Respiratorische Erkrankung durch das Coronavirus SARS-CoV-2 (COVID-19)

Zusammenfassung

  • Definition:Respiratorische Erkrankung durch SARS-CoV-2, COVID-19.
  • Häufigkeit:Pandemie, die in ein endemisch-wellenförmiges Geschehen übergegangen ist.
  • Symptome:Variieren meist zwischen Symptomfreiheit, leichten Erkältungssymptomen, grippeähnlichem Krankheitsbild mit Fieber, Krankheitsgefühl, Husten, evtl. Atemnot, Geruchs- oder Geschmacksstörung, gastrointestinalen Beschwerden oder einem selteneren schweren Krankheitsbild mit Pneumonie, ARDS. Dabei kann es zu Multiorganversagen kommen. Schwere Verläufe sind unter den derzeit kursierenden Omikron-Varianten deutlich seltener. Bei manchen Betroffenen kann es zu Long COVID mit einem langwierigen Verlauf kommen.
  • Befunde:Bei schweren Verläufen akutes respiratorisches Syndrom (mit oder ohne Fieber und Husten), radiologische oder klinische Hinweise auf Pneumonie oder akutes Atemnotsyndrom.
  • Diagnostik:Ein RT-PCR-Test kann das Virus nachweisen. Patient*innen können den erforderlichen Nasen- und Rachenabstrich selbst durchführen. Antigen-Schnelltests sind eine Alternative zur PCR. Bei Lungenbeteiligung Thorax-Sonografie und ggf. Thorax-CT.
  • Therapie:Bei leichten Verläufen ohne Risikofaktoren für einen schweren Verlauf: symptomatische Therapie. In bestimmten Fällen sind in der Frühphase die Virustatika Remdesivir und Paxlovid eine Behandlungsoption. Bei schwerer Erkrankung supportive Therapie mit ausreichender Oxygenisierung, nichtinvasiver Beatmung, High-Flow-Sauerstofftherapie, Bauchlagerung und ggf. invasiver Beatmung. Medikamentöse Therapie nach Empfehlung der WHO: Dexamethason, IL6-Rezeptor-Blocker und Baricitinib.

Allgemeine Informationen

Anmerkung

  • Aufgrund der häufig wechselnden Empfehlungen verlinken wir in erster Linie zu öffentlichen Quellen.

Definition

  • Respiratorische Erkrankung durch SARS-CoV-2
    • Die Erkrankung wird als COVID-19 bezeichnet (Coronavirus Disease 2019).
    • SARS-CoV-2 gehört, wie das SARS-Virus, zu den Beta-Coronaviren.
    • Der frühere Verlauf als Pandemie ist in ein endemisch-wellenförmiges Geschehen übergegangen.

Häufigkeit

Ätiologie und Pathogenese

SARS-CoV-2

  • Das Virus gehört wie das SARS-Virus zu den Beta-Coronaviren. 
    • Coronaviren sind umhüllte RNA-Viren.
    • Das S(Spike)-Protein ist für den Eintritt in die Wirtszelle zuständig. Es induziert neutralisierende (protektive) Antikörper und ist deswegen wichtig für die Impfstoffentwicklung.
    • SARS-CoV-2 verwendet das transmembranäre Enzym ACE-2 als Rezeptor, um in die Wirtszellen zu gelangen.
  • Artengrenzen können aufgrund der Fähigkeit zur homologen Rekombination leicht überwunden werden.
  • Mit SARS-CoV-2 sind insgesamt 7 humanpathogene Coronaviren bekannt.
    • Coronaviren verursachen beim Menschen verschiedene Krankheiten, von gewöhnlichen Erkältungen bis hin zu gefährlichen Krankheiten wie das Middle East Respiratory Syndrome (MERS) von 2015 oder das Severe Acute Respiratory Syndrome (SARS) von 2003.

Übertragung

  • Infektionsquelle sind infizierte Personen mit oder ohne Symptomatik (35 % aller Infizierten).
  • Hauptübertragungsweg
    • Respiratorische Aufnahme virushaltiger Flüssigkeitspartikel (Aerosole), die beim Atmen, Husten, Sprechen, Singen und Niesen entstehen.
  • Keine oder eine untergeordnete Rolle spielen folgende Übertragungswege: 
    • Kontaktübertragung
    • fäkal-orale Übertragung und Übertragung durch Nahrungsmittel
    • vertikale Übertragung von der (infizierten) Mutter auf ihr Kind (vor, während, nach der Geburt sowie über Muttermilch)

Inkubationszeit

  • Omikron-Variante: verringerte mediane Inkubationszeit von 3–4 Tagen  

ICD-10

  • U07.1 G COVID-19 (Coronavirus-Krankheit 2019, Virus durch Labortest nachgewiesen)
    • Zusatzcode, Verwendung nur in Kombination mit einem anderen ICD-Code, z. B. J06.9 Akute Infektion der oberen Atemwege, nicht näher bezeichnet
  • U07.2 G Verdacht auf COVID-19 (nicht nachgewiesen)
    • Zusatzcode, Verwendung nur in Kombination mit einem anderen ICD-Code, z. B. J06.9 Akute Infektion der oberen Atemwege, nicht näher bezeichnet
  • U.09.9 Zustand nach COVID-19, zu verwenden, wenn eine andernorts klassifizierte Störung in Zusammenhang mit vorausgegangener COVID-19 steht, aber COVID-19 nicht mehr vorliegt. 

Diagnostik

Diagnostische Kriterien

  • Nachweis des Virus mittels RT-PCR, POC-NAT-Test oder Antigen-Schnelltest

Differenzialdiagnosen1

Anamnese

Symptome allgemein

  • Symptome von COVID-19, die einzeln oder in Kombination auftreten können, sind:
    • Fieber
    • Husten (mit oder ohne Auswurf)
    • Schnupfen
    • Atemnot
    • starker Nachtschweiß
    • Abgeschlagenheit, Müdigkeit
    • Riech- und Geschmacksstörungen
    • Es kommen auch Kopf- und Gliederschmerzen, Diarrhö, abdominelle Beschwerden oder Halsschmerzen vor.
  • Nach Kontakt zu bestätigten Coronavirus-Fällen und beruflicher Exposition fragen.
  • Inkubationszeit bei Omikron im Median 3–4 Tage
  • Zurückliegende Episode(n) mit COVID-19, Impfungen

Risikofaktoren für einen schweren Verlauf

  • Auch unter den vorherrschenden Omikron-Varianten ist das Alter der größte Risikofaktor für einen schweren COVID-19-Verlauf. Neben dem Alter erhöhen nachfolgende (ausgewählte) Vorerkrankungen das Risiko, an COVID-19 zu versterben:
  • Impfungen und vorangegangene Infektionen mit SARS-CoV-2 schützen vor einem schweren Verlauf.
  • Armut und Schwangerschaft, insbesondere bei nicht gegen SARS-CoV-2 geimpften Frauen (auch wenn sie keine Vorerkrankungen aufweisen) sind ebenfalls mit einem erhöhten Komplikationsrisiko assoziiert.

Spezielle SARS-CoV-2-Diagnostik

  • Grundsätzlich soll eine Testung auf SARS-CoV-2-Infektion bzw. auf andere Erreger wie z. B. Influenza nur dann erfolgen, wenn sich aus dem Testergebnis Konsequenzen für das weitere Vorgehen ergeben (Schutz von Risikopersonen, weiteres diagnostisches und therapeutisches Vorgehen bei der erkrankten Person).
  • Empfohlen wird die Abklärung einer potenziellen SARS-CoV-2-Infektion (falls noch keine Selbsttestung erfolgt ist) mittels PCR-Testung in folgenden Situationen:
    • schwere respiratorische Symptome (z. B. Atemnot, klinischer Verdacht auf Pneumonie) ODER
    • anhaltende respiratorische Symptome mit klinischer Verschlechterung ODER
    • akute respiratorische Symptome, insbesondere bei
      • Zugehörigkeit zu einer Risikogruppe ODER
      • Tätigkeit in Pflege, Arztpraxis, Krankenhaus ODER
      • aktuell oder prospektiv engem Kontakt zu Personen mit Risikofaktoren
    • Bei negativem Schnelltestergebnis, aber klinisch fortbestehendem Verdacht auf eine SARS-CoV-2-Infektion, sollte dann ein PCR-Test erfolgen.
  • Nur im Ausnahmefall sollten in der Hausarztpraxis Antigen-Tests bei symptomatischen Personen angewendet werden, z. B. wenn ein Testergebnis schnell vorliegen muss.
  • Antikörpertests sollten in der hausärztlichen Praxis in der Regel nicht durchgeführt werden, in Einzelfällen können sie allerdings hilfreich sein (z. B. zur Kontrolle des Impferfolges bei Menschen unter Immunsuppression – hier nur Spike-AK).
  • Alle Patient*innen, bei denen ein Test durchgeführt wird, sollten möglichst Kontakte zu anderen einschränken bzw. eine FFP2-Maske tragen und Kontakte zu Hochrisikopatient*innen meiden.

Röntgen-Thorax

  • Im konventionellen Röntgenbild bei intensivpflichtigen Patient*innen in der Regel bilaterale Infiltrate

Thorax-CT

  • In der CT finden sich bereits sehr früh im Laufe der Erkrankung bilaterale, subpleural imponierende Milchglastrübungen, und eine Konsolidierung von Lungenabschnitten. 
    • Befunde im CT sind nicht spezifisch für COVID-19.
    • Eine CT ist sinnvoll, wenn eine klinische Konsequenz (wie z. B. bei Lungenembolie) entsteht.

Lungensonografie

  • Bei der Bildgebung bei Lungenbeteiligung bei COVID-19 werden bettseitige Untersuchungen wie Ultraschall bevorzugt.

Indikationen zur Klinikeinweisung

  • Die Indikation zur Krankenhausaufnahme von COVID-19-Patient*innen soll nach klinischen Kriterien durch eine Ärztin oder einen Arzt erfolgen, insbesondere unter Berücksichtigung von Alter, Komorbiditäten, Atemfrequenz und Sauerstoffsättigung.

Therapie

Therapieziele

  • Symptome lindern.
  • Komplikationen und Ateminsuffizienz behandeln.
  • Ausbreitung und Übertragung der Infektion verhindern.

Allgemeines zur Therapie

  • Empfehlungen siehe WHO: Living Guideline im BMJ
  • Für Patient*innen, die keiner Hochrisikogruppe angehören, leicht erkrankt sind oder ausschließlich einen positiven Antigen-Test haben, kann die Beratung/Behandlung vorzugsweise telefonisch oder per Video erfolgen.
  • Bei COVID-Symptomen von Hochrisikopersonen sollten je nach Risikoeinschätzung und aktuellem Befinden erfolgen:
    • ggf. medikamentöse, ambulante Behandlung
    • ggf. direkte Krankenhauseinweisung (bei Verdacht auf bzw. erkennbarem abwendbar gefährlichem Verlauf)
    • ansonsten in der Regel Einbestellung in die Infektsprechstunde
    • Untersuchung und PCR-Abstrich in der Infektsprechstunde
    • Ggf. tägliche Pulsoxymetrie; bei absinkenden Werten stationäre Einweisung erwägen.
    • ggf. Telefonate zum klinischen Zustand (je nach Absprache durch Hausärzt*in oder Patient*in initiiert)
    • weiteres Vorgehen nach klinischer Situation
    • Bei weiterbestehender Symptomatik erneute Prüfung alternativer Ursachen infektiöser oder nicht-infektiöser Genese.

Ambulante Behandlung 

Allgemeine Maßnahmen

  • Bei unkomplizierter Erkrankung ist eine rein symptomatische Therapie empfohlen.

Medikamentöse Therapie in der ambulanten Versorgung

  • Nirmatrelvir plus Ritonavir kann bei Erwachsenen mit COVID-19 und Risikofaktoren für einen schweren Verlauf innerhalb der ersten 5 Tage nach Symptombeginn eingesetzt werden. Aus dieser Gruppe profitieren insbesondere Personen ab 65 Jahren, Immunsupprimierte und Menschen mit inkomplettem/fehlendem Impfschutz.
    • Aufgrund des hohen Wechselwirkungspotenzials müssen relevante Interaktionen mit bestehender Medikation zwingend vor Therapiebeginn überprüft werden (Liverpool COVID-19 Interactions: covid19-druginteractions.org).
  • Eine Therapie mit Remdesivir (i. v.) kann bei Patient*innen mit COVID-19 und Risikofaktoren für einen schweren Verlauf innerhalb der ersten 7 Tage nach Symptombeginn eingesetzt werden – am ehesten in spezialisierten Zentren.
  • Patient*innen mit SARS-CoV-2-Infektion, starkem Husten und Risiko für einen schweren Verlauf kann eine Budesonid-Inhalation (2 x 800 μg/d für 7–14 Tage) zur Senkung dieses Risikos angeboten werden.
  • Bei alten und/oder vorerkrankten Patient*innen mit SARS-CoV-2-Infektion und einem hohen Risiko für einen schweren Verlauf, die immobil sind, kann eine medikamentöse Thromboseprophylaxe mit einem NMH erfolgen (z. B. mit Enoxaparin s. c., Dosierung 1 x 4.000 IE/d; falls BMI > 35 bzw. KG > 100 kg oder früher stattgehabte Thromboembolie: 2 x 4.000 IE/d).
    • Achtung: Nicht bei oraler Antikoagulation; vorsichtige Abwägung bei bestehender ASS-Dauertherapie (ggf. PPI-Prophylaxe ab 65 J.)!
  • Eine Behandlung mit monoklonalen Antikörpern bleibt Kliniken/Spezialambulanzen vorbehalten.

Nicht empfohlen

  • Bei ambulanten COVID-19 Patient*innen ohne Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf soll eine Thromboembolie-Prophylaxe nicht eingesetzt werden.
  • Keine Behandlung mit Molnupiravir
  • Aufgrund der sich erst entwickelnden Evidenzlage kann zu Ursodeoxycholsäure im Zusammenhang mit COVID-19 noch keine Empfehlung abgegeben werden.
  • Aufgrund der sich erst entwickelnden Evidenzlage kann zu pegyliertem Interferon Lambda noch keine Empfehlung abgegeben werden.
  • Folgende Therapeutika sind im Rahmen der Corona-Pandemie teilweise empfohlen worden, haben sich aber als nicht wirksam erwiesen und sollen zur Behandlung von COVID-19 nicht eingesetzt werden: Azithromycin, Colchicin, Fluvoxamin, Ivermectin, Vitamin D.
  • Systemische Steroide sollen nicht zur COVID-19-Therapie im ambulanten Bereich eingesetzt werden.
  • Auf Basis der derzeitigen Evidenz kann für Metformin zur Behandlung von COVID-19 keine Empfehlung abgegeben werden.

Prophylaxe

  • Zum prophylaktischen Effekt von Vitamin D3 im ambulanten Bereich (Verhinderung einer Infektion mit SARS-CoV-2 bzw. eines schweren Verlaufs von COVID-19) gibt es bislang keine publizierten Studien.
    • Grundsätzlich sollen hochdosierte orale oder parenterale Vitamin-D-Präparate nicht verabreicht werden.
    • Davon unberührt können ältere Personen (insbesondere Altenheimbewohner/innen) 1.000(–2.000) IE/d Vitamin D einnehmen.
    • Bis auf seltene Ausnahmen ist eine Bestimmung des Vitamin-D-Spiegels dabei nicht sinnvoll – denn die Substitution verursacht (bis max. 4.000 IE/d) keine relevanten unerwünschten Wirkungen.
  • Budesonid-Asthmaspray
    • Ein Cochrane-Review sieht mäßig zuverlässige Evidenz dafür, dass inhalierbare Kortikosteroide bei COVID-19 mit milden Symptomen wahrscheinlich die Zahl der Klinikaufnahmen und die Mortalität reduzieren und die Symptombesserung innerhalb von 14 Tagen fördern.2
  • Nirmatrelvir plus Ritonavir (Paxlovid)
    • für ungeimpfte ambulante Risikopatient*innen ohne Sauerstoffbedarf innerhalb von 5 Tagen nach Symptombeginn
      • Dosierung: 300 mg Nirmatelvir mit 100 mg Ritonavir p. o. alle 12 Stunden für 5 Tage
    • umfangreiche, auch potenzielle lebensbedrohliche Wechselwirkungen wegen des CYP-3A-Hemmers Ritonavir, die auch viele Herz-Kreislauf-Medikamente betreffen, z. B. Amiodaron, Simvastatin
    • geringerer Effekt bei Genesenen, Nutzen bei Geimpften nicht untersucht
  • Remdesivir
    • für ambulante Risikopatient*innen innerhalb von 7 Tagen nach Symptombeginn
      • Kann bei ambulanten Patient*innen mit sehr hohem Risiko eines schweren Verlaufs im Einzelfall nach sorgfältiger Aufklärung in Betracht gezogen werden.
    • Dosierung: 200 mg i. v. Tag 1, je 100 mg an Tag 2 und 3

Stationäre Behandlung

Allgemeine Maßnahmen und medikamentöse Therapie in der stationären Versorgung

Impfung

Informationen und Empfehlungen zur COVID-19-Impfung

  • Folgenden Indikationsgruppen wird derzeit eine jährliche Auffrischimpfung im Herbst empfohlen:
    • Personen im Alter ≥ 60 Jahre
    • Personen im Alter ≥ 6 Monate, die aufgrund einer Grundkrankheit besonders gefährdet sind, schwer an COVID-19 zu erkranken.
    • Bewohner*innen in Pflegeeinrichtungen
    • Personal in medizinischen Einrichtungen und in ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen mit direktem Kontakt zu Patient*innen- bzw. Bewohner*innen
    • Familienangehörige und enge Kontaktpersonen von Personen, bei denen durch eine COVID-19-Impfung vermutlich keine schützende Immunantwort erzielt werden kann
  • Für andere Bevölkerungsgruppen besteht derzeit keine Notwendigkeit zur Auffrischimpfung.
  • Die Auffrischimpfung soll möglichst in einem Mindestabstand von 12 Monaten zur letzten vorangegangenen COVID-19-Impfung oder SARS-CoV-2-Infektion durchgeführt werden.

Prävention

Infektionsschutzmaßnahmen

  • Wer Symptome einer akuten Atemwegsinfektion hat, sollte 3–5 Tage und bis zur deutlichen Besserung der Symptomatik zu Hause bleiben.
  • Während dieser Zeit sollte der direkte Kontakt zu Personen, insbesondere solchen, die ein erhöhtes Risiko für schwere Krankheitsverläufe haben, möglichst vermieden werden.
  • Wenn die Symptomatik sich verschlechtert, sich nicht verbessert oder man einer Risikogruppe mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für einen schweren Krankheitsverlauf angehört, sollte man die Hausarztpraxis konsultieren.

Empfehlungen für Einrichtungen des Gesundheitswesens

  • Als Schutzmaßnahme im medizinischen Bereich mit direktem Kontakt zu vermutlich Infizierten soll eine FFP-2-Maske getragen werden.
  • Zusätzlich können bei Testungen bzw. aerosolbildenden Maßnahmen zusätzlich ein Schutzkittel, Handschuhe und Schutzbrille getragen werden.
  • FFP-2- bzw. FFP-3-Masken mit Ausatemventil sind obsolet, da sie im Falle einer Infektion der sie tragenden Person keinen ausreichenden Schutz anderer Personen bieten.

Vorgehen bei Neugeborenen und Wöchnerinnen

  • Auch bei V. a. COVID-19 bei der Mutter ist ein baldiger und kontinuierlicher Hautkontakt zwischen Mutter und Neugeborenen unmittelbar nach der Geburt empfohlen.
  • Stillen soll bei SARS-CoV-2-positiven Müttern ermöglicht und unterstützt werden.
  • Dabei sollen empfohlene Hygienemaßnahmen angewendet werden, wie häufiges Händewaschen oder Desinfizieren der Hände vor Kontakt mit dem Baby, Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes bei Kontakt mit dem Baby und beim Stillen.3

Verlauf, Komplikationen und Prognose

Verlauf

  • Infektionen mit der Omikron-Variante verlaufen deutlich milder als die Infektionen mit Vorgänger-Varianten.

Klinischer Verlauf bei Kindern

  • Meist asymptomatischer oder milder Krankheitsverlauf
  • Schwere Verläufe sind selten und betreffen insbesondere Säuglinge und Kleinkinder sowie Kinder mit pulmonalen oder kardialen Vorerkrankungen.

Komplikationen

Prognose

  • Die Letalität beschreibt die Anzahl der verstorbenen Fälle als Anteil der Zahl der (tatsächlich) erkrankten/infizierten Fälle (Infection Fatality Rate, IFR).
    • Die tatsächliche Anzahl erkrankter Menschen ist unbekannt und deutlich höher als die Zahl der gemeldeten Erkrankungsfälle.
    • Nur der Fall-Verstorbenen-Anteil kann zuverlässig berechnet werden, z. B. als Quotient der gemeldeten Sterbefälle und der Zahl der gemeldeten Fälle (Case Fatality Rate, CFR).
  • Bei Kindern scheint die Erkrankung in der Regel mild zu verlaufen.
    • schwere oder gar kritische Verläufe nur bei einem sehr kleinen Teil der betroffenen Kinder und Jugendlichen
  • Schwangere haben ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf (mit Aufnahme auf eine Intensivstation und für invasive Beatmung).

Langzeitfolgen: Post COVID/Long COVID

  • Pathophysiologisch werden neben einer prolongierten Entzündungsreaktion und Autoimmunprozessen auch eine langfristige Viruspersistenz diskutiert.
  • Häufigste Symptome
    • Müdigkeit, Erschöpfung und eingeschränkte Belastbarkeit (sog. Fatigue), Kurzatmigkeit, Konzentrations- und Gedächtnisprobleme (sog. „Brain Fog“), Schlafstörungen, Muskelschwäche und -schmerzen, psychische Probleme, wie z. B. depressive Stimmung und Angstsymptome sowie Riech- und Schmeckstörungen
  • Neurologische Symptome
  • Weitere Spätfolgen – erhöhtes Risiko für:
  • Dauer
    • Die meisten Beschwerden nach einer milden COVID-19-Infektion klingen innerhalb eines Jahres ab.7
  • Kinder
    • In einer großen explorativen Studie aus den USA trat Post COVID/Long COVID bei Kindern deutlich seltener auf als bei Erwachsenen.8

Verlaufskontrolle/Rehabilitation

  • Bei Patient*innen mit stationär behandelter COVID-19-Erkrankung sollte nach 8–12 Wochen eine Nachuntersuchung bezüglich Langzeitfolgen erfolgen.
  • Idealerweise sollte dies im Rahmen von Registern oder Studien erfolgen.
  • Das „Post-COVID-19-Syndrom" kann unabhängig von der Schwere der Erkrankung auftreten, also auch bei Patient*innen, die nur leicht erkrankt waren und ambulant behandelt wurden.
  • Alle nachweisbaren Organveränderungen nach COVID-19 sollten Anlass zu einer für die jeweilige Erkrankung empfohlenen Diagnostik und evtl. Therapie geben.

Patienteninformationen

Quellen

Literatur

  1. Report of the WHO-China Joint Mission on Coronavirus Disease 2019 (COVID-19) 16-24 February 2020 (letzter Zugriff am 03.03.2020). www.who.int
  2. Griesel M, Wagner C, Mikolajewska A, et al. Inhaled corticosteroids for the treatment of COVID‐19. Cochrane Database of Systematic Reviews 2022, Issue 3. Art. No. CD015125 (letzter Zugriff am 06.04.2022). www.cochranelibrary.com
  3. WHO. Frequently asked questions about Coronavirus disease and breast feeding. (letzter Zugriff am 18.08.2021) www.who.int
  4. Mao L, Wang M, Chen S, et al. Neurological Manifestations of Hospitalized Patients with COVID-19 in Wuhan, China: a retrospective case series study. medRxiv 2020. www.medrxiv.org
  5. Wichmann D, Sperhake J, Lütgehetmann M, et al. Autopsy Findings and Venous Thromboembolism in Patients With COVID-19: A Prospective Cohort Study. Ann Intern Med. 2020; [Epub ahead of print 6 May 2020]. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
  6. Holm M, Espenhain L, Glenthøj J, et al. Risk and Phenotype of Multisystem Inflammatory Syndrome in Vaccinated and Unvaccinated Danish Children Before and During the Omicron Wave. JAMA Pediatr. Published online June 08, 2022. doi:10.1001/jamapediatrics.2022.2206. jamanetwork.com
  7. Mizrahi B, Sudry T, Flaks-Manov N, Yehezkelli Y, Kalkstein N, Akiva P, et al. Long covid outcomes at one year after mild SARS-CoV-2 infection: nationwide cohort study BMJ 2023; 380 :e072529 doi:10.1136/bmj-2022-072529. www.bmj.com
  8. Rao S, Lee GM, Razzaghi H, et al. Clinical Features and Burden of Postacute Sequelae of SARS-CoV-2 Infection in Children and Adolescents. JAMA Pediatr. Published online August 22, 2022. doi:10.1001/jamapediatrics.2022.2800. jamanetwork.com
  9. Knoll MD, Wondi C. Oxford–AstraZeneca COVID-19 vaccine efficacy. Lancet 2020. www.ncbi.nlm.nih.gov

Autorin

  • Marlies Karsch-Völk, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, München

Link lists

Authors

Previous authors

Updates

Gallery

Snomed

Click to edit