Allgemeine Informationen
Definition
Palliation von Magen-Darm-Symptomen
- Viele Patient*innen mit einer malignen Erkrankung leiden unter Beschwerden des Magen-Darm-Trakts.
- Diese Symptome können dabei für die Patient*innen ebenso belastend sein wie Schmerzen.
- Die häufigsten und schwersten Symptome sind Übelkeit und Erbrechen sowie Obstipation.
- Sowohl die Obstipation als auch die Mundtrockenheit werden bei Patient*innen mit malignen Erkrankungen als Beschwerden häufig unterschätzt und vernachlässigt.
Maligne gastrointestinale Obstruktion
- Maligne Prozesse können von der Speiseröhre bis zum Enddarm auf allen Ebenen des Magen-Darm-Trakts zu einer Obstruktion führen.
- Die maligne gastrointestinale Obstruktion bezeichnet einen klinisch und in der Bildgebung nachweisbaren gastrointestinalen Verschluss aufgrund eines inkurablen intraabdominalen Tumors oder einer intraperitonealen Metastasierung.1
- Als maligne intestinale Obstruktion (MIO) bezeichnet man einen Ileus jenseits des Treitz-Bandes bei einem bekannten intraabdominellen nichtkurablen Malignom oder einem extraabdominellen Malignom mit eindeutiger Peritonealkarzinose.
- Einteilung
- komplette oder inkomplette Obstruktion
- uni- oder multilokulär
Ätiologie und Pathogenese
- Der Abschnitt basiert auf diesen Referenzen.1-2
- Extraluminal mechanisch
- Primärtumor
- Metastasen
- Adhäsionen
- Fibrose, z. B. nach Strahlentherapie
- Intraluminal, z. B. Ausbreitung des Tumors
- Infiltration des Tumors führt zum Verlust der Darmwandelastizität: intestinale Linitis plastica
- Die Infiltration des Tumors in das Mesenterium, den Plexus coeliacus oder andere Nervenstrukturen beeinträchtigt die Darmmotilität.
Häufigkeit
- MIO-Prävalenz3
- bei kolorektalen Karzinomen 10–28 %
- bei Ovarialkarzinomen 20–50 %
- hohe Prävalenz auch bei Zervix-, Prostata- und Blasenkarzinomen
- Primär betroffene Darmabschnitte2
- 60 % Dünndarm
- 33 % Kolon
- > 20 % Dünndarm und Kolon
- Meist sind Darmwand und Mesenterium (Peritonealkarzinose) befallen.
Diagnostik
Anamnese
- Die Symptome hängen davon ab, welcher Teil des Darms von der Obstruktion betroffen ist (s. o.).
- Gezielt fragen nach:
- Übelkeit
- Erbrechen
- Meteorismus
- Bauchschmerzen
- Veränderungen des Stuhlverhaltens.
- Wiederholte Erfassung der genannten Symptome vor, während und nach der symptomatischen Therapie.
- Vorgeschichte und -behandlungen
- Bauch-OP?
- Interventionelle Therapien?
- Bestrahlungen?
- Aktuelle Behandlung
- Diät? Änderung der Ernährung?
- Medikamente?
- Gezielte Suche nach Hinweisen auf potenzielle Ursachen der Obstruktion (s. o.)
Klinische Untersuchung
- Die wichtigsten klinischen Befunde sind kolikartige Schmerzen, ein hyperaktiver, aufgetriebener Darm und Erbrechen.
- Ob weiterführende diagnostische Maßnahmen notwendig und sinnvoll sind, ist individuell abzuwägen. Dabei spielen u. a. folgende Kriterien eine Rolle:
- klinische Gesamtsituation
- bestehende systemische Therapieoptionen
- Operabilität
- Vorbefunde
Therapie
Allgemeines zur Therapie
- In diesem Abschnitt finden Sie allgemeine Hinweise zur Palliativbehandlung bei gastrointestinalen Obstruktionen.
- Lokalisationsspezifische Hinweise zur Diagnostik und Therapie werden in den nachfolgenden Abschnitten behandelt.
Übelkeit und Erbrechen
- Bei inkompletter MIO
- Prokinetika wie Metoclopramid sollten zur Antiemese eingesetzt werden.
- Bei kompletter MIO
- Prokinetika wie Metoclopramid sollten zur Antiemese nicht eingesetzt werden.
- Antipsychotika – wie Haloperidol, Levomepromazin oder Olanzapin – oder Antihistaminika sollten allein oder in Kombination zur Antiemese eingesetzt werden.
- 5HT3-Antagonisten können zur Antiemese in Kombination mit typischen und atypischen Antipsychotika und Antihistaminika eingesetzt werden.
- Anticholinergika
- Anticholinergika wie Butylscopolamin können zur Reduktion der gastrointestinalen Sekretion eingesetzt werden.
- Nicht mit Prokinetika kombinieren!
- Somatostatinanaloga
- Können zur Reduktion der gastrointestinalen Sekretion eingesetzt werden.
- alleine oder in Kombination mit Butylscopolamin
- Können zur Reduktion der gastrointestinalen Sekretion eingesetzt werden.
- Säuresekretionshemmer
- Protonenpumpen-Hemmer können zur Sekretionsminderung eingesetzt werden.
- Glukokortikoide
- Können als Therapieversuch zur Passagewiedereröffnung für 5–10 Tage eingesetzt werden.
- Ablaufsonden
- Zur Linderung von Übelkeit und Erbrechen, wenn eine OP nicht möglich und die symptomatische Therapie nicht ausreichend ist, kann vorübergehend eine nasogastrale Sonde verwendet werden.
- Ist diese Maßnahme erfolgreich, Anlage einer Ablauf-PEG prüfen.
Bauchschmerzen
- Medikamentöse Therapie mit Nicht-Opioiden wie Metamizol sowie mit Opioiden
- Dosierungsbeispiele
- Metamizol 1.000–4.000 mg/Tag s. c. Infusionoder i. v.
- Morphin (oder äquivalente Dosis eines anderen Stufe-III-Opioids) 10–20 mg/Tag s. c. oder bei vorbehandelten Patient*innen von der entsprechenden Opioiddosis aus titrieren.
- Dosierungsbeispiele
- Bei kolikartigen Schmerzen
- Butylscopolamin 40–80 mg/Tag s. c. oder i. v.
- Kann Mundtrockenheit und Durst verstärken.
- Keine motilitätssteigernden Mittel wie Prokinetika oder stimulierende Laxanzien!
- Butylscopolamin 40–80 mg/Tag s. c. oder i. v.
- Mögliche Kombination: Morphin, Haloperidol und Butylscopolamin als kontinuierliche subkutane Infusion
Operation
- Multidisziplinär entscheiden:
- Viszeralchirurgie
- Palliativmedizin
- Anästhesie
- ggf. weitere Fachgebiete.
- Durchführung
- durch eine in der Tumorchirurgie erfahrene Person
- in Einzelfällen auch laparoskopisch
Gabe von Flüssigkeit, Nahrung und Medikamenten
- Bei anhaltendem Erbrechen und Resorptionsstörungen: Medikamente parenteral verabreichen.
- Flüssigkeit oral anbieten.
- Nach Möglichkeit orale Kost anbieten.
- Bei Elektrolytstörungen und Dehydrierung: Ausgleich über Infusionen bis zur Entscheidung über eine operative oder interventionelle Therapie der Obstruktion
- Nach Entscheidung zu rein symptomatischer Therapie: Parenterale Flüssigkeitsgabe erwägen.
- Bei einer verbleibenden Lebenserwartung von wenigen Wochen sollte eine parenterale Ernährung kritisch abgewogen werden (III/B).
- Bei einer erwarteten Überlebenszeit von mehreren Wochen oder Monaten soll eine parenterale Ernährung erwogen werden (III/A).
Supportive und pflegerische Maßnahmen
- Bei Mundtrockenheit (siehe auch Artikel Palliative Therapie bei oralen Beschwerden)
- Mundpflege anbieten.
- mehrmals täglich
- nach jedem Erbrechen
- regelmäßige Lippenbefeuchtung
- etwas zum Lutschen
- Eiswürfel
- Crushed Ice
- gefrorene Fruchtstückchen
- saure Bonbons
- Kaugummi
- Mundpflege anbieten.
- Bei Meteorismus
- feucht-warme Wickel oder warme Bauchauflagen
- Bei kommunikationseingeschränkten Patient*innen: Vorsicht mit zu heißen Wärmflaschen oder Heizdecken!
Gesprächsführung
- Vorausschauende Versorgungsplanung
- frühzeitig begonnene Gespräche mit den Betroffenen einschließlich Angehörigen über:
- möglichen Krankheitsverlauf
- Therapieoptionen und -ziele
- Patientenwünsche
- Aktualisierung und Konkretisierung des Behandlungsplans.
- Vor einer anstehenden Operation oder interventionellen Therapie über mögliche postinterventionelle Behandlungsbegrenzungen sprechen.
- frühzeitig begonnene Gespräche mit den Betroffenen einschließlich Angehörigen über:
- Krankheitsbedingte psychische Belastung beachten. Im Gespräch allen Emotionen Raum geben, z. B. Ekel- und Schamgefühle bei MOI-bedingtem Erbrechen.
Ösophagus
- Ösophaguskarzinome haben sich zum Zeitpunkt der Diagnose meist bereits stark ausgebreitet, sodass eine kurative Therapie lediglich bei etwa 25 % der Patient*innen infrage kommt.
Diagnostik und Therapie
- Auch einige der Patient*innen, die mit dem Ziel der Kuration behandelt werden, benötigen später eine palliative Therapie.
- Symptome einer Obstruktion
- Dysphagie: sämtliche Schweregrade
- vollständige Obstruktion
- Therapie
- selbstexpandierender Metallstent (SEMS)
Magen und Duodenum
- Entscheidend für die Wahl der Behandlung sind das Alter und der Allgemeinzustand der Patient*innen, die Ausbreitung des Malignoms und die Lebenserwartung.
- Mögliche Ursachen einer Obstruktion
- primäres Magen- oder Duodenalkarzinom
- Sonstige Malignome, die die Passage behindern („Gastric Outlet Obstruction“).
Diagnostik
- Symptome einer Obstruktion
- Erbrechen als dominierendes Symptom
- Zunahme der Beschwerden nach dem Essen
- anschließend Erbrechen sämtlicher fester Nahrung
- Bauchschmerzen
- Übelkeit, Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust
- Blutungen, Hämatemesis (blutig und/oder kaffeesatzartig)
- Erbrechen als dominierendes Symptom
Therapie
- Konservative Therapie
- symptomatische Behandlung der Übelkeit und der Schmerzen (siehe Abschnitt Allgemeines zur Therapie)
- Operative Therapie
- Palliative Resektion ist indiziert, wenn
- der Tumor als resektabel eingeschätzt wird – und –
- der Allgemeinzustand relativ gut ist und die Lebenserwartung mehr als 6 Monate beträgt.
- Bypass-Operation (Gastroenterostomie) ist indiziert bei:
- Obstruktionen am Magenausgang infolge nichtresektabler Tumoren4
- einer Lebenserwartung von mehr als 3 Monaten.
- perkutane endoskopische Gastrostomie (PEG)
- minimalinvasives Verfahren, das angewendet werden kann, wenn die übrigen Methoden nicht infrage kommen
- Palliative Resektion ist indiziert, wenn
- Endoskopische Therapie (via Gastroduodenoskopie)
- selbstexpandierender Stent (SEMS)
- Kann bei fortgeschrittener Erkrankung und Lebenserwartung von wenigen Monaten oder schlechtem Allgemeinzustand (ECOG 3–4, entspricht etwa einem Karnofsky-Score von 20–30 %) erwogen werden.
- Kurzfristige Ergebnisse sind besser als bei der Bypass-Operation, aber Rezidive häufig.
- selbstexpandierender Stent (SEMS)
Gallenwege
- Maligne Obstruktionen der Gallenwege, gleich ob teilweise oder vollständig, sind meist in den extrahepatischen Gallengängen lokalisiert, können grundsätzlich jedoch alle Abschnitte betreffen.
- Ursachen
- Die häufigste Ursache sind Pankreaskarzinome. Bei mehr als 80 % der Patient*innen mit einem periampullären Pankreaskarzinom liegt zum Zeitpunkt der Diagnose eine klinische Cholestase mit Ikterus vor.
- Auch primäre Gallengangskarzinome können zu einer Cholestase führen.
- Obstruktionen der Gallenwege können zudem auf eine Kompression durch andere Tumoren zurückzuführen sein, z. B. Lymphknotenmetastasen im Leberhilus.
- Auch eine benigne Obstruktion, etwa durch Gallensteine, ist möglich.
- Die Diagnostik liefert wertvolle Informationen für die Wahl der Behandlung:
- kurative Therapie
- Palliation – oder –
- onkologische Therapie mit kurativer Intention.
- Die Diagnostik und die Therapie finden im Rahmen einer Zusammenarbeit zwischen gastroenterologischen Chirurgen, Onkologen, Radiologen oder anderen relevanten Spezialisten statt.
Diagnostik
Typische Symptome
- Ikterus und häufig Pruritus
- Dunkler Urin und heller Stuhl
- Allgemeinsymptome: Übelkeit, Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust
- Ggf. Cholangitis-Symptome: Fieber und Schüttelfrost, Schmerzen
Ergänzende Untersuchungen
- Sonografie von Leber, Gallenwegen und Pankreas
- CT des Abdomens, evtl. ergänzende MRT und MRCP (mit Kontrastmittel in den Gallenwegen)
- Evtl. ERCP, wenn als Therapie indiziert
Therapie
- Symptomatische Behandlung der Übelkeit und der Schmerzen (siehe Abschnitt Allgemeines zur Therapie)
- Indikationen für eine Entlastung der Gallenwege
- Interne Gallengangstents
- „minimalinvasive“ Methode, selbstexpandierende Metallstents (SEMS) am häufigsten verwendet
- Einbringung der Stents meist im Rahmen einer ERCP
- alternativ im Rahmen einer ultraschallgesteuerten perkutanen transhepatischen Cholangiografie und Drainage (PTC/PTD)
- Die fotodynamische endoskopische Therapie (PTD) wird als vielversprechend beschrieben.
- Palliative Operationen
- Zum Beispiel Cholangiojejunostomie (Bypass); indiziert, wenn das Legen eines internen Stents nicht möglich ist.
- Eingriffe sind mit hoher Komplikationsrate verbunden.
Dünndarm, Dickdarm und Enddarm
- Ursachen von MIO
- am häufigsten primäre Kolonkarzinome
- gynäkologische Malignome, insbesondere Ovarialkarzinome
- Metastasen: am häufigsten bei Mammakarzinomen und malignen Melanomen
- bei Verdacht auf eine maligne Obstruktion bei 1 von 3 Patient*innen Nachweis einer benignen Ursache: Obstipation, Adhäsionen, innere Hernie, evtl. auch neuromuskuläre Störung (Pseudoobstruktion)
Diagnostik
Ziele
- Nachweis einer etwaigen mechanischen Obstruktion, von Ausprägung und Zahl der Obstruktionen
- Ermittlung der Obstruktionsursachen
Symptome
- Bauchschmerzen
- häufig konstante Schmerzen, evtl. schubweise verstärkt durch Darmkontraktionen
- aufgetriebenes Abdomen, Meteorismus
-
- Solange die Obstruktion nicht vollständig ist, können Winde abgehen.
- Obstipation,5
- bei kompletter Obstruktion: kein oder wenig Stuhl
- bei inkompletter Obstruktion: evtl. noch zeitweise Stuhlgang
- evtl. Pseudodiarrhö durch bakterielle Übersiedlung proximal der Engstelle
- Übelkeit, Erbrechen
- Sodbrennen
- Mundtrockenheit
- Appetit- und Gewichtsverlust
- Nach Lokalisation des Passagehindernisses
- Magenausgang und Duodenum (s. o.): Erbrechen von unverdauter Nahrung als dominierendes Symptom, evtl. Bauchschmerzen
- Dünndarm: kolikartige Schmerzen im Epigastrium und umbilikal, evtl. Erbrechen und Meteorismus
- Kolon: Meteorismus als dominierendes Symptom, evtl. Schmerzen im Unterbauch und paraumbilikal, Erbrechen bis zum Miserere nur als spätes Symptom
Differenzialdiagnosen
- Paralytischer Ileus (siehe auch Artikel Akuter Darmverschluss)
- In der Palliativsituation gelten dieselben Behandlungsprinzipien wie bei der MIO.
- Intestinale Obstruktionen nicht maligner Ursache, z. B.:
- Adhäsionen und Briden nach OP
- Bei klar lokalisierter Ursache kann eine operative Therapie sinnvoll sein (Näheres siehe Artikel Akuter Darmverschluss).
- Obstipation
- Eine schwere Obstipation, evtl. mit Kotsteinen, kann klinische Zeichen einer MIO aufweisen.
- In der Palliativsituation ist besonders auch an Medikamente – wie Opioide oder Anticholinergika – als mögliche Verursacher einer schweren Obstipation zu denken.
- Therapie siehe Artikel Obstipation, palliative Behandlung.
- (Sekundäre) Obstipation ist aber auch ein häufiges Symptom von MIO (s. o.).
Ergänzende Untersuchungen
- Rektal-digitale Tastuntersuchung
- CT Abdomen
- Wenn operative, interventionelle oder systemische Therapien in Erwägung gezogen werden.
- Oder wenn es zur Diagnosestellung und Entscheidungsfindung mit der betroffenen Person notwendig ist.
- Mehrschicht-CT als 1. Wahl empfohlen
- Röntgenübersichtsaufnahmen des Abdomens haben deutlich geringere Präzision.
- Untersuchungen mit Kontrastmittel nur in Ausnahmefällen
- Sonografie Abdomen
- Wenn die CT nicht gewünscht oder nicht möglich ist.
- oder im Rahmen der Verlaufsbeurteilung unter der Therapie
- Labor
Therapie
- Die Wahl der Therapie richtet sich nach dem klinischen Zustand der Patient*innen, ihren Wünschen sowie den Befunden, die im Rahmen der Diagnostik erhoben wurden.
- Die Therapie sollte von einem interdisziplinären Team geplant werden.
- Der primäre Zweck der Behandlung besteht in der Verbesserung der Lebensqualität.
- Als wichtige Faktoren bei der Wahl der Therapie sind folgende Fragestellungen zu berücksichtigen:
- Besteht eine mechanische oder eine funktionelle Obstruktion?
- Welche Maßnahmen sind realistisch und durchführbar?
- Welches Verfahren ist am effektivsten und am schonendsten?
- Mit welchen Risiken sind die einzelnen Verfahren verbunden?
Symptomatische Therapie
- Therapie von Übelkeit und Schmerzen (siehe Abschnitt Allgemeines zur Therapie)
- Therapie von Obstipation (Näheres siehe Artikel Palliative Behandlung bei Obstipation)
- bei inkompletter MIO
- stimulierende Laxanzien und hohe Einläufe nur unter engmaschiger Überwachung
- evtl. weichmachende Laxanzien
- bei kompletter MIO
- Keine stimulierenden Laxantien und hohen Einläufe!
- bei inkompletter MIO
Operative Therapie
- Optionen
- Anlegen eines Stomas
- Bypass-Operationen
- Resektionen
- Kontraindikationen einer Operation
- Patient*innen lehnen den Eingriff ab.
- reduzierter Allgemeinzustand
- ausgeprägte Karzinose und/oder ausgeprägter Aszites
- Obstruktion auf mehreren Ebenen
- geringe Lebenserwartung
- sonstige Faktoren wie hohes Alter, Komorbidität, schlechter Ernährungszustand, ausgebreitete maligne Erkrankung
- frühere palliative Operationen
Endoskopische Verfahren
- Stentanlage kann bei umschriebener, isolierter Obstruktion erwogen werden, vor allem auch wenn eine OP aufgrund von Komorbiditäten schwierig erscheint.
- Häufig erfolgreiche und dauerhafte Besserung durch selbstexpandierende Metallstents (SEMS)6
- Stents sind für den Dickdarm gut geeignet, bei distalen Tumoren im Rektum jedoch nicht.
- Endoskopische Laserbehandlung von Blutungen, ggf. zur Reduzierung des Tumorvolumens
Konservative Therapie
- Als Ergänzung zu operativen Eingriffen oder wenn eine Operation nicht gewünscht wird oder nicht möglich ist.
- Siehe auch die Artikel zur palliativen Schmerztherapie und zur Palliation von Übelkeit und Erbrechen.
- Bei inkompletter MIO
- Zum Ableiten von Gasen: Darmrohr einführen.
- zur Unterstützung der Darmpassage: Einläufe
- Schmerzen und Übelkeit
- Siehe Abschnitt Allgemeines zur Therapie.
- Darmödem
- Steroide zur Verringerung der Obstruktion durch Reduzierung des Darmödems, zusätzlich Linderung von Schmerzen und Übelkeit
- z. B. Dexamethason: 8–16 mg/Tag in 1 oder 2 Dosen, intravenös oder subkutan
Zervixkarzinom
- Siehe Artikel Zervixkarzinom.
- Wenn die MIO nicht ursächlich behandelt werden kann, ist eine symptomorientierte Therapie indiziert.
- Bei ausgeprägtem und belastendem Erbrechen sollte mit den Patientinnen die passagere Anlage einer Nasogastralsonde besprochen und kritisch abgewogen werden.
- Bei Patientinnen in früheren Krankheitsphasen kann das Gespräch über die Möglichkeit der Anlage einer großlumigen perkutanen endoskopischen Gastrostomie (PEG) zur dauerhaften Ableitung des Magen-Darminhaltes indiziert sein.
- Zur symptomatischen Therapie können andere operative Eingriffe wie das Anlegen eines Anus praeter indiziert sein.
- absolute OP-Kontraindikationen
- vorausgegangene Laparotomie mit inoperablem Befund oder diffuser Metastasierung
- ausgeprägte Motilitätsstörung
- palpaple abdominelle Tumormassen
- ausgeprägter Aszites
- relative Kontraindikationen
- absolute OP-Kontraindikationen
- Weitere Maßnahmen
- evtl. parenterale Nahrungs-/Flüssigkeitszufuhr
- Antiemetika
- Hemmung der gastrointestinalen Sekretion und Peristaltik
- Anticholinergika (z. B. Butylscopolamin 40–120 mg/Tag s. c.
- Octreotid (3 x 100–500 µg/Tag s. c.)
Verlauf, Komplikationen und Prognose
- Verlauf
- Meist entwickelt sich eine MIO schleichend über Tage bis Wochen.
- Akute Verläufe, die eine Notfallintervention erfordern, sind selten.
- Auch intermittierende Verläufe und Spontanremissionen sind möglich.
- Eine MIO stellt oft eine starke psychische Belastung für die Betroffenen dar.
- Komplikationen
- Peritonitis
- Perforation
- Reflux mit Aspirationsrisiko
- Prognose
- heterogen
- in der Palliativsituation oft nur wenige Wochen oder Tage
- Vorausschauende Versorgungsplanung ist dann wichtig (Näheres siehe auch Artikel Behandlung am Lebensende, Prinzipien).
Weitere palliative Therapien
- Schmerzen
- Übelkeit und Erbrechen
- Obstipation
- Orale Beschwerden
- Mangelernährung und Dehydratation
- Dyspnoe
- Depression
- Angst
- Delir
Patienteninformationen
Patienteninformationen in Deximed
Palliative Behandlung bei fortgeschrittenen Krebserkrankungen
- Angst
- Übelkeit und Erbrechen
- Verstopfung
- Mundbeschwerden
- Atembeschwerden bei Lungenkrebs
- Gewichtsverlust bei Krebs
- Depression
- Delir
Quellen
Literatur
- Anthony T, Baron T, Mercadante S et al. Report of the clinical protocol committee: development of randomized trials for malignant bowel obstruction. J Pain Symptom Manage 2007; 34(1 Suppl): S49-59. PMID: 17544243 PubMed
- Ripamonti C, Twycross R, Baines M et al. Clinical-practice recommendations for the management of bowel obstruction in patients with end-stage cancer. Support Care Cancer 2001; 9(4): 223-33. PMID: 11430417 PubMed
- Ripamonti CI, Easson AM, Gerdes H. Management of malignant bowel obstruction. Eur J Cancer 2008; 44(8):1105-15. PMID: 18359221 PubMed
- Jeurnink SM, Steyerberg EW, Hof G, et al. Gastrojejunostomy versus stent placement in patients with malignant gastric outlet obstruction: a comparison in 95 patients. J Surg Oncol 2007; 96: 389-96 PubMed
- Ripamonti C. Malignant bowel obstruction. In: Gastrointestinal Symptoms in Advanced Cancer Patients, C. Ripamonti and E. Bruera, Editors. 2002, Oxford University Press: Oxford
- Larssen L, Medhus AW, Hjermstad MJ, et al. Patient-reported outcomes in palliative gastrointestinal stenting: a Norwegian multicenter study. Surg Endosc 2011; 25(10):3162-9. PubMed
Autor*innen
- Thomas M. Heim, Dr. med., Wissenschaftsjournalist, Freiburg