Übelkeit und Erbrechen

Übelkeit und Erbrechen können verschiedene Ursachen haben. Die Umstände, unter denen sie auftreten, können einen Hinweis auf die zugrunde liegende Ursache geben.

Was sind Übelkeit und Erbrechen?

  • Übelkeit und Erbrechen sind sehr häufige Beschwerden.
  • Sie können bei sehr vielen verschiedenen Krankheitsbildern auftreten, die hier nicht alle aufgeführt werden können. Daher liefert dieser Artikel allgemeine Informationen zu diesen Symptomen.

Häufige Ursachen

  • Magen-Darm-Infektion (Gastroenteritis)
    • Beginnt häufig mit Übelkeit.
  • Schwangerschaftsübelkeit
    • vor allem in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten
  • Reiseübelkeit, Seekrankheit
  • Migräne
    • häufig von Übelkeit begleitet
  • Lebensmittelvergiftung
    • Eine Vergiftung durch verdorbene Speisen, die Bakterien enthalten können, die Giftstoffe (Toxine) produzieren.
    • Etwa 1–6 Stunden nach Aufnahme der verdorbenen Nahrung beginnt das Erbrechen, nach etwa 6–24 Stunden evtl. auch Durchfall. Der Zustand hält meist 1–3 Tage an.
    • Es kommt zu Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall.
  • Infektion/Entzündung eines Verdauungsorgans (z. B. Blinddarmentzündung
  • Andere Erkrankungen des Magendarmtrakts (z. B. Darmverschluss
  • Nebenwirkungen bei medikamentöser Behandlung
    • Viele Medikamente können Übelkeit und Erbrechen auslösen.
  • Alkohol-, Drogenkonsum
  • Fortgeschrittene Krebserkrankung oder Chemotherapie bei Krebs
  • Nach einem chirurgischen Eingriff oder Narkose
  • Stoffwechselstörungen (z. B. Funktionsstörung der Schilddrüse)
  • Verschiedene psychische Krankheiten (z. B. Essstörungen)
  • Verschiedene Krankheiten des Gehirns und Nervensystems (z. B. des Gleichgewichtsorgans, Morbus Menière)

Daneben sind viele weitere Ursachen möglich, die aber meist seltener auftreten und hier nicht alle aufgeführt werden können.

Was können Sie tun?

  • Flüssigkeitszufuhr Flüssigkeitsmangel (Dehydrierung) kann zu einer Verstärkung von Übelkeit und Erbrechen führen. Daher sollten Sie sehr häufig jeweils kleine Mengen kalorienreicher Flüssigkeit oder Wasser trinken, um Flüssigkeitsmangel vorzubeugen. Nehmen Sie Speisen ein, die viel Flüssigkeit enthalten, wie Suppen oder geleeartige Desserts.
  • Leichte Speisen Wenn Sie feste Nahrung bei sich behalten können, sind zum Beispiel Zwieback, Toast mit Marmelade oder Nudeln günstig. Sie sollten keine Milchspeisen oder fettreiche Nahrung zu sich nehmen. Verzichten Sie auf kohlensäure- oder koffeinhaltige Getränke.
  • Mittel gegen Übelkeit Leichte Mittel gegen Übelkeit bekommen Sie in der Apotheke, diese sind jedoch häufig nur von geringer Wirkung.

Wann sollten Sie einen Arzt aufsuchen?

  • Meist lassen sich die Krankheiten, die zu Übelkeit und Erbrechen führen, zu Hause behandeln. Mitunter können sie aber auch Hinweise auf eine ernsthafte Erkrankung sein. Wenn zusätzlich zu diesen Symptomen folgende Beschwerden bestehen, sollten Sie einen Arzt konsultieren:
    • bei Schmerzen im Bauch- oder Brustbereich
    • nach einem Unfall/Sturz auf den Kopf mit Kopfschmerzen
    • bei Erbrechen von Blut
    • bei starkem Schwindelgefühl und Schwäche, Dehydrierung (Austrocknung)
    • bei neu aufgetretener Verwirrung, Gedächtnisstörungen
    • wenn Sie nur geringe Mengen Urin produzieren
    • wenn Sie an Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) leiden
    • bei bekannten Herzkrankheiten
    • bei bekannter Immunschwäche
    • bei Fieber und/oder Schüttelfrost
    • wenn Sie vor Kurzem mit der Einnahme eines Medikaments begonnen haben
    • Handelt es sich um kleine Kinder oder ältere Menschen, sollten Sie einen Arzt kontaktieren, auch wenn das Erbrechen erst kurze Zeit anhält und keine anderen Symptome bestehen.
    • Ansonsten gesunden Jugendlichen/Erwachsenen ist ein Arztbesuch zu empfehlen, wenn sie schon 1–2 Tage häufig erbrechen und sich keine Besserung zeigt, v. a. wenn sie zusätzlich kaum etwas bei sich behalten können.

Was macht der Arzt?

Anamnese

  • Die Anamnese hilft dem Arzt herauszufinden, woran Sie leiden und zu entscheiden, ob bestimmte Maßnahmen ergriffen werden sollten.
  • Der Arzt wird wahrscheinlich folgende Fragen stellen:
    • Seit wann ist Ihnen übel/erbrechen Sie?
    • Wie häufig und in welchen Mengen erbrechen Sie?
    • Leiden Sie auch an Durchfall?
    • Sind Erbrochenes/Stuhlgang blutig? Sonstige Auffälligkeiten?
    • Können Sie etwas Nahrung oder Flüssigkeit bei sich behalten?
    • Haben Sie darüber hinaus andere Beschwerden?
    • Haben Sie vor den Beschwerden etwas Besonderes gegessen oder Medikamente eingenommen?

Untersuchung beim Hausarzt

  • Der Umfang der Untersuchung hängt von Ihrem Zustand ab und davon, welche Diagnosen der Arzt vermutet (siehe oben).
  • Wahrscheinlich wird der Arzt den Bauch sorgfältig abtasten und Darmgeräusche abhören sowie evtl. weitere Organe untersuchen.
  • Möglicherweise wird eine Blutuntersuchung durchgeführt.
  • Je nach Verdachtsdiagnose sind weitere Untersuchungen möglich.

Weitere Untersuchungen

  • Sind gewöhnlich nicht erforderlich, aber auch in diesem Fall macht der Arzt seine Entscheidung von Ihrem Zustand und den vermuteten Diagnosen abhängig.

Überweisung zum Spezialisten oder in ein Krankenhaus

  • Eine stationäre Behandlung im Krankenhaus ist selten notwendig, außer Ihren Symptomen liegt eine ernsthafte Erkrankung zugrunde oder der schlechte Allgemeinzustand macht solch eine Behandlung nötig.

Behandlung

  • Unabhängig von einer möglicherweise zugrunde liegenden Krankheit muss die ausreichende Versorgung des Patienten sichergestellt sein, möglicherweise per Infusion.
  • Gegen Übelkeit können verschiedene Medikamente helfen. 
  • Durch fortgesetzten Erbrechen/Durchfall können der Stoffwechsel und die Konzentrationen der lebenswichtigen Substanzen Natrium und Kalium im Blut gestört sein; in diesem Falle ist eine rasche Korrektur durch bestimmte Infusionen wichtig.
  • Darüber hinaus ist, falls erforderlich, eine spezielle Therapie der zugrunde liegenden Krankheit notwendig. 

Autoren

  • Susanne Meinrenken, Dr. med., Bremen

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References

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