Zusammenfassung
- Definition:Entzündliche Erkrankung des Verdauungstrakts mit eosinophiler Infiltration im Gastrointestinaltrakt.
- Häufigkeit:Selten.
- Symptome:Unspezifische Symptome in Form von Bauchschmerzen, Übelkeit und Diarrhö.
- Befunde:Keine spezifischen klinischen Zeichen.
- Diagnostik:Endoskopie mit histologischem Nachweis eosinophiler Infiltrate.
- Therapie:Die optimale Therapie der Erkrankung ist nicht abschließend geklärt; empfohlen wird die Eliminierung von Allergenen und/oder die Gabe von Kortikosteroiden.
Allgemeine Informationen
Definition
- Die eosinophile Gastroenteritis (EGE) oder Eosinophilic Gastrointestinal Disorders (EGID) ist ein seltene chronisch entzündliche Erkrankung des Gastrointestinaltraktes.1
- Zum klinischen Bild gehören unspezifische Symptome wie Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö oder Gewichtsabnahme.
- Sie ist histologisch durch den Nachweis eosinophiler Zellinfiltrate von mehr als 20 eosinophilen Granulozyten in einem Hauptgesichtsfeld (HPF) in einem oder mehreren Abschnitten des Gastrointestinaltraktes charakterisiert.
- Siehe auch eosinophile Ösophagitis.
Häufigkeit
- Seltene Erkrankung mit einer Prävalenz von 1–9/100 000.
- Sie betrifft Kinder und Erwachsene, am häufigsten zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr.
- Menschen mit europäischer Abstammung und Männer sind häufiger betroffen.
Ätiologie und Pathogenese
- Die Ursache der eosinophilen Gastroenteritis ist weitgehend unklar, es wird eine multifaktorielle Genese angenommen.2
- Bei den Betroffenen gibt es einen hohen Anteil mit atopischen Erkrankungen.2
- Antrum ventriculi und der proximale Dünndarmabschnitt sind am häufigsten betroffen.
- Die Symptome variieren je nach Lokalisation im Gastrointestinaltrakt und Grad der eosinophilen Entzündung.
- Es gibt drei Subtypen, abhängig von der betroffenen Schicht:
- Am häufigsten ist die muköse EGE mit Bauchschmerzen, Diarrhö (mit oder ohne Hämorrhagie), Dyspepsie, Unwohlsein, Erbrechen, Gewichtsverlust und Symptome einer Eiweißverlust-Enteropathie (z. B. Schwellungen und Ödeme).
- Bei Kindern und Heranwachsenden können auch Wachstumsretardierung, Gedeihstörung und Blutarmut auftreten.
- Die muskuläre EGE mit Hypertrophie und Hyperplasie der Muskelschichten kann zu intestinalen Stenose bis hin zu einem Darmverschluss oder zur Darminvagination führen.
- Bei der serösen EGE dominieren Blähungen, exudativer Aszites und periphere Eosinophilie.
- Am häufigsten ist die muköse EGE mit Bauchschmerzen, Diarrhö (mit oder ohne Hämorrhagie), Dyspepsie, Unwohlsein, Erbrechen, Gewichtsverlust und Symptome einer Eiweißverlust-Enteropathie (z. B. Schwellungen und Ödeme).
Prädisposition
- Die eosinophilen Erkrankungen sind in etwa 50 % mit einer IgE-vermittelter Allergie assoziiert.
- Einige Medikamente wie Azathioprin, Enalapril, Carbamazepin und TNF-Hemmer können den Entzündungsprozess triggern.3
ICD-10
- K52.8 Sonstige näher bezeichnete nichtinfektiöse Gastroenteritis und Kolitis
Diagnostik
Diagnostische Kriterien
- Klinischer Verdacht aufgrund anhaltender und/oder intermittierender gastrointestinaler Beschwerden
- Die Diagnose wird durch Endoskopie und histologischen Nachweis eosinophiler Infiltrate gestellt.
Differenzialdiagnosen
- Nahrungsmittelallergien
- Morbus Crohn
- Parasitäre Infektion
- Systemische Erkrankungen
- Vaskulitis
- Medikamente
- Zöliakie
- Hypereosinophilie-Syndrom (HES)
Anamnese
- Beginn und Dauer der gastroenterologischen Beschwerden
- Begleitsymptome
- Abhängigkeit der Symptome von Nahrungsmitteln
- Die Symptome können sein:
- Bauchschmerzen
- Diarrhö (mit oder ohne Hämorrhagie)
- Dyspepsie
- Unwohlsein
- Erbrechen
- Gewichtsverlust
- Schwellungen und Ödeme wegen Eiweißverlust
- Wachstumsretardierung, Gedeihstörung
- Blutarmut
- Blähungen
- Aszites
- akutes Abdomen bei Darmverschluss oder Darminvagination
Klinische Untersuchung
- Allgemein- und Ernährungszustand
- Palpation Abdomen
- Abwehrspannung
- Resistenzen
- Auskultation der Darm-, Gefäßströmungsgeräusche
Weitere Untersuchungen in der Hausarztpraxis
- Eosinophilie des peripheren Blutes
- Erhöhte Serum-IgE-Konzentrationen bei 20–80 % der Fälle
Diagnostik bei Gastroenterolog*in
- Endoskopischer Befund
- Der endoskopische Befund kann makroskopisch unauffällig oder unspezifisch sein.
- Häufig findet sich eine gerötete, geschwollene Mukosa mit oder ohne Ulzerationen.
- Histologische Proben sollten an mehreren Abschnitten des Magen-Darm-Traktes genommen werden, hier finden sich eosinophile Zellinfiltrate von mehr als 20 eosinophilen Granulozyten/Gesichtsfeld.
Indikationen zur Überweisung
- Bei Verdacht auf die Erkrankung
Therapie
Therapieziel
- Linderung der Symptome
Allgemeines zur Therapie
- Bislang liegen keine Studien zu Therapieverfahren vor.
- Sind Allergene als mögliche Mitverursacher der Erkrankung möglich, kann eine Ernährungsumstellung u. U. hilfreich sein.
- Mittel der 1. Wahl ist die Gabe systemischer Kortikosteroide.3
- niedrig dosierte Kortikosteroide bei Rezidiven
Medikamentöse Therapie
- Systemische Kortikosteroide
- Prednisolon 1 mg/kg KG/d p. o. möglichst zügige schrittweise Dosisreduktion nach individueller Symptomatik
- alternativ Budesonid oral 9 mg/d
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Verlauf
- Die Krankheit kann schubweise verlaufen.
Komplikationen
- Aszites
- Pankreatitis
- Darmverschluss
- Darminvagination
- Anämie
- Gedeihstörungen
Prognose
- Rezidive sind möglich.
- Eine Prädisposition für Malignomentwicklung ist nicht beschrieben.
Quellen
Literatur
- Nguyen MT. Eosinophilic Gastroenteritis. emedicine. medscape. Stand 2019 emedicine.medscape.com
- Lucendo AJ. Eosinophilic diseases of the gastrointestinal tract. Scand J Gastroenterol 2010; 45: 1013-21. PubMed
- Memon RJ, Savliwala MN. Eosinophilic Gastroenteritis. StatPearls Publishing; 2021 www.ncbi.nlm.nih.gov
Autor*innen
- Monika Lenz, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Neustadt am Rübenberge