Schistosomiasis

Zusammenfassung

  • Definition:Über Süßgewässer verbreitete Wurmerkrankung, bei der die Larve die Haut der Menschen penetriert und Eier im Gewebe ablegt.
  • Häufigkeit:In den Tropen weit verbreitet mit über 200 Mio. Betroffenen, in Europa nur sporadisch bei Migrant*innen oder Tourist*innen.
  • Symptome:Im Akutstadium Dermatitis an Eintrittsstelle und Fieber, später Organkomplikationen durch immunvermittelte Entzündungsreaktion auf die im Gewebe abgelegten Eier.
  • Befunde:Hepatosplenomegalie, Lymphadenopathie, systemische Entzündungsreaktion mit Fieber und Abgeschlagenheit.
  • Diagnostik:Goldstandard Ei-Nachweis im Urin oder Stuhl, zudem Serologie auf Antikörper.
  • Therapie:Medikamentöse Therapie mit Praziquantel im chronischen Stadium, im akuten Stadium symptomatische Therapie in einem tropenmedizinischen Zentrum.

Allgemeine Informationen

Definition

  • Die Schistosomiasis ist eine durch Trematoden (Saugwürmer, Egel) verursachte Wurmerkrankung.1
  • Synonyme: Bilharziose, Schneckenfieber
  • Die Infektion erfolgt durch Kontakt mit den Zerkarien (Larven) in warmen Süßwassergewässern.
  • Endemiegebiete in weiten Teilen Afrikas, östliches Brasilien, Venezuela, Yemen, Irak, Syrien, China, Laos, Kambodscha, Philippinen, Sulawesi
  • Es gibt ein akutes und ein chronisches Stadium.
    • akutes Stadium (Katayama-Syndrom)
      • systemische fieberhafte Erkrankung mit Zerkariendermatitis
    • chronisches Stadium
      • fibrotische Organveränderungen und Granulombildung durch immunvermittelte Reaktion auf die Eier im Gewebe
  • Entdeckt wurde die Bilharziose 1851 von dem deutschen Chirurgen Theodor Bilharz, der in Kairo lebte und arbeitete.2

Häufigkeit

  • Die Schistosomiasis stellt weltweit ein erhebliches Problem dar.
  • Neben 200 Mio. infizierten Menschen sind Schätzungen zufolge 800 Mio. Menschen infektionsgefährdet.3
  • Jedes Jahr führt die Erkrankung bei 20 Mio. Menschen zu schweren Organkomplikationen bis hin zum Tod.2
  • Nach WHO-Schätzungen sind 52 Staaten betroffen.
  • Die meisten Infizierten gehören zur Altersgruppe 10–19 Jahre.2

Epidemiologie1

  • Schistosoma mansoni
    • Erreger der intestinalen und hepatischen Schistosomiasis 
    • Kommt in ganz Afrika, Südamerika, in der Karibik und im Nahen Osten vor.
  • Schistosoma haematobium
    • Erreger der urogenitalen Schistosomiasis
    • Kommt im Nahen Osten und im südlich der Sahara gelegenen Afrika vor.
  • Schistosoma japonicum
    • Erreger der asiatischen Darmbilharziose
    • Kommt in China, auf den Philippinen und in Teilen Indonesiens vor, vereinzelt auch in Japan.
  • Schistosoma intercalatum und Schistosoma mekongi können ebenfalls den Menschen befallen, sind jedoch seltener.

Ätiologie und Pathogenese

  • Die Infektion von Menschen erfolgt, indem das im Süßwasser lebende Larvenstadium (Zerkarien) der Schistosomen die Haut der Menschen penetriert.1
  • Eine kongenitale Infektion ist wahrscheinlich ebenfalls möglich.2
Lebenszyklus des Pärchenegels (Quelle: Centers for Disease Control and Prevention)
Lebenszyklus des Pärchenegels (Quelle: Centers for Disease Control and Prevention)

Lebenszyklus im menschlichen Körper

  • Adulte Pärchenegel leben in den Venenplexus des Darms (Schistosoma mansoni und Schistosoma japonicum) oder in der Blase (Schistosoma haematobium) des Menschen.
  • Ihre Eier werden mit Kot oder Urin ausgeschieden.
  • Bei Kontakt mit Wasser schlüpfen daraus die Wimpernlarven.
  • Die Wimpernlarven befallen Wasserschnecken und entwickeln sich in ihnen zu Zerkarien weiter.
  • Die Zerkarien werden von der Schnecke ausgeschieden und schwimmen im Wasser, in dem sie bis zu 72 Stunden überleben. Infektionstüchtig sind sie bis zu 36 Stunden lang. 
  • Eine Schnecke kann über mehrere Monate Tausende von Zerkarien pro Tag ausscheiden.
  • Zerkarien können die Haut von Menschen penetrieren.
    • Je länger sich Menschen im Wasser aufhalten, desto höher ist das Infektionsrisiko.
  • Nach der Penetration gelangen die Zerkarien mit dem Blutstrom in die Leber, wo sie sich zur Geschlechtsreife entwickeln.
  • Nach weiteren 4–6 Wochen paaren sich die adulten Würmer und siedeln sich in den Venenplexus der Blasen- oder Darmwand an, wo die Weibchen ihre Eier ablegen. Die Weibchen produzieren jeden Tag Hunderte bis Tausende von Eiern.
  • Mit den Eiern geschieht Folgendes:
    • Ein Teil der mit einem Stachel versehenen Eier gelangt in den Darm oder in die Blase und wird mit dem Stuhl oder Urin ausgeschieden.
    • Ein Teil der Eier bleibt an der Darm- oder Blasenwand haften.
    • Wieder andere Eier gelangen über den Blutkreislauf in die Leber, Lunge oder andere Strukturen.

Pathogenese

  • Die Symptome stellen in 1. Linie immunvermittelte Reaktionen dar.
    • Antigene der Eier regen lokale T-Zellen zur Bildung von Granulomen an, wodurch ausgeprägte fibrotische Gewebeveränderungen ausgelöst werden.1
  • Je nach Schwere der Infektion variieren die Symptome und Gewebeschäden.

Prädisponierende Faktoren

  • Aufenthalte in kontaminiertem Wasser, z. B. beim Baden/Schwimmen, Waschen, Angeln
  • Das Infektionsrisiko steigt mit zunehmender Dauer des Wasserkontakts.

ICD-10

  • B65 Schistosomiasis [Bilharziose]
    • B65.0 Schistosomiasis durch Schistosoma haematobium [Blasenbilharziose]
    • B65.1 Schistosomiasis durch Schistosoma mansoni [Darmbilharziose]
    • B65.2 Schistosomiasis durch Schistosoma japonicum
    • B65.3 Zerkariendermatitis
    • B65.8 Sonstige Formen der Schistosomiasis
    • B65.9 Schistosomiasis, nicht näher bezeichnet

Diagnostik

Indikationen für Diagnostik auf Schistosomiasis

  • Bei zurückliegendem Aufenthalt in einem Schistosomiasis-Endemiegebiet und nachfolgenden Symptomen/Befunden oder Süßwasserkontakt in Endemiegebieten sollte eine Diagnostik durchgeführt werden.
  • Falls Aufenthalt < 3 Monate zurückliegend:
    • unklare Eosinophilie
    • neu aufgetretene Urtikaria oder Ödeme
    • Fieber, Myalgien, Arthralgien
    • pulmonale Symptome, Husten, pulmonale Rundherde oder Granulome
    • ZNS-Symptome
  • Falls Aufenthalt > 3 Monate zurückliegend:
  • Bei beschwerdefreien Tropenrückkehrer*innen sollte eine Screening-Untersuchung durchgeführt werden:
    • bei Personen, die in Schistosomiasis-Gebieten Süßwasserkontakt gehabt haben, oder wenn bei Mitreisenden eine Schistosomiasis nachgewiesen wurde
    • bei Personen, die sich längere Zeit in Schistosomiasis-Gebieten aufgehalten haben (z. B. bei Arbeitsaufenthalten), auch wenn ein Süßwasserkontakt nicht erinnerlich ist
    • Die Screening-Untersuchung sollte mindestens 3 Monate nach der letzten möglichen Exposition erfolgen.
    • Bei Screening-Untersuchungen ist die serologische Untersuchung ausreichend, es sollten hierbei aber immer 2 unterschiedliche serologische Tests zum Einsatz kommen.

Differenzialdiagnosen

Intestinale Schistosomiasis

Schistosomiasis in der Blase

Anamnese

  • Kontakt mit Süßwasser in Endemie-Gebieten oder anderen Infizierten
  • Bei 50–60 % der Patient*innen verläuft die Infektion symptomatisch.2

Zerkariendermatitis

  • Nach dem Eindringen von Zerkarien können lokal auf der Haut Quaddeln, Juckreiz, Erytheme oder Petechien auftreten und bis zu 5 Tage andauern.4
  • Die auch als Badedermatitis bezeichnete Form hat einen milden Verlauf.5
    • Die Badedermatitis wird von Schistosomen verursacht, die Wasservögel als Wirte haben, im menschlichen Körper nicht zur Geschlechtsreife gelangen und daher keine systemischen Symptome hervorrufen.

Akute Schistosomiasis (Katayama-Syndrom)

  • Die Erkrankung stellt im Wesentlichen eine allergische Reaktion dar.
  • Die Inkubationszeit beträgt 2–7 Wochen.
  • Die Erkrankung bricht plötzlich mit Fieber, Krankheitsgefühl, Urtikaria, Diarrhö (ggf. blutig), Myalgie, Reizhusten, Leukozytose und ausgeprägter Eosinophilie aus.
  • Das Katayama-Syndrom tritt häufig bei Tourist*innen und anderen Personen auf, die dem Erreger nur vorübergehend ausgesetzt waren.4,6

Chronische Schistosomiasis

  • Ei des Erregers Schistosoma mansoni (Quelle: Centers for Disease Control and Prevention)
    Ei des Erregers Schistosoma mansoni
    Manifestiert sich zwischen 6 Monaten und mehreren Jahren nach der Infektion.
  • Ansammlung von Eiern im Gewebe nach Abwanderung in die Blase und den Verdauungstrakt oder nach Ausbreitung in Leber, Milz, die Lungen oder das Zentralnervensystem
  • Die Eier sondern proteolytische Enzyme ab, die typische eosinophile und granulomatöse Entzündungsreaktionen auslösen und im weiteren Verlauf zu fibrotischen Veränderungen führen.7
  • Bei intestinaler Schistosomiasis
  • Bei Schistosomiasis der Blase
  • Schistosomiasis der Leber
    • Stellt eine Mischform aus früher entzündlicher und später fibrotischer Lebererkrankung dar.8
    • u. a. Hepatomegalie, Leberfibrose, portale Hypertension
  • Pulmonale Schistosomiasis
  • Neuroschistosomiasis
    • u. a. Myelitis, Meningoenzephalitis
    • Befällt in erster Linie die Lunge und kann bronchiale Symptome hervorrufen.
    • Weitere Formen sind die urogenitale Schistosomiasis und die Neuroschistosomiasis.
  • Genitale Schistosomiasis 
    • Infektion mit S. haematobium führt häufig zu Beteiligung des Genitaltrakts.
    • Der Befall der Eileiter führt häufig zu einem narbigen Verschluss mit einer erhöhten Neigung zu extrauterinen Schwangerschaften oder zu Infertilität.

Klinische Untersuchung

  • Mögliche klinische Befunde bei akuter Schistosomiasis sind generalisierte Lymphknotenschwellungen, Fieber, Hautausschlag.
  • Häufig findet man sowohl bei der akuten als auch chronischen Form eine Hepatosplenomegalie.
  • Wegweisend sind die typische Reiseanamnese mit Kontakt mit Binnengewässern und der klinische Befund.

Laboruntersuchungen

  • Bei symptomatischen Patient*innen sollten eine serologische Untersuchung und parasitologische Untersuchungen auf Schistosomen-Eier in Stuhl bzw. Urin erfolgen.
    • Urin bei Herkunft aus S.-haematobium-Endemiegebieten, Stuhl bei Herkunft aus S.-mansoni- oder S.-japonicum-Endemiegebiet
  • Goldstandard ist die mikroskopische Untersuchung von Urin und Stuhl auf Eier (ggf. sind mehrere Tests erforderlich).9-10
    • Die Eier sind leicht zu erkennen und zu bestimmen.
    • Der Ei-Nachweis gelingt frühestens nach 4–10 Wochen. 
    • Der Ei-Nachweis gilt auch bei negativer Serologie als Beweis für eine Infektion.
  • Ei-Nachweis im Stuhl
    • Einsendung von 3 konsekutiven Stuhlproben in Konservierungsflüssigkeit an ein für den mikroskopischen Ei-Nachweis ausgewiesenes Labor
  • Ei-Nachweis im Urin
    • möglichst schnelle Einsendung von 3 konsekutiven Sammelurinen (Gesamturin zwischen 10.00 und 14.00 Uhr) an ein für den mikroskopischen Ei-Nachweis ausgewiesenes Labor
  • Serologie (Nachweis spezifischer Antikörper)
    • Einsendung von ca. 2 ml Serum an ein in der Schistosomiasis-Immundiagnostik ausgewiesenes Laboratorium
  • Weitere Untersuchungen

Ergänzende Untersuchungen, ggf. bei Spezialist*in

Ei des Erregers Schistosoma japonicum (Quelle: Centers for Disease Control and Prevention)
Ei des Erregers Schistosoma japonicum
  • Bei nachgewiesener Infektion mit S. mansoni, S. intercalatum, S. mekongi oder S. japonicum und Herkunft der Patient*innen aus einem Endemiegebiet:
  • Bei nachgewiesener Infektion mit S. haemotobium:
    • Sonografie des Abdomens und Urogenitaltrakts
    • bei Frauen
      • gynäkologische Untersuchung (zum Ausschluss einer Genitalbilharziose mit Ulzerationen und papillomatösen Wucherungen der Genitalschleimhaut)

Therapie

Indikationen zur Überweisung/Klinikeinweisung

  • Behandlung und Diagnostik bei Schistosomiasis in Zusammenarbeit mit Tropenmediziner*innen
  • Beim Katayama-Syndrom Überweisung an ein tropenmedizinisches Zentrum
  • Bei V. a. zerebrale Schistosomiasis: Klinikeinweisung
  • Bei jedem Nachweis einer S.-haematobium-Infektion: gynäkologische Überweisung
  • Bei urogenitalen Komplikationen: urologische Überweisung

Therapieziele

  • Genesung
  • Eliminierung des Parasiten

Allgemeines zur Therapie

  • Eine medikamentöse Behandlung führt bei den meisten Patient*innen zum Erfolg.
  • Praziquantel für sämtliche Formen der Schistosomiasis, Dosierung abhängig von Erregertyp
  • Beim Katayama-Syndrom ist nur eine symptomatische Therapie in einem tropenmedizinischen Zentrum möglich.
  • Ergänzend können chirurgische Maßnahmen erforderlich sein.

Medikamentöse Therapie

  • Katayama-Syndrom: symptomatische Therapie in tropenmedizinischem Zentrum
    • Praziquantel wirkt nur unzureichend auf juvenile Schistosomen.
  • Medikament der Wahl bei chronischer Form ist immer Praziquantel, Dosierung abhängig von Erreger.
  • S.-haematobium- oder S.-mansoni-Infektion (und der Doppelinfektion)
    • 40 mg/kg Körpergewicht pro Tag über 3 Tage
  • S.-intercalatum-, S.-mekongi-, S.-guineensis- oder S-japonicum-Infektion
    • 60 mg/kg Körpergewicht pro Tag über 3 Tage
  • Vermutete Infektion ohne Ei-Nachweis
    • Wenn die Infektion nicht in Ost- oder Südostasien erworben wurde, ist davon auszugehen, dass wahrscheinlich eine S.-haematobium- oder S.-mansoni-Infektion vorliegt.
    • daher 40 mg/kg Körpergewicht pro Tag über 3 Tage
  • Geringe Nebenwirkungen von Praziquantel: Schwindel, Benommenheit, Fieber, gastrointestinale Beschwerden, selten urtikarielle Hautreaktionen
  • Kontraindikationen: keine, bei schweren Leberfunktionsstörungen Behandlung nur über 1 Tag
  • Interaktionen: Gleichzeitige Gabe von Cimetidin kann Plasma-Konzentrationen erhöhen, gleichzeitige Gabe von Chloroquin kann die Bioverfügbarkeit herabsetzen.
  • Bei zerebraler Schistosomiasis (Myeloradikulitis, Enzephalitis) sind Kortikoide, sowie ggf. auch Antikonvulsiva indiziert.

Weitere Therapien

  • Chirurgische Eingriffe sind in 1. Linie bei Komplikationen indiziert, z. B.:
    • Ureterstenose: Resektion fibrotischer Strukturen
    • Pseudopolypen in Darm oder Harnblase: Resektion
    • Ösophagusvarizen bei Leberfibrose: unselektive Betablocker, ggf. Ligatur, Skleorosierung oder transjugulärer intrahepatischer portosystemischer Shunt (TIPS)

Prävention

  • Impfstoffe stehen bislang nicht zur Verfügung, befinden sich aber in der Entwicklung.
  • Vermeidung von Baden in betroffenen Gewässern. Bei unvermeidbarem Wasserkontakt Schutzkleidung tragen (Stiefel, Handschuhe).
  • Vermeidung von Wasserlassen und Stuhlgang an Gewässern, in denen gebadet oder gewaschen wird. Aufstellung von Latrinen und Erläuterung ihrer Benutzung.
  • Am größten Binnensee Chinas konnte das Vorkommen der Erkrankung innerhalb von 2 Jahren um 75 % gesenkt werden, indem u. a. den Reisbauern Gummistiefel zur Verfügung gestellt wurden, sodass sie nicht mehr barfuß durch das verunreinigte Wasser gehen mussten.11

Verlauf, Komplikationen und Prognose

Komplikationen

Verlauf

Katayama-Syndrom

  • Die meisten Patient*innen erholen sich nach 2–10 Wochen spontan.
  • Manchmal kommt es jedoch zu einem schwereren und länger anhaltenden Verlauf mit Gewichtsverlust, Dyspnoe, Diarrhö, diffusen Bauchschmerzen, Hepatosplenomegalie und großflächigen Hautausschlägen.10

Chronische Infektion

  • Chronische Symptome einer Infektion des Verdauungstrakts oder der Blase treten bei Touristen in endemischen Regionen kaum auf, da hierfür eine Exposition über einen längeren Zeitraum erforderlich ist (meist über Jahre).
  • Die Menge der Eier in Körper bestimmt das Risiko für die Entwicklung von Organkomplikationen.2
  • 4–8 % der Patient*innen mit unbehandelter Infektion mit S. mansoni, S. japonicum, oder S. mekongi entwickeln gastrointestinale Komplikationen.12
    • Von den Patient*innen mit gastrointestinalen Komplikationen entwickeln 7,7 % eine pulmonale Hypertonie, weltweit etwa 270.000 Betroffene.12
  • Co-Infektionen mit Hepatitis B oder C und S. mansoni zeigen häufig einen rapiden Progress der Lebererkrankung.2
  • 2–4 % der Patient*innen mit unbehandelter Infektion mit S. japonicum entwickeln ZNS-Komplikationen (Eier kleiner als bei den anderen Formen).13

Verlaufskontrollen

  • Bei parasitologischen Kontrolluntersuchungen ist zu berücksichtigen, dass avitale (abgestorbene) Eier langfristig im Gewebe verbleiben und auch noch über einen längeren Zeitraum über Stuhl und/oder Urin ausgeschieden werden können. Die Beurteilung der Vitalität der Eier ist daher bedeutsam. Eier sterben innerhalb von 3 Monaten nach ihrer Ablage ab. Der Nachweis vitaler Eier zu einem späteren Zeitpunkt beweist daher ein Therapieversagen oder eine Reinfektion.
  • Infektionen mit Ei-Nachweis von S. haematobium
    • nach 6, 12 und 24 Monaten
      • Urinstatus
      • 3 x Sammelurin auf Schistosomen-Eier
      • Kontrolle pathologischer Vorbefunde in den bildgebenden Verfahren
    • nach 12 und 24 Monaten
      • serologische Untersuchung auf spezifische Antikörper (möglichst im selben Labor, um die Ergebnisse besser vergleichen zu können)
    • Interpretation
      • Bei fehlendem Ei-Nachweis bei den 3 Folgeuntersuchungen und bei abfallenden oder negativen Antikörpern nach 12 und 24 Monaten: Infektion gilt als ausgeheilt.
      • falls weiter Ei-Nachweis oder fehlender Abfall der Antikörper: Wiederholung der Therapie mit Praziquantel
  • Infektionen mit Ei-Nachweis von S. japonicum, S. mansoni, S. intercalatum, oder S. mekongi
    • nach 6, 12 und 24 Monaten
      • 3-malige Stuhluntersuchung auf Schistosomen-Eier
      • Kontrolle pathologischer Vorbefunde in den bildgebenden Verfahren
    • nach 12 und 24 Monaten
      • serologische Untersuchung auf spezifische Antikörper (möglichst im selben Labor, um die Ergebnisse besser vergleichen zu können)
    • Interpretation
      • Bei fehlendem Ei-Nachweis bei den 3 Folgeuntersuchungen und bei abfallenden oder negativen Antikörpern nach 12 und 24 Monaten: Infektion gilt als ausgeheilt.
      • falls weiter Ei-Nachweis oder fehlender Abfall der Antikörper: Wiederholung der Therapie mit Praziquantel

Prognose

  • Bei früher Diagnose und adäquater Therapie werden 95–100 % der Patient*innen geheilt.14
    • Auch Patient*innen mit renalen, hepatischen oder zerebralen Läsionen zeigen unter Therapie in der Regel eine gute Prognose.15
  • Eine schlechte Prognose haben Patient*innen, bei denen bereits eine pulmonale oder portale Hypertension oder ein Cor pulmonale vorliegen.2

Patienteninformationen

Patienteninformationen in Deximed

Illustrationen

Lebenszyklus des Pärchenegels Quelle: Centers for Disease Control and Prevention.
Lebenszyklus des Pärchenegels (Quelle: Centers for Disease Control and Prevention)
Ei des Erregers Schistosoma mansoni (Quelle: Centers for Disease Control and Prevention)
Ei des Erregers Schistosoma mansoni (Quelle: Centers for Disease Control and Prevention)
Eier des Erregers Schistosoma haematobium (Quelle: Centers for Disease Control and Prevention)
Eier des Erregers Schistosoma haematobium (Quelle: Centers for Disease Control and Prevention)
Ei des Erregers Schistosoma japonicum (Quelle: Centers for Disease Control and Prevention)
Ei des Erregers Schistosoma japonicum (Quelle: Centers for Disease Control and Prevention)

Quellen

Literatur

  1. Chuah C, Gobert GN, Latif B, et al. Schistosomiasis in Malaysia: A Review. Acta Trop 2019; 190: 137-43. www.ncbi.nlm.nih.gov
  2. Ahmed SH, Bronze MS. Schistosomiasis. Medscape, last updated Sep 20, 2018 emedicine.medscape.com
  3. Steinmann P, Keiser J, Bos R, et al. Schistosomiasis and water resources development: systematic review, meta-analysis, and estimates of people at risk. Lancet Infect Dis 2006; 6: 411-25. PubMed
  4. Bottieau E, Clerinx J, De Vega MR, et al. Imported Katayama fever: clinical and biological features at presentation and during treatment. J Infect 2006; 52: 339-45. PubMed
  5. Horak P and Kolarova L. Molluscan and vertebrate immune responses to bird schistosomes. Parasite Immunol 2005; 27: 247-55. PubMed
  6. Hatz C. Schistosomiasis: an underestimated problem in industrialised countries? J Travel Med 2005; 12: 1-2. PubMed
  7. Cheever AW, Hoffmann KF and Wynn TA. Immunopathology of schistosomiasis mansoni in mice and men. Immunol Today 2000; 21: 465-6. PubMed
  8. Abath FGC, Morais CNL, Montenegro CEL, Wynn TA and Montenegro SML. Immunopathogenic mechanisms in schistosomiasis: what can be learnt from human studies? Trends Parasitol 2006; 22: 85-91. PubMed
  9. Ochodo EA, Gopalakrishna G, Spek B, Reitsma JB, van Lieshout L, Polman K et al.. Circulating antigen tests and urine reagent strips for diagnosis of active schistosomiasis in endemic areas. Cochrane Database of Systematic Reviews 2015, Issue 3. www.ncbi.nlm.nih.gov
  10. Colley DG, Bustinduy AL, Secor WE, et al. Human schistosomiasis. Lancet. 2014 Jun 28;383(9936):2253-64. www.ncbi.nlm.nih.gov
  11. Wang L-D, Chen H-G, Guo J-G. A strategy to control transmission of schistosoma japonicum in China. N Engl J Med 2009; 360: 121-8. New England Journal of Medicine
  12. Lapa M, Dias B, Jardim C, Fernandes CJ, Dourado PM, Figueiredo M. Cardiopulmonary manifestations of hepatosplenic schistosomiasis. Circulation. 2009 Mar 24. 119(11):1518-23. www.ncbi.nlm.nih.gov
  13. Walker M, Zunt JR. Parasitic central nervous system infections in immunocompromised hosts.. Clin Infect Dis 2005; 40(7): 1005-15. www.ncbi.nlm.nih.gov
  14. Gray DJ, Ross AG, Li Y-S, et al. Diagnosis and management of schistosomiasis. Clinical review. BMJ 2011; 342: d2651. BMJ (DOI)
  15. Vennervald BJ, Dunne DW. Morbidity in schistosomiasis: an update.. Curr Opin Infect Dis 2004; 17(5): 439-47. www.ncbi.nlm.nih.gov

Autor*innen

  • Lino Witte, Dr. med., Arzt in Weiterbildung, Innere Medizin, Frankfurt

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