Verletzung des AC-Gelenks

Das AC-Gelenk (Akromioklavikulargelenk oder Schultereckgelenk) befindet sich in der Schulter und kann durch einen Sturz oder Schlag beschädigt werden. Verletzungen führen zu einem schmerzenden, instabilen Gelenk. Je nach Ausmaß der Schädigung wird eine konservative Behandlung mittels Ruhigstellung oder aber Operation empfohlen. In den meisten Fällen ist die Verletzung leicht ausgeprägt.

Was ist eine Verletzung des AC-Gelenks?

Definition

AC-Gelenk steht für Akromioklavikulargelenk (Schultereckgelenk). Es ist das Gelenk zwischen dem Schlüsselbein (Klavikula) und dem oberen äußeren Ende des Schulterblattes (Akromion) und befindet sich damit oberhalb des eigentlichen Schultergelenks (dem Gelenk zwischen Oberarmknochen und Schulterblatt). Ein Faserknorpel im Gelenkspalt hält die beiden Gelenkenden in der korrekten Position zueinander. Das Gelenk ist die einzige knöcherne Verbindung zwischen Schlüsselbein und Schulterblatt und überträgt sämtliche auf die obere Extremität einwirkende Kräfte auf den Körperstamm. Das Gelenk hat damit eine wichtige stabilisierende und „federnde“ Funktion im Übergang zwischen Arm und Körper.

Mehrere Bänder gewährleisten, dass das AC-Gelenk stabil ist, es aber trotzdem bei starken und abrupten Belastungen ein wenig nachgibt. Bei Verletzungen können die Bänder gezerrt werden oder teilweise/vollständig reißen (Schultereckgelenksprengung). Bei schwereren Gelenkverletzungen reißen eines oder mehrere Bänder, sodass die Gelenkflächen gegeneinander verschoben werden. Das kann dazu führen, dass das Schlüsselbein im Verhältnis zum Schulterblatt emporgehoben wird, weshalb eine deutliche Wölbung über dem Gelenk zu sehen ist.

Symptome

Ist das AC-Gelenk verletzt, spüren Betroffene die Schmerzen direkt über dem Gelenk, aber oft auch im Hals und im Oberarm. Der Schmerz nimmt bei Druck auf das AC-Gelenk zu oder wenn die Patient*innen den Arm nach außen oder innen drehen oder über Schulterhöhe anheben wollen. Es kann zu Prellmarken, Abschürfungen und Schwellungen kommen.

Ursachen

Der Großteil der Menschen entwickelt in diesem Gelenk eine Arthrose. Das AC-Gelenk ist zudem verletzungsanfällig bei Stürzen auf die Schulter oder auf den ausgestreckten Arm sowie bei Schlägen gegen die Schulter.

Die häufigste Ursache einer Schultereckgelenksprengung ist ein direktes Anpralltrauma gegen die Schulter, während sich der Oberarm in angezogener Position befindet. Dies tritt klassischerweise bei Kontaktsportarten, z. B. Hockey oder American Football, auf. Bei z. B. einem Fahrradsturz kommt es zu einem Sturz auf den ausgestreckten Arm, wodurch der Oberarmkopf so gegen das Schulterblatt drückt, dass eine Stauchung entsteht.

Häufigkeit

Bei etwa 4–12 % aller Verletzungen des Schultergürtels ist das AC-Gelenk mit betroffen. 44 % der Fälle treten bei sportlich aktiven Patient*innen zwischen 20–30 Jahren auf. Männer sind 5-mal so häufig betroffen wie Frauen. Eine geringgradige Sprengung des Schultereckgelenks kommt doppelt so häufig vor wie höhergradige Verletzungen.

Untersuchungen

  • Die Diagnose wird anhand der beschriebenen Symptome (Druck-/Bewegungsschmerz) und der Befunde bei der körperlichen Untersuchung gestellt.
  • Besonders wichtig ist die genaue Beschreibung des Unfallhergangs und der Richtung der Krafteinwirkung.
  • Eine mögliche Verschiebbarkeit des Gelenks bzw. des Schlüsselbeins wird überprüft.
  • Um einen Bruch auszuschließen und mögliche Verletzungen des AC-Gelenks zu beurteilen, werden Röntgenbilder gemacht. Zum Vergleich wird ein Bild der anderen Schulter hinzugezogen.
  • Zur genauen Beurteilung der Rissformen der Bänder oder zum Ausschluss von Begleitverletzungen kann eine Magnetresonanztomografie durchgeführt werden.

Behandlung

  • Die leichtesten und häufigsten Verletzungen werden konservativ, also ohne Operation behandelt.
  • Akut sollte die verletzte Stelle gekühlt werden.
  • Bei Bedarf kommen entzündungs- und schmerzhemmende Medikamente wie NSAR oder andere Schmerzmittel (z. B. Paracetamol) zum Einsatz.
  • Eine Armschlinge zur Entlastung des Arms kann zur Schmerzlinderung beitragen und für max. 2 Wochen getragen werden.
  • Ab der 3. Woche können die Patient*innen mit Bewegungsübungen beginnen. Während der ersten 6 Wochen sollte der Oberarm nicht höher als 90 Grad gehoben werden, und vermehrte Belastungen sowie insbesondere Hebetätigkeiten sollten während der ersten 3 Monate vermieden werden.
  • Ab dem 3. Monat kann der kontrollierte Aufbau von Schultergürtelmuskulatur und -belastung beginnen.
  • Eine Operation wird bei schweren Verletzungen, instabilem Gelenk oder trotz konservativer Therapie anhaltenden Schmerzen durchgeführt, um das Gelenk wieder zu stabilisieren.

Prognose

  • Bei leichten Verletzungen ist die Prognose sehr gut, und die Patient*innen können ihre Schulter nach der Heilungsphase wieder völlig normal und schmerzfrei bewegen. Die meisten Betroffenen können ihre sportliche Laufbahn fortsetzen, einige jedoch werden Beschwerden wie ein Knacken erleben und z. B. Schmerzen haben, wenn sie den Arm über die Schulter anheben.
  • Auch mittelschwere Verletzungen heilen in der Regel gut. Wenn hartnäckige Beschwerden auftreten, kann mit gutem Resultat zu einem späteren Zeitpunkt operiert werden.
  • Etwa die Hälfte der konservativ behandelten Patient*innen mit mittelschwerer Verletzung entwickelt ein verändertes Bewegungsverhalten des Schulterblatts. Dieses kann durch ein entsprechendes physiotherapeutisches Übungsprogramm über 6 Wochen in knapp 80 % der Fälle erfolgreich behandelt werden.
  • Durch eine Operation kann im Großteil der Fälle auch bei schweren Verletzungen ein gutes bis exzellentes Ergebnis erzielt werden. Ein arthroskopischer Eingriff (Schlüssellochchirurgie) erlaubt dabei in der Regel eine schnellere Rückkehr zu körperlichen Aktivitäten als ein offener Eingriff.

Weitere Informationen

Autor

  • Markus Plank, MSc BSc, Medizin- und Wissenschaftsjournalist, Wien

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References

Based on professional document Schultereckgelenksprengung. References are shown below.

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