Perforiertes Magen- oder Duodenalgeschwür (Ulkusperforation)

Bei Durchbruch der Magen- oder Darmwand im Rahmen eines Geschwüres (Ulkusperforation) tritt Mageninhalt in die Bauchhöhle aus. Es kommt zu einer Bauchfellentzündung – der Patient verspürt sehr starke Bauchschmerzen. Es handelt sich um einen Notfall, der meist eine zügige Operation erforderlich macht.
Bei der Ulkuskrankheit kommt es zu Verletzungen der Schleimhaut des Magens oder Zwölffingerdarms
Bei der Ulkuskrankheit kommt es zu Verletzungen der Schleimhaut des Magens oder Zwölffingerdarms

Als Ulkusperforation bezeichnet man den Durchbruch eines Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwürs durch die Wand des Organs. Bei einem Geschwür handelt es sich um eine Verletzung der Schleimhaut, welche meist als Folge einer Infektion mit dem Bakterium Helicobacter pylori oder der Einnahme von Medikamenten auftritt. In den meisten Fällen ist die Schleimhaut nur oberflächlichlich angegriffen. Werden tieferliegende Blutgefäße geschädigt, kommt es zu einer Blutung. In seltenen Fällen kommt es zu einem vollständigen Durchbruch der Magen- oder Zwölffingerdarmwand. Dies wird medizinisch als Perforation bezeichnet. Der Inhalt des Magens oder Darms gelangt so in die Bauchhöhle, was zu einer Bauchfellentzündung (Peritonitis) führt, welche unbehandelt tödlich verläuft. Sowohl Blutung als auch eine Perforation gelten als gefährliche Komplikationen eines Magengeschwürs.

Häufigkeit

Bei etwa 10 % der Bevölkerung tritt im Laufe des Lebens ein Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwür auf. Man schätzt, dass hiervon bis zu 5 % eine Perforation durch das Ulkus entwickeln.

Ursache

Für die Entstehung von Magengeschwüren kommen zwei Hauptursachen infrage: Die Infektion mit Bakterien vom Typ Helicobacter pylori und die Einnahme von Arzneimitteln. Der Anteil der durch Helicobacter pylori verursachten Magengeschwüre beträgt 75 %, während zu 25 % Arzneimittelnebenwirkungen verantwortlich sind. 

Perforationen eines Ulkus treten deutlich häufiger bei jenen Patienten auf, die ein Geschwür in Folge von Medikamenteneinnahme entwickeln. Hauptverantwortlich sind antientzündliche, schmerzstillende Arzneimittel (NSAR) wie Ibuprofen und Diclofenac. Diese Arzneimittel setzen die Schutzmechanismen der Magenschleimhaut gegen die Magensäure herab. Eine regelmäßige Einnahme erhöht die Wahrscheinlichkeit für ein Magengeschwür um das Vierfache. Werden zusätzlich noch Kortison-Präparate eingenommen, so steigt diese auf das 15-Fache an.

Zu Durchbrüchen durch die Organwand kommt es außerdem gehäuft bei Patienten mit einem langwierigen Krankheitsverlauf und bei alten Patienten. 

Was geschieht bei einer Perforation der Magenwand?

Bei Perforation der Wand des Magens oder Zwölffingerdarms gelangt in den meisten Fällen Inhalt aus diesem (Magensäure, Galle, Speisereste und Bakterien) in die Bauchhöhle. Die Folge ist eine Bauchfellentzündung (Peritonitis). Es kommt zu einem Blutdruckabfall, der unbehandelt zum Kreislaufzusammenbruch führen kann. 

Symptome

Typisch für eine Ulkusperforation sind plötzlich beginnende, stärkste Bauchschmerzen. Anfangs sind diese oft oberhalb des Bauchnabels lokalisiert, später ist der gesamte Bauch betroffen. Die Bauchdecke ist gespannt und reagiert empfindlich auf Berührung und Bewegung; Schmerzen können auch in Rücken und Schultern ausstrahlen. In einigen Fällen fehlen Schmerzen jedoch auch.

Häufig ist darüber hinaus ein generelles Unwohlsein, Kaltschweißigkeit, Herzrasen, Appetitlosigkeit und Erbrechen.

In den folgenden Stunden lassen die Beschwerden bei einigen Patienten nach, was als Besserung des Zustandes fehlgedeutet werden kann. Nach einigen Stunden kommt es zur erneuten Verschlechterung mit wiedereinsetzenden Bauchschmerzen, Fieber und Zeichen eines Kreislaufzusammenbruches wie Schwindel, schnellem Puls, Blutdruckabfall und Ohnmacht.

Diagnostik

Wegweisend ist die Schilderung der Beschwerden durch den Patienten. Viele der Betroffenen waren auch in der Vergangenheit bereits wegen eines Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwürs in Behandlung. Bei Verdacht auf Perforation eines Ulkus erfolgt die weitere Untersuchung und Behandlung notfallmäßig im Krankenhaus.

Durch eine körperliche Untersuchung sowie Blutdruckmessung und Puls wird überprüft, ob der Kreislauf stabil ist. 

Bei Verdacht auf Perforation wird keine Magenspiegelung (Gastroskopie) vorgenommen. Meist wird eine Röntgenaufnahme des Bauches angefertig - wenn möglich im Stehen oder in Seitlage -, auf welcher aus dem Magen/Darm ausgetretene Luft zu sehen ist. Außerdem werden Computertomografie und Ultraschall als Untersuchungsmethoden eingesetzt.

Therapie

Zur Stabilisierung des Kreislaufs erhält die Patientin Flüssigkeit über einen venösen Zugang. Außerdem werden Magensäurehemmer und Antibiotika verabreicht. Sollte sie viel Blut verloren haben, wird auch eine Transfusion von Blutprodukten in Erwägung gezogen. Über Nase oder Mund wird eine Sonde in den Magen eingeführt, um verbliebene Magensäure und Speisereste abzusaugen.

In den meisten Fällen muss im Rahmen einer Operation das entstandene Loch in der Magen- oder Darmwand verschlossen werden, um den weiteren Austritt von Speisebrei zu verhindern. Lediglich wenn sich die Öffnung bereits selbstständig verschlossen hat, kann auf einen solchen Eingriff verzichtet werden.

Prognose

Der Durchbruch der Magen- oder Darmwand ist ein lebensbedrohliches Ereignis - unbehandelt führt diese in den meisten Fällen zum Tode. Aus diesem Grund sollte bei Verdacht auf eine Ulkusperforation, die sich durch plötzliche, stärkste Bauchschmerzen äußern kann, der Notruf gewählt werden.

Bei rechtzeitiger Behandlung, welche in den meisten Fällen eine Operation umfasst, ist die Prognose gut. Durch korrekte Therapie der Ulkuskrankheit können die meisten Patienten außerdem lebenslang geheilt werden.

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Autoren

  • Dietrich August, Arzt, Freiburg im Breisgau

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References

Based on professional document Ulkuskrankheit, gastroduodenale, Komplikationen. References are shown below.

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