbogen

Kontaktekzem: Nickelallergie bei nickelhaltigem Hosenknopf

Seborrhoisches Ekzem in der Achselhöhle
Quellen
Literatur
- Ely JW, Rosenfeld S, Seabury Stone M. Diagnosis and management of tinea infections. Am Fam Physician. 2014 Nov. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
- Hebert AA, Quoc-Bao N. Eczema. BMJ Best Practice, last updated August 2019. bestpractice.bmj.com
- El-Gohary M, Van Zuuren E, et al. Topical antifungal treatments for tinea cruris and tinea corporis,Cochrane Systematic Review - Intervention Version published 4. August 2014. www.cochranelibrary.com
- Schwartz RA. Pityriasis rosea. Medscape, last updated feb, 2021. emedicine.medscape.com
- Browning JC. An update on pityriasis rosea and other similar childhood exanthems. Curr Opin Pediatr. 2009 Aug. 21(4):481-5. www.ncbi.nlm.nih.gov
- Miller JL, James WD. Nummular dermatitis. Medscape, last updated Nov 2020. emedicine.medscape.com
- Cyr P. Diagnosis and management of granuloma annulare. Am Fam Physician 2006; Nov 15;74(10): 1729-34. pmid:17137003. www.ncbi.nlm.nih.gov
Autor*innen
- Monika Lenz, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Neustadt am Rübenberge